E"§$$%%&t Krankfurt

Für alle, die Grüße an den KSV Hessen richten wollen.

Moderator: lxapoiador

Gast

Beitrag von Gast » 3. Jun 2002, 11:17

Hallo KSV-Fans,
ob unsere Farben rot, blau, schwarz sind, ist in diesem Falle irrelevant, aber lest selbst:
Habe gerade folgenden offenen Brief an Ministerpräsidenten Koch und an den Vorstandsvorsitzenden Merl von der Helaba geschrieben:

Anfang

An den
Ministerpräsidenten Roland Koch
Hessische Staatskanzlei
Bierstadter Str. 2
65189 Wiesbaden
r.koch@stk.hessen.de

und

Dr. Günther Merl
Vorstandsvorsitzender
Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt
guenther.merl@helaba.de


Offener Brief wg. eventueller Zuteilung einer Bürgschaft für Eintracht Frankfurt

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Koch,
sehr geehrter Herr Dr. Merl,
mit großem Erstaunen und Befremden habe ich am Wochenende in der Presse gelesen, dass u.a. die Hessische Landesbank (Helaba) plant, dem Verein Eintracht Frankfurt eine Bürgschaft i.H. v. € 4 Mio zukommen zu lassen, um die Auflagen des DFB für die Erlangung der Lizenz für die nächste Saison zu erfüllen.
Vor dem Hintergrund, dass die Helaba eine Institution in Händen des Landes Hessen bzw. der Kommunen ist, ist dieses meines Erachtens ein ungeheuerlicher Vorgang. Wenn man bedenkt, dass gerade in Hessen viele wichtige beantragte Investitionen bspw. im Verkehrswesen (Infra-struktur etc.) oder im Bildungswesen (z.B. bessere Ausstattung der Schulen) wegen der chro-nisch klammen öffentlichen Hand nicht genehmigt werden können, mutet der o.g. Schritt gerade-zu ein Schlag derer ins Gesicht, die sich erfolglos seit Jahren um öffentliche Mittel bemühen, um dringend notwendige Investitionen durchzuführen. Geradezu grotesk mutet dieser Schritt an, wenn man bedenkt, dass Eintracht Frankfurt nicht etwa durch nicht zu vertretenden Umständen (z.B. Naturkatastrophen etc.) oder personenbedingter Schicksalsschläge in eine kurzfristige Not-situation hineinmanövriert worden ist. Nein, vielmehr wurde dieser Verein u.a. durch Funktionäre objektiv und offensichtlich seit Jahrzehnten durch unseriöses, unprofessionelles, zum Teil sogar illegales Handeln abgewirtschaftet. Dieser Verein hatte nie Geldprobleme, sondern hat in einer atemberaubenden Konstanz als Kapital- und Geldvernichtungsmaschine seit langem fungiert, wohlgemerkt durch zum Teil jetzt immer noch handelnden Personen.
Sie, Herr Dr. Merl, als Leiter der Helaba, haben die Pflicht, in förderungsfähige Projekte in Hes-sen zu investieren, Personen zu unterstützen, die für das Land Hessen mittel- oder unmittelbar von Nutzen sein können. Ich als hessischer Bürger und Steuerzahler habe das Recht und die Pflicht, Sie wenigstens darauf hinzuweisen, bin ich doch so etwas wir Ihr "Aktionär". Vor allem obliegen Sie dem Gleichbehandlungsgrundsatz gegenüber den hessischen Institutionen, dem Sie, Herr Koch, selbstverständlich auch unterliegen, im Sinne wie Ihr Eid, den Sie geleistet haben " ...zum Wohl des hessischen Volkes".
Herr Koch: was sollen eigentlich die vielen ehrenamtlichen Mitgliedern von hessischen Vereinen denken, die in jahrelanger Kleinstarbeit ohne ein Cent öffentlicher Unterstützung und mit eigenen finanziellen Mitteln Strukturen geschaffen haben, die uns als hessische Gesellschaft heute zu Gute kommen. Was sollen diese Personen denken, wenn auf der einen Seite sie dringend nötige finanzielle Hilfe von den Städten und Gemeinden versagt bekommen mit dem Hinweis auf die defizitäre Situation der öffentlichen Haushalte, auf der anderen Seite aber großzügig Millionenbe-träge an einen maroden und objektiv schlecht wirtschaftenden Großverein verteilt werden. Gera-dezu unglaublich erscheint die Ungleichbehandlung, wenn man berücksichtigt, dass der Verein Eintracht Frankfurt ja schon unberechtigt über öffentliche Gelder verfügt. Hauptsponsor ist die Fraport AG, die zwar börsennotiert aber immer noch als Mehrheitsaktionär öffentlich-rechtliche Institutionen inne hält. Noch deutlicher wird dieser Sachverhalt bei dem anderen Co-Sponsor RMV, der zu 100% der öffentlichen Hand gehört. Herr Koch, da eine Ihrer Aufgaben die mittelba-re Dienstaufsicht dieses Unternehmens ist, ist es für den hessischen Steuerzahler sehr befremd-lich, dass vor dem Hintergrund von dringend nötigen Investitionen im öffentlichen Nahverkehr (z.B. Anbindung, Ausstattung, Sauberkeit etc.) die Person in leitender Geschäftsführer-Funktion (Herr Sparmann) sich in den letzten Wochen rühmt, täglich 8-9 Besprechungen mit potentiellen Investoren für die Eintracht zu führen, anstatt sich um seine originären operativen Aufgaben zu kümmern. In der Privatwirtschaft wird so einem Vorstand fristlos gekündigt oder zumindestens die Entlastung verweigert. Es ist außerdem verwunderlich, dass solch ein Unternehmen, welches meines Erachtens noch nie Gewinne erwirtschaftet hat, merkwürdigerweise trotzdem Mittel als Großsponsor für Sportvereine übrig hat.
Um konkret beim Fußball zu bleiben: wo war, Herr Dr. Merl, die Helaba, als vor ein paar Jahren der Fußballclub Hessen Kassel Konkurs ging und in der Kreisliga neu anfangen musste; wo war die Heleba, als der Traditionsverein FSV Frankfurt trotz jahrelanger prekärer Lage keine Unter-stützung erfahren hat; wo war die Helaba, als sich der Hauptsponsor von Darmstadt 98 aus wirt-schaftlichen Gründen zurückzog und so der Verein unverschuldet in eine mittelfristig wirtschaftli-chen Schieflage hineinmanövriert worden war; wo war die Helaba, als Kickers Offenbach skanda-löserweise die Lizenz entzogen worden war, weil man statt einer Bankbürgschaft eine Privatbürg-schaft beim DFB eingereicht hatte.
Diese Liste lässt sich auch auf andere Sportarten endlos ausweiten (bspw. Wallau-Massenheim im Handball oder EC Bad Nauheim im Eishockey).
Zum Schluss: Herr Koch, Sie als Ministerpräsident des Landes Hessen haben im Hinblick auf den o.g. Fall zwingend eine Neutralitätspflicht, die Sie gerade beginnen, in einen fast unerträglichen Maße zu verletzen. Gerade vor dem Hintergrund der Holzmann-Pleite oder dem ungestümen Vorpreschen des Ministerpräsidenten von NRW Clement im Fall Kirch muss es einem verwun-dern, dass ausgerechtet Sie als Mitglied einer Partei, die sich gerade mit dem Argument der "ö-konomischen Kompetenz" von den anderen Parteien abzugrenzen versucht, mit so einem Fall an die Öffentlichkeit gehen. Ihre Argumentation, dass ohne einem 1.- oder 2.-Bundesligisten Ein-tracht Frankfurt der WM-Standort nicht zu halten sei, wurde ja schon von Ihrem Koalitionspartner "ad absurdum" geführt. Als ob der Eintracht als vermeintlicher Regionalligist auf Dauer verboten wird, bis 2006 in die 2. oder 1. Bundesliga aufzusteigen. Beispiele, dass so etwas möglich ist, geben Vereine mit (mindestens) vergleichbarer Tradition wie Hannover 96 oder 1. FC Nürnberg. Vorschlag: Lieber ein sauberer Schnitt und den Vereinssumpf trocken legen, als mit einer unmo-tivierten, überbezahlten Mannschaft mit unprofessionellen und unseriösen Vereinfunktionären weitermachen.
In diesem Sinne appelliere ich an Sie beide, Ihrer Verantwortung mit den dazugehörenden Pflich-ten gerecht zu werden. Ansonsten bleibt dem hessischen Volk als "Aktionäre" des Landes Hes-sen nur ein Instrument: die nächste "Hauptversammlung" - und die ist am 22. September 2002.

Mit freundlichen Grüßen
gez. ein ziemlich verärgerter Steuerzahler

Ende

Ich finde, der Brief ist selbstredend. Meine Bitte an Euch. Schreibt Euch die Finger wundt (entweder per Post oder an die o.g. e-mail-Adressen), beide Herren müssen mit Briefen oder e-mail bombardiert werden, ähnlich wie bei Greenpeace-Aktionen. Sagt Euren Freunden, die speziell ehrenamtlich in Vereinen tätig sind, bescheid.
Aber eine Bitte: bleibt sachlich und nicht polemisch.

Ich werde dieses hier auch in die Foren von OFC, FSV, SV98 und Kassel stellen mit dem selben Anliegen.

Also los geht's

Dodi (OFC)

Gast

Beitrag von Gast » 3. Jun 2002, 11:41

Gute Aktion Dodi, endlich sagt es einer mal den Herren

yoyo
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Beitrag von yoyo » 3. Jun 2002, 17:17

Ganz meine Meinung. Wir mussten auch ganz unten anfangen und haben keinen Cent (bzw. Pfennig) bekommen. :mad:
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Lämmi
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Beitrag von Lämmi » 3. Jun 2002, 20:17

Klasse Betrag
"Respekt"
Werde mich gleich drann machen und meine meinung auch mal äussern!!!!!
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Gast

Beitrag von Gast » 3. Jun 2002, 20:50

Bevor Mißverständnisse wegen meines Beitrags aufkommen: Ich bin Ex-Kasselaner und alles andere als ein Eintracht-Fan...


Ich verstehe die Aufregung, bzw. Argumentation nicht. Das sind doch steuertechnische Peanuts. Mit 4 Mio € lässt sich in Sachen Infrastruktur nichts sonderlich großartiges wuppen. Und zudem handelt es sich ja nicht um ein Geschenk, sondern eine Bürgschaft. Welche zugegebenermaßen, wenn es dumm läuft, ein "Geschenk" mutieren könnte...

Ungekehrt möchte ich die heftigen Kritiker mal erleben, falls der KSV (hoffentlich bald wieder) oben mitspielen sollte und in ähnliche Verlegenheit gerät.

Vergleiche zum alten KSV kann man beim Thema Unterstützung nicht gelten lassen. Einerseits waren das noch ganz andere Zeiten und andererseits wurde das Kind KSV Hessen-Kassel damals durch Mißwirtschaft und fehlende Cleverness gründlichst im Brunnen ersäuft.

Ich denke aus der Steuerzahler-Kritik heraus spricht eher der Neid-Faktor gegenüber den Frankfurtern und weniger das "Steuerzahler-Gewissen".

Vergessen würde ich diese Bürgschafts-Aktion an eurer Stelle trotzdem nie. Denn die kann man sicher irgendwann mal zu eurem Vorteil nutzen :smile:

Immer positiv denken und locker bleiben. Mit dieser Einstellung ist der neue KSV jedenfalls super gefahren.

Gruß aus Hamburg (FC St. Pauli, was sonst?)

Karsten

Krugster
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Beitrag von Krugster » 3. Jun 2002, 21:15

sehe es ähnlich wie Karsten.

es geht nur um eine bürgschaft, nicht einen kredit

yoyo
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Beitrag von yoyo » 3. Jun 2002, 21:19

Vergleiche zum alten KSV kann man beim Thema Unterstützung nicht gelten lassen. Einerseits waren das noch ganz andere Zeiten und andererseits wurde das Kind KSV Hessen-Kassel damals durch Mißwirtschaft und fehlende Cleverness gründlichst im Brunnen ersäuft.

Ich denke aus der Steuerzahler-Kritik heraus spricht eher der Neid-Faktor gegenüber den Frankfurtern und weniger das "Steuerzahler-Gewissen".
Jo und Frankfurt wurde nicht durch Mißwirtschaft in den Ruin geführt oder was?

Und was den zweiten Teil betrifft:
Ich finde es einfach nicht richtig das irgendeinem Club so ne Bürgschaft gegeben wird. Als nächstes kommen dann nächstes Jahr die Huskies und wollen auch ne Bürgschaft :mad:
RWG yoyo
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Gast

Beitrag von Gast » 4. Jun 2002, 19:56

yoyo schrieb am 2002-06-03 21:19 :
Vergleiche zum alten KSV kann man beim Thema Unterstützung nicht gelten lassen. Einerseits waren das noch ganz andere Zeiten und andererseits wurde das Kind KSV Hessen-Kassel damals durch Mißwirtschaft und fehlende Cleverness gründlichst im Brunnen ersäuft.

Ich denke aus der Steuerzahler-Kritik heraus spricht eher der Neid-Faktor gegenüber den Frankfurtern und weniger das "Steuerzahler-Gewissen".
Jo und Frankfurt wurde nicht durch Mißwirtschaft in den Ruin geführt oder was?

Und was den zweiten Teil betrifft:
Ich finde es einfach nicht richtig das irgendeinem Club so ne Bürgschaft gegeben wird. Als nächstes kommen dann nächstes Jahr die Huskies und wollen auch ne Bürgschaft :mad:
Zum ersten Teil:
Die Kombination Mißwirtschaft und fehlende Cleverness habe ich mit Bedacht gewählt. Dazu kommt, dass ein Abstieg für jeden Verein nicht erst seit Kirch einen massiven Einschnitt in Budget und Personal bedeutet, also nicht unbedingt mit Mißwirtschaft gleichzusetzen ist.

Zum zweiten Teil:
Weder die Eintracht noch die Huskies sind "irgendwelche Clubs". Für mich sind das im Fußball z.B. Kunstprodukte wie Wolfsburg oder Ahlen. Die haben zwar jede Menge Geld, aber weder Tradition noch sonderlich viele (insbesondere) wahre Fans.

Aber egal, Dir geht es im Grunde um das Thema Bürgschaft, die man überhaupt keinem Verein geben sollte. Deshalb folgendes (emotionale und soziale Gesichtspunkte, die den Sport betreffen lasse ich dabei bewußt beiseite):

Sollte man ein Wirtschaftsunternehmen (reduziert betrachtet handelt es sich bei einem Club um ein solches), welches Bund und Land direkt und indirekt nicht unerhebliche Steuern in die Kassen bescherte, einfach Pleite gehen lassen? Wohl kaum.

Wären die Prognosen ungünstig und würde man sich nichts davon versprechen, gäbe es auch keine Bürgschaft. Leichtfertig und unbegründet war die Entscheidung dafür sicher nicht.


Gruß

Karsten

Gesperrt