Verfassungsklage/Studiengebühren

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Hanse

Beitrag von Hanse » 18. Jan 2007, 09:58

Haha der Reitenbreiter ist ein lustiger Vochel...

ich out mich mal als ein von ihm beschriebenen Studenten. Habe in Kassel Maschinenbau studiert (mittels Bafög) arbeite nun knapp zwei Jahre in Deutschland als Ingenieur und habe das Einkommen einer Krankenschwester (soll keine Kritik an Krankenschwesetern sein, habe Respekt vor deren Arbeit)..
Für mich ist dies Grund ins Ausland zu wechseln. Genau dies werde ich tun. Ein schlechtes Gewissen habe ich dabei überhaupt nicht. Ich würde sofort nach Deutschland zurück kommen, wenn die Leistungen auch dementsprechend honoriert werden.
Ich war auch meistens Di oder Mi rabenvoll in einem der besagten Läden. Studiert habe ich trotzdem nur 4 1/2 Jahre. Meine Semsterferien haben sich i.d.R auf 7 Tage beschränkt.

@günter
schöne wäre es, wenn wir in der Forschung so viel Geld bekommen würden. Leider müssen wir um jeden Cent kämpfen. Hauptproblem ist und bleibt die Bürokratie.

Gonzo
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Beitrag von Gonzo » 18. Jan 2007, 12:12

Hui, diese Resonanz hätte ich nicht erwartet - und es ist ja schonmal gut, daß darüber diskutiert wird.

Zu den Thesen von Reitenbreiter:

Ich sitze (oder besser stehe) mit 270 Kommilitonen zu 2 Vorlesungen in Hörsaal IV - soweit bekannt, ist dieser Hörsaal für max. 150 Personen geeignet. Für solche Voraussetzungen eine Gebühr zu erheben ist bereits grober Unfug. Aber das nur am Rande.

Deine Argumentation, wir bekämen Scripte von 1997 ist albern. Die Scripte werden von Professoren selbst zusammengestellt und wenn wir Scripte von 1997 bekommen, liegt das entweder daran, daß sich seitdem nicht viel auf diesem Gebiet getan hat, oder daran, daß der Prof 'ne faule Sau ist. Beides ist mit Studiengebühren nicht zu verändern.

Vielleicht, Reitenbreiter, hättest Du mal studieren sollen, damit du hier nicht irgendwelche Stammtischparolen loslässt, von denen Du keine Ahnung hast. Um meine fachgebundene Hochschulreife für ein Lehramtsstudium zu bekommen, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als 2 Semester Sozialverwesung zu studieren. Das war einmal das Abhängerstudium überhaupt. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Bereits im ersten Semester fallen für mich 6 Klausuren und 2 Hausarbeiten an. Zum Bummeln bleibt mir nicht allzuviel Zeit, der Reader/Script einer (!) dieser Veranstaltungen hat Telefonbuchformat. Die Kosten dafür liegen bei 12 Euro, nehme ich die anderen dazu, liege ich etwa bei 50, nehme ich die erforderlichen Bücher dazu (weil die Bibliothek eine Katastrophe ist), komme ich schon auf mehr als 250 €, stelle ich die Verwaltungsgebühren noch dazu, bin ich schon fast bei 500 €. Du merkst: Ein Studium ist bereits teuer; es gibt keinen Grund es zum Luxus zu machen...

Dazu sind meine Studienbedingungen unter aller Kanone. Ich kann damit leben, nach Schulstundenplan statt nach Interesse zu studieren; ich will kein Sozialarbeiter werden. Aber diejenigen, die dort tatsächlich aus idealistischen Gründen sitzen, sind ordentlich gephickt - deren Ausbildung ist eine Katastrophe. Weißt Du, aus welchen Gründen unsere Akademiker ehemals gut ausgebildet waren? Sie hatten die Möglichkeit, sich bis zum Anschlag zu bilden, in ihren Interessen gefördert zu werden und vor Allem war es wurscht, aus welchem finanziellen Stand sie kamen. Das wird alles nach und nach über den Haufen geworden, ökonomisiert, amerikanisiert. Es sollte bei der Bildung nicht um Ökonomie gehen - aber wenn man es bitte darauf beziehen möchte, weise ich darauf hin, daß wir in Hessen nicht unbedingt auf materielle Ressourcen wie Erz, Kohle, Öl oder Uran zurückgreifen können. Das einzige Gut ist Bildung. Im Übrigen zahlen Deine "Bummelstudenten" bereits jetzt mehr als 1000€ je Semester. Apropos Bummelstudenten: Ein sehr guter Freund von mir ist mittlerweile über der Regelstudienzeit. Das Problem hierbei ist nicht, daß er faul ist (ganz im Gegenteil, er ist unglaublich ehrgeizig). Nein, er ist über der Regelstudienzeit, weil er zweimal ein ganzes Semester ausfallen lassen musste, um am Bau zu schuften und Knete zu verdienen, damit er das ganze Studium nicht schmeissen muss. Zusätzliche 500 € würden ihm wohl das Genick brechen - kurz vorm Diplom. Glückwunsch, wieder ein "Bummelstudent" weniger! :evil: Deine Aussage, daß "ein paar Mark" Studiengebühren den Studenten selbst zugute kommt, ist an Zynismus nicht zu überbieten. Es kommt denjenigen zugute, die es sich ohnehin leisten können, denn die anderen schaffens finanziell gar nicht mehr an die Uni oder lassen sich von dem erwarteten Schuldenberg abschrecken. Übrigens: Im Fall, daß jemand einen Master, Doktor oder gar eine Professur anstrebt, sind 1500 € Studiengebühren geplant. Bereits der Doktor dauert an die 5 Jahre (da wären wir bei 15.000 Euro), BaFög gibts keins. Herzlichen Glückwunsch, das ist dann wirklich nur noch den richtig Wohlhabenden vorbehalten... Nochmal der Hinweis auf Humboldt und die Bildungsgesellschaft.

Im Übrigen kenne ich nur einen Akademiker, der ins Ausland abgewandert ist (In einem Freundeskreis, der fast ausschließlich aus Studierten besteht, ist das nicht so viel). Der Grund war, daß er in Deutschland keinen Job gefunden hat und jetzt in Irland gelandet ist. Es ging nicht um gut oder schlecht bezahlt - es ging darum daß es hier gar keinen Job gab!

Aber in Deinen Augen sind Studenten wohl generell faule Schweine, die den ganzen Tag nur Kaffee saufen und feiern. Der Hinweis, daß ich, als ich in Lohn und Brot stand, viel mehr Zeit und Geld hatte, um jedes Wochenende einen saufen zu gehen und in der Woche auch die ein- oder andere Party mitzunehmen, ist wohl überflüssig. Latte, ruinieren wir doch unser Bildungssystem, grenzen wir doch Kompetenzen aus (wir ham's ja), festigen wir unsere Eliten. Es gab einen Grund, warum der Vater des sympathischen Diktators und korrupten lügenden Hobbygeldwäschers aus Südhessen, Karl-Heinz Koch, damals die Gratisbildung (auch in Unis) in der hessischen Verfassung brutalstmöglich eingeklagt hat. Remember? War kurz nach dem 3. Reich und Bildung sollte die Demokratie stärken...

Deshalb mal der kleine Tip: Erstmal nachdenken, statt das unqualifizierte Geschwätz von Bild und Koch (übrigens war der ein Langzeitstudent!!!) zu übernehmen.

Gegen eine Regelung, nach Einstellung monatlich einen bestimmten Betrag zurück zu bezahlen, sofern das nun fällige Einkommen monatlich 2500 - 3000 Eus übersteigt, hab ich auch nichts einzuwenden. Damit würde man auch niemanden vom Studium ausschließen. Aber so wie es geplant ist, passiert nur eines: Studenten müssen noch mehr jobben, haben noch weniger Zeit fürs Studium oder werden gleich ausgegrenzt. Ausgenommen: Wohlstandskinder. Super...

@steffen: Das ist ja auch mal krass!

So, genug, meine Schläfe hört auf zu pochen... Ich bitte trotzdem nochmal alle darum - falls nicht schon geschehen - mitzumachen! Vielleicht möchten Eure Kinder später mal studieren. Sollte es dann am Geld scheitern?
Zuletzt geändert von Gonzo am 18. Jan 2007, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Glowes
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Beitrag von Glowes » 18. Jan 2007, 13:08

Ich verstehe Dein Anliegen Gonzo. Ich bin zwar kein Student, aber totzdem der Meinung, dass Bildung keine Sache des Geldes sein darf. Im Gegenteil. Mir persönlich wäre es recht, wenn man nur von Studenten, die nachweislich nicht vorwärts kommen, weil sie jahrelang trödeln (sofern das noch möglich ist), eine Studiengebühr verlangt, damit die Unis Platz für Leute haben, die ernsthaftes Interesse an Ihrem Studium haben. Das wäre eine Maßnahme gewesen, die sicherlich auf mehr Zustimmung getroffen wäre, wohl aber auch weniger Geld eingebracht hätte.



BTW: Hessenhitler?

Was soll das denn bitte? Egal wie man persönlich zu Koch steht, er ist meilenweit von einem Hitler entfernt. Wieso muss immer wieder der Bogen zum 3. Reich und/oder Hitler geschlagen werden? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Dein letzter Beitrag war gut und auch für Leute wie mich (Außenstehende) nachvollziehbar. Aber solche Vergleiche sind einfach nur Panne.
Geschimbed äß norr lange nidd geschlohn!

Krugster
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Beitrag von Krugster » 18. Jan 2007, 13:16

Gonzo hat geschrieben:
Aber in Deinen Augen sind Studenten wohl generell faule Schweine, die den ganzen Tag nur Kaffee saufen und feiern.
Du trinkst doch den ganzen Tag Kaffee :wink:
Gonzo hat geschrieben:
Der Hinweis, daß ich, als ich in Lohn und Brot stand, viel mehr Zeit und Geld hatte, um jedes Wochenende einen saufen zu gehen und in der Woche auch die ein- oder andere Party mitzunehmen, ist wohl überflüssig.


Nun ja, Du warst bei der Stadt.... :lol:
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Wie ist eigentlich der Stand der Dinge: Werden Gebühren grundsätzlich erhoben oder gilt das erst ab dem 4., 5. Jahr?
Eine Ecke ist ein halbes Tor.

Glowes
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Beitrag von Glowes » 18. Jan 2007, 14:07

Krugster hat geschrieben:Wie ist eigentlich der Stand der Dinge: Werden Gebühren grundsätzlich erhoben oder gilt das erst ab dem 4., 5. Jahr?
Grundsätzlich. Und da liegt der Hase m.E. im Pfeffer.
Geschimbed äß norr lange nidd geschlohn!

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Beitrag von Freibeuter » 18. Jan 2007, 15:40

KSV-Glowes hat geschrieben:Mir persönlich wäre es recht, wenn man nur von Studenten, die nachweislich nicht vorwärts kommen, weil sie jahrelang trödeln (sofern das noch möglich ist), eine Studiengebühr verlangt, damit die Unis Platz für Leute haben, die ernsthaftes Interesse an Ihrem Studium haben.
Gebühren für Langzeitstudenten gibt's bereits in Hessen.

Glowes
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Beitrag von Glowes » 18. Jan 2007, 15:53

Freibeuter hat geschrieben:
KSV-Glowes hat geschrieben:Mir persönlich wäre es recht, wenn man nur von Studenten, die nachweislich nicht vorwärts kommen, weil sie jahrelang trödeln (sofern das noch möglich ist), eine Studiengebühr verlangt, damit die Unis Platz für Leute haben, die ernsthaftes Interesse an Ihrem Studium haben.
Gebühren für Langzeitstudenten gibt's bereits in Hessen.
Siehste, wieder was dazu gelernt. :D
Geschimbed äß norr lange nidd geschlohn!

MW
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Beitrag von MW » 18. Jan 2007, 18:31

KSV-Glowes hat geschrieben:BTW: Hessenhitler?

Was soll das denn bitte? Egal wie man persönlich zu Koch steht, er ist meilenweit von einem Hitler entfernt. Wieso muss immer wieder der Bogen zum 3. Reich und/oder Hitler geschlagen werden? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Dein letzter Beitrag war gut und auch für Leute wie mich (Außenstehende) nachvollziehbar. Aber solche Vergleiche sind einfach nur Panne.
Naja,den Namen hat er halt weg.Wer sich den Weg ins Amt mit einer Unterschriftenaktion gegen Ausländer ebnet,darf sich da nicht wundern.
Außerdem sei dem Gonzo der eine Ausrutscher gegönnt.Zuviel PC-Getue ist auch nervig.Niemand wird Koch wirklich mit Hitler gleichsetzten,oder?

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