So, jetzt mal ne kleine Stinkbombe von mir zu dem Thema KSV kontra Huskies ... *lol*
Ich hab mir als Wilhelmshavener diese Kindereien einiger (NICHT aller) Forumgänger lange genug angeschaut und muß mal was dazu loswerden. Ich entschuldige mich auch schon mal vorweg, daß es ein recht langer Text ist. Wer also nicht mehr als vier Zeilen lesen kann, der möge sich einfach ausklinken.
Also es gibt bei uns den SV Wilhelmshaven 92. Er wurde 1992 aus der Taufe gehoben, als der Fußball in Wilhelmshaven sprichwörtlich am Ende war. Es gab damals mit dem TSR Olympia (Gründungsmitglied der Zweiten Bundesliga) und dem SV Wilhelmshaven zwei Vereine, die sich in der fünften (!) Liga mehr schlecht als recht über die Runden quälten. So kann es nicht weitergehen, sagten sich die Verantwortlichen, und besagter SVW 92 wurde ins Leben gerufen. Von den beiden Vereinen stellten die einen mehrheitlich die Mannschaft, und die anderen brachten das Stadion ein. Der SVW 92 verpflichtete mit Wolf Werner den Ex-Bundesligatrainer von Borussia Mönchengladbach. Der baute eine richtig gute Mannschaft auf, seine prominenteste Entdeckung war zweifellos Christian Claaßen. Der SVW 92 stieg 1994 in die dritthöchste Spielklasse auf und sicherte sich problemlos den Klassenerhalt. C. Claaßen gewann zudem die Torjägerkrone und den Titel "Spieler der Regionalliga Nord". Werner und Claaßen gingen, neue Trainer und Spieler kamen und gingen und kamen. Bemerkenswert war z.B. der Trainer Hubert Hüring, der Wilhelmshaven 1998/99 mit einer starken Rückrunde noch vor dem Abstieg rettete. Die Saison 1999/2000 begann eigentlich auch nicht schlecht, aber in einer Nacht- und Nebelaktion verschwand Hüring zum BV Cloppenburg, das liebe Geld war wohl schuld. Sein Nachfolger wurde Hans-Werner Moors, ein ehemaliger Bundesligaspieler von Arminia Bielefeld. Und siehe da, der SVW drehte mächtig am Rad und stieg mit 12 Siegen hintereinander in die Rückrunde ein. Eines der Spiele davon war an der Lohmühle beim VfB Lübeck, dem heimstärksten Verein der Liga und aktuellen Tabellenführer. Den Lübecker Spielern stand die Angst vor dem SVW schon beim Anpfiff ins Gesicht geschrieben, die Partie endete 0:3, und der SVW war erstmals Tabellenführer in dieser Liga. Es war klar, daß nicht Lübeck, nicht Braunschweig, sondern nur Osnabrück den Aufstieg des SVW verhindern könnte. Letztlich war es aber wieder das liebe Geld. Am Ende der langen Erfolgsserie hielten die Spieler nämlich nicht mehr den Mund, sondern sagten die Wahrheit, und die hieß: Spieler und Trainer hatten seit Weihnachten kein Geld mehr gesehen, teilweise könnten sie sogar die Mieten nicht mehr bezahlen. Die Bombe war geplatzt, der SVW kam von der Erfolgsspur ab, konnte aber als einzige Mannschaft bis kurz vor Schluß den Osnabrückern paroli bieten. Zudem wurde mit Vidmantas Vysniauskas ein weiterer Wilhelmshavener zum "Spieler der Regionalliga Nord" gewählt. Die Mannschaft brach wegen der weiter anhaltenden Finanzprobleme halb auseinander, auch Vysniauskas ging, aber Erfolgstrainer Moors blieb überraschend. In der neu strukturierten Regionalliga Nord mit Ost- und Westvereinen dümpelte der SVW die ersten Wochen erfolgslos als Träger der roten Laterne vor sich hin, von Presse und Zuschauern boykottiert, bis Moors sich eines Spielers erinnerte, der kurz vor dem Aufhören stand: Heiko Bonan, ehemals Bundesligaspieler in Bochum und beim KSC. Und mit Bonan lief es wieder. Der SVW blieb elf Spiele hintereinander ungeschlagen, das letzte Spiel dieser Serie war gegen den Tabellenführer, sein Name - VfB Lübeck. Den 3:2-Sieg sahen fünfmal weniger Fans, als es der Tabellenkonstellation angemessen gewesen wäre. Das war praktisch schon das Todesurteil für einen kranken Verein. Und die Gehälter wurden wieder über mehrere Monate hinweg nicht gezahlt. Mehrere Spieler wurden an Lübeck, Braunschweig usw. verscherbelt. Die Erfolgsserie riß, aber der SVW spielte die Saison mit Anstand weiter. Am Ende standen 58:58 Tore, 12 Siege, 12 Remis, 12 Niederlagen zu Buche, womit man 9 Vereine vor sich und 9 hinter sich hatte, ausgeglichener geht es nicht...
Und dann wurde beim Lizenzverfahren das letzte Blatt ein paar Minuten zu spät an die DFB-Zentrale in Frankfurt gefaxt - Lizenzentzug und Abstieg in die Oberliga Niedersachsen/Bremen. Die Mannschaft brach noch weiter auseinander, Heiko Bonan und noch zwei weitere Wilhelmshavener wechselten z.B. zu Rot-Weiß Essen und machten aus einem Fast-Absteiger einen Fast-Aufsteiger. Heiko Bonan wurde zudem "Spieler der Regionalliga Nord".
Der SVW selbst wurde in der Saison 2001/2002 trotzdem immerhin noch Dritter in der Oberliga, sogar die Meisterschaft winkte am Ende noch einmal kurzfristig. Zuschauer sind kaum da, die Pleite geht weiter. Jetzt verlassen die letzten guten Spieler den Verein, und alles andere als ein Mittelfeldplatz in der nächsten Saison wäre wohl vermessen.
Mein Fazit zum SVW:
Ich bin als Wilhelmshavener stolz auf das, was der SVW 92 in den letzten 10 Jahren geschafft hat. So bekannte Mannschaften wie Hannover 96, Eintracht Braunschweig, VfL Osnabrück und VfB Lübeck haben zusammen nicht so viele "Spieler der Regionalliga Nord" gestelltt wie der SVW. Bei Rot-Weiß Essen spielen mehrere Wilhelmshavener, bei den Zweitliga-Aufsteigern Lübeck und Brauschweig auch, dazu kommt noch mit Dame Diouf der beste Abwehrspieler der abgelaufenen Saison bei Hannover 96. Ja, in Wilhelmshaven wurde mehr Geld ausgegeben als eingenommen, aber es gibt wohl keinen Verein auf Regionalligaebene, der unter rein sportlichen Aspekten besser eingekauft hat als das arme Wilhelmshaven.
Anfang der 90er Jahre, als der Fußball in Wilhelmshaven am Boden war, kam ein Eishockeyverein nach oben. Ja, das ist schon irgendwie merkwürdig, wenn so etwas am Wasser geschieht, und wenn der Verein EC Wilhelmshaven-Stickhausen heißt. Stickhausen? Ist das ein Stadtteil von Wilhelmshaven? Nöööööööö. Das soll irgendwo bei Leer liegen, also an der holländischen Grenze, fast eine Autostunde entfernt. Keine Ahnung, was das mit Wilhelmshaven zu tun hat, aber Stickhausen ist jedenfalls drin im Vereinsnamen ... *lol*
Aber in Wilhelmshaven wurde verdammt gutes Eishockey gespielt. Oberliga, Regionalliga, Zweite Liga, später dank der DEL auch Erste Liga... *räusper*
Der Dauerrivale des ECW war übrigens der ESC Wedemark, heute besser bekannt als DEL-Klub Hannover Scorpions. Manchmal kletterte Wedemark eine Liga hoch, aber ein Jahr später zog dann der ECW nach. Auch die Duelle mit Timmendorf wurden zu Klassikern. Und wenn man einen Experten fragt, welche drei Mannschaten das Eishockey im Norden prägten, so lautet die Antwort: ESC Wedemark, ETC Timmendorfer Strand und EC Wilhelmshaven-Stickhausen. Die größten Erfolge feierte der ECW in den 90ern im Ligapokal, den er manchmal gegen seine Erzrivalen gewann oder zumindest im Finale stand. Unvergessen auch die Saison 1993/94, als der EC Bad Tölz auf dem Weg zur ersten gesamtdeutschen Zweitligameisterschaft in den Play-offs gegen den ECW schon am Abgrund stand, weil das die härteste Nuß war, die es zu knacken galt. Und ein äh Highlight war noch irgendeine Oberligasaison, in der die Wilhelmshavener Zeitung eine Statistik der Strafbankkönige veröffentlichte - die ersten drei Plätze wurden damals ganz überlegen von ECW-Spielern kanadischer Spielprägung gehalten ... *lol*
Daß der ECW aber eigentlich nicht den sonst üblichen Charakter einer Söldner-Truppe hatte, beweist eine Mode-Sportart, die in den letzten Jahren aufkam - Inline-Hockey. Der ECW stand Ende der 90er Jahre dreimal hintereinander im Finale der Deutschen Inline-Meisterschaften und wurde im dritten Anlauf dann auch tatsächlich DEUTSCHER MEISTER. Das Erfolgsrezept war ganz einfach: Während die Kölner, Mannheimer, Eisbären und wie sie alle hießen im Sommer ihre Legionäre nicht dabei hatten, weil die in Kanada bei ihren Familien weilten, spielten bei den ECW-Inlinern viele vom Zweitliga-Kader (oder Erste Liga, wenn man den Euphemismus durch die Konstruktion der DEL benutzen möchte) mit, darunter auch technisch starke Deutsch-Russen. Wer von den DEL-Vereinen dann also im Sommer in Wilhelmshaven ranmußte, war arm dran, das ging immer zweistellig FÜR den ECW aus. Der einzige Verein, der im Inline-Hockey einigermaßen mithalten konnte, war die Düsseldorfer EG, der Rest war Kanonenfutter für die "Jadehaie".
Natürlich ging der ECW nach einem Jahrzehnt Eishockey dann endlich Pleite.
Mein Fazit zum ECW:
Ich bin trotzdem stolz als Wilhelmshavener auf das, was der Verein auf die Beine gestellt hat. Und daß in Wilhelmshaven auch sehr gute Jugendarbeit mit Deutschen und Deutsch-Russen gemacht wurde, beweisen nicht nur die Handvoll DEL-Spieler und mehrere Nationalspieler, die einst beim ECW das Eishockey spielen lernten. Nein, es geht noch weiter. Die deutsche Eishockeynationalmannschaft schlug sich in diesem Jahr bei der WM sehr gut, mit Spielern wie Eduard Lewandowski und Boris Blank. Auch die standen einst beim ECW auf dem Eis.
In unserer Region wird auch ziemlich guter Handball gespielt. Unser Lokalrivale VTB Altjührden aus Varel war schon in den 80er Jahren ein bekanntes Gesicht in der Zweiten Liga. Dann kam Anfang der 90er noch der PSV Wilhelmshaven hinzu. Okay, sie stiegen prompt zusammen in die Dritte Liga ab, aber das Kapitel Handball war damit noch lange nicht zu Ende. Altjührden kehrte zur Saison 1999/2000 wieder zurück in die Zweite Liga und spielte gleich recht weit oben mit. Der Wilhelmshavener Handball-Verein als Nachfolge-Verein des PSV spielte in der gleichen Zeit noch eine Klasse tiefer, ballerte aber alles mit zehn Toren Unterschied weg und blieb ohne Punktverlust. 2000/2001 spielten also beide wieder zusammen in der Zweiten Liga. Schwerin, WHV und Altjührden setzten sich schnell vom Rest des Feldes ab. WHV konnte lange mit Schwerin mithalten, in deren Halle vor der Bundesliga-Kulisse von 6000 Zuschauern sogar ein Remis holen, aber in der Rückrunde gewann Schwerin alles. Der Neuling WHV wurde Zweiter, Altjührden Dritter. Der WHV räumte in der Relegation den Südzweiten aus dem Weg und wurde dann beim Erstligisten Eisenach von Heimschiedsrichtern und in Wilhelmshaven von Auswärtsschiedsrichtern ganz böse verpfiffen, es fehlte trotzdem nur ein Tor zur Ersten Liga. Die Saison 2001/2002 ergab fast das gleiche Bild, möchte man meinen, nur mit Absteiger Nettelstedt statt Schwerin an der Spitze vor Wilhelmshaven und Altjührden, das wieder Dritter wurde. Aber Tatsache ist, daß der WHV noch um einiges stärker war als in der Vorsaison. Bis zum letzten Spieltag blieb die Meisterschaft offen, dann rächte sich Nettelstedt für die in Wilhelmshaven erlittene Niederlage und wurde Meister. Der WHV hatte die beste Heimbilanz aller Profivereine mit 36:0 Punkten und hatte immerhin wieder die Relegations-Chance. Der Süd-Zweite Baden-Östringen wurde in einem Handball-Krimi im Rückspiel im Badenland eine Sekunde vor Schluß ausgeschaltet, dann ging es zum Erstligisten und Favoriten Solingen. Der WHV zertrümmerte die Hoffnungen der Klingenstädter auf einen Klassenverbleib mit einem 33:26-Auswärtssieg. Im Rückspiel riß zwar im 20. Heimspiel der Saison die makellose Siegesserie, aber das 26:30 war zweifellos die schönste Heimniederlage in der Geschichte des WHV - er spielt nächste Saison ERSTE BUNDESLIGA. Und mein Wunsch ist, daß noch viele Auswärtsmannschaften sagen werden: "Wilhelmshaven war keine Reise wert" oder wie es ein ostdeutscher Handballer mal beschrieb: "Du fährst sieben Stunden mit dem Zug nach Wilhelmshaven. Dann das Spiel. Es läuft erst sechs Minuten, und Du liegst schon fünf zu eins hinten. Die Kulisse macht Dich wahnsinnig, und Du begehst eine Tätlichkeit, wofür Du die Rote Karte siehst. Du gehst duschen und erfährst hinterher von den anderen, daß Wilhelmshaven 37:22 gewonnen hast. Du setzt Dich wieder in den Zug und fährst zurück nach Hause. Du rechnest Dir aus, zweimal sieben Stunden für sechs Minuten Handball spielen. Und Du weißt, wenn es das nächste Jahr wieder nach Wilhelmshaven geht, machst Du krank."
Mein Fazit zum WHV:
Ich bin stolz darauf, daß eine arme Stadt wie Wilhelmhaven endlich einen Bundeslisten in einer großen Sportart hat, denn Inline-Hockey hin oder her, Erstligahandball zusammen mit Kiel, Lemgo und Magdeburg zählt einfach mehr. Einziger Wermutstropfen - mit dem "Ur-Dänen" Moustapha Taj verliert Wilhelmshaven seinen besten Spieler.
Hat jemand was gemerkt?
Ja, ich bin Lokalpatriot. Ich bin auf alle Wilhelmshavener Sportvereine stolz, wenn sie was auf die Reihe kriegen. Das Hickhack von Husky-Fans und KSV-Fans kann ich nicht nachvollziehen. Das ist beides Kassel, das ist beides eure Stadt. Und bevor jetzt wieder jemand kommt, die haben doch das und das und das gemacht.... muß ich sagen, das ist mir zu kleinkariert. Wenn ein KSV-Fan Scheiße baut, wechselst Du auch nicht gleich den Verein. Auch beim ECW, beim WHV, beim SVW findest Du Fans, die Du nicht magst. Und beim KSV gibt es garantiert Fußballfans, die mir den Buckel runterrutschen können. Wer es nicht glaubt, braucht nur in dieses Forum zu schauen, da gibt es auch ständig Streit untereinander. Also nichts da mit dem Märchen, alle KSV-Fans mögen sich. Und so wird es auch mit den Husky-Fans sein. Mit dem einen kommst Du klar, mit dem anderen nicht. Und wenn Du mit auffallend vielen von ihnen nicht klarkommst, liegt meistens ein Generationsproblem vor. Dann wirst Du mit den jungen KSV-Fans aber auch nicht viel besser zurechtkommen als mit den Huskies - außer ihr redet nur über das Thema "Wie kann ich die Huskies schlechtmachen".
WICHTIG!
Ich akzeptiere absolut, wenn jemand sagt, daß er meine Art von Lokalpatriotismus nicht für sich selbst übernehmen kann, da hab ich kein Problem mit. Womit ich aber ein Problem habe, ist, wenn Leute sich beim so verhaßten anderen Verein permanent das Negative herauspicken, um sie möglichst schlechtmachen zu können oder sie als unfähig oder sonstwas darstellen zu wollen. Denn mit der gleichen Taktik kann man auch den KSV oder einen seiner Spieler oder Fans problemlos madig machen, oder zweifelt irgend jemand von euch daran?
RWG
Jens II
P.S.: Mein Beitrag paßt übrigens bestens zum Namen des Threads, in Wilhelmshaven haben wir nämlich wirklich kein Geld...
