Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Alles rund um die 1. Mannschaft der Löwen (Registrierung erforderlich)
nordkassler
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von nordkassler » 24. Apr 2009, 15:38

Pontius hat geschrieben:
Lieber Nordkassler,
meine Meinung zum Thema ist ja ausreichend bekannt.
Wir sollten nicht hergehen und auf unseren Vorstand und Funktionäre Schimpfen. Sie sind auch Löwen durch und durch.
Bei der Umsetzung sind nunmal die Hände gebunden.
Der Vorstand hätte auf die SV Bedingungen nicht eingehen müßen, aber dann dürften wir nur 5. Liga abwärts spielen.
Deshalb gemeinsam mit anderen Vereinen gegen die Richtlinien vorgehen.
Da kann man sich im Netz schlau lesen und auch unterstützen.
Ein Slogan der die Sache genau trifft lautet:
" Getrennt in den Farben, vereint in der Sache "

Grüße aus Zierenberg
Hallo Pontius,

Wieso? Ein Verein kann doch auch erstmal prüfen, ob alles so berechtigt ist, anstatt schnurrstracks auf grade Wohl Post zu verschicken (so, wie es die Herren DFB gern haben). Dadurch bekäme man bestimmt nicht gleich die Lizenz entzogen. Auch in oberen Ligen nicht.

Aber stimmt, das wurde schon des öfteren durchgekaut.

Gruß
Nordkassler
Nur Wasser gibt´s für Vierbeiner -
Der Mensch findet Bier feiner :-)

Eckart Lukarsch
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Eckart Lukarsch » 24. Apr 2009, 17:51

Ich gebe zu, daß es mir schwerfällt zu diesem Themenkomplex etwas sinnvolles zu schreiben. Gefühl und Verstand streben nicht in die gleiche Richtung und zwingen mich dazu, mich ständig zu hinterfragen und mein eigenes Denken und Handeln immer wieder in Frage zu stellen.

Ich sehe durchaus eine mögliche Schuld, ja vielleicht sogar Vorsatz, aber ich sehe auch das gefährliche Instrument der Vorverurteilung und das scheinbar alles erlaubende Deckmäntelchen der Prävention.

Beide Seiten, Fans und Polizei, scheinen so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und - sind letztendlich doch so gleich. Beide Gruppen bestehen zu einem Großteil aus "Normalos", einigen Opfern und einigen Tätern. Beide Gruppen versuchen der Komplexität ihrer Beziehungen leider mit Verallgemeinerungen und unerlaubter Vereinfachung Herr zu werden. "Fußballfans sind asozial und potenziell gewalttätig" auf der einen Seite ist keinen Deut besser oder wahrer als "Alle Bullen sind Verbrecher", das entsprechende Gedankengut der anderen Seite.

Beide Geisteshaltungen sind durchaus bequem, denn sie sehen kaum eine Einzelfallprüfung vor, die es immer und in jedem Fall auf beiden Seiten geben sollte.

Deeskalation muß mehr sein als eine griffige Worthülse und weit früher ansetzen als in der Situation, in der man geneigt ist nach ihr zu rufen. Herr Papenfuß muß in den Fanblock, muß sich vorstellen und sagen: "Hallo Jungs, ... mein Name ist Uwe Papenfuß, ich bin Polizeioberrat und der Einsatzleiter EURER Polizei. Wir sind für Euch da, solange ihr Euch an die Spielregeln haltet. Wir wollen zusammen ein tolles Fußballspiel sehen."

Die Beamten in Grün, die später im Fanblock stehen, haben sich schon lange vor Spielbeginn am Eingang des Fanblocks aufgestellt. Sie heben die Hand zum Gruß und lassen sich abklatschen von Fans, die das möchten. Hier wird signalisiert, daß wir alle miteinander wollen, und nicht gegeneinander.
Die Beamten im Block sind bekannt, die meisten selbst ausgewiesene KSV-Fans, denen auch in der ein oder anderen Situation 'mal ein kräftiger Jubelschrei entfährt.

Kennengelernt hat man sich im Laufe der Zeit und des öfteren wird ein freundliches Wort gewechselt. Diese Konstanz im Block hat sich bewährt, statt Drohgebärden ein freundliches miteinander. Und das Beste: Viele der Beamte bilden auch den Kern der Einsatzmannschaft in fremden Stadien und fahren mit zu den Auswärtsspielen. Seit sich diese Vorgehensweise durchgesetzt hat, kam es nicht mehr zur Eskalation. Sie schützen einige Fans vor sich selbst und man höre und staune, die ganze Gruppe durch ihre bloße Anwesenheit vor der Willkür anderer, fremder Einsatzkräfte. Ein Erfolg auf der ganzen Linie ...

Nennt es Sience Fiction, nennt mich einen Träumer oder einen Phantasten. Ihr habt natürlich Recht. Das obige Szenario ist utopisch, leider. Aber es steht immerhin für die einzige Überzeugung, die ich derzeit habe, die mir gesichert erscheint und die ich nicht sofort mit ein paar Argumenten entkräften kann:

Es geht nur miteinander! Fans und Polizei müssen sich aufeinander zu bewegen. Das Stadion und das Umfeld dürfen kein rechtsfreier Raum sein. Das gilt für die Fans, aber auch für das Team-Green und den DFB. Keine endgültigen Strafen ohne Urteil. Wenn präventive Stadionverbote, dann mit einem zügigen Verfahren, in einem benannten Zeitrahmen und mit sofortiger Aufhebung bei Einstellung des Verfahrens oder bei Freispruch. Für Ersttäter und besonders Fans unter 18 Jahren, "Stadionverbot auf Bewährung", maximal ein Jahr, als letzten Warnschuß.

Nachdenkliche Grüße von Ecki
Zuletzt geändert von Eckart Lukarsch am 24. Apr 2009, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Reiherwälder
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Reiherwälder » 24. Apr 2009, 17:52

Wen es interessiert, wie solche SV-Briefe aussehen:

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yoyo
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von yoyo » 24. Apr 2009, 18:16

Tja Ecki, wäre an sich ganz schön. Allerdings (wie du schon erwähnt hast), auch bei der Polizei gibt es "Täter". Nur werden diese (im Gegensatz zu den Fans) i.d.R. bei Fehlverhalten nicht bestraft. Und gerade diese Tatsache, dass Polizisten "Narrenfreiheit" haben, zieht eben auch potentielle Gewalttäter auf der "guten Seite" an. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass jeder Beamte so ist. Im Gegenteil, es gibt auch auf der "anderen Seite" viele nette Menschen, ein paar kenn ich sogar gut persönlich. Aber: Solange es dort eben so "schwarze Schafe" gibt, sehe ich deinen Vorschlag auch nur als Fiktion an.
Sicher, wenn die jeweiligen Beamten freundlich sind, grüße ich auch schon mal zurück. Aber ein "miteinander abklatschen" geht mir aufgrund verschiedener Ereignisse deutlich zu weit :-)
RWG yoyo
"Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren."
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firehouse
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von firehouse » 24. Apr 2009, 18:31

Zur falschen Zeit am falschem Ort und ein SV anner
Backe...So geschehen bei meinem Bruder nebst seiner
16jährigen Tochter...Waren beim Spiel KSC-VFB, dann
eingekesselt,Personalien aufgenommen...Dann kam
SV per Post...<<<Nur mal so am Rande, Er hat mit
Randale etc. nix am Hut
Nationalität: Nordhessisch

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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von ksv-schwabe » 24. Apr 2009, 21:34

Zu SV und Risikospielen ein aktueller Artikel aus der lokalen Presse, der zeigt, wie "feinfühlig" der DFB mit dem Thema umgeht. Die KSV-Risiko-Spiele werden wegen vielleicht 100 Chaoten mitten in der Woche zu einer sehr frühen Uhrzeit angesetzt - gegen den Wunsch des Vereins.

Hier dagegen stellt der DFB (bzw. die DFL) seine Logik komplett auf den Kopf :o: Es geht um Stuttgart gegen die Zwietracht mit 1000 "kritischen Anhängern" allein auf Frankfurter Seite während des Frühlingsfestes, dem Pendant zum Cannstatter Wasen im Herbst. Der VfB bittet um Verschonung vor KSC und Zwietracht zu dieser Zeit, den Herren aus der Otto-Fleck-Schneise scheint das aber am A.rsch vorbeizugehen :evil:. Die Randale im großen Stil ist vorprogrammiert ...
Alle Bitten haben nichts genutzt. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat dem VfB wieder während des Frühlingsfest Eintracht Frankfurt beschert. Nach den Randalen im Vorjahr wollen die Sicherheitskräfte konsequent durchgreifen. Derweil gibt es Nachwehen des KSC-Spiels: 163 VfB-Anhängern drohen bundesweite Stadionverbote.

Zwei Mannschaften samt ihren Anhängern wollten Polizei und Stadt partout nicht während des Frühlingsfest in Stuttgart sehen: Den KSC und Eintracht Frankfurt. Das Derby mit den Badenern ist auch ohne Wasenrummel für die Polizei ein Alptraum. Und einige Fans aus Frankfurt hatten im Vorjahr während des Frühlingsfests eine Schneise der Verwüstung gezogen. Sie schlägerten und warfen Imbisswagen um. Doch die DFL bescherte dem VfB zum Frühlingsfest erneut Eintracht Frankfurt.

Die Ultras kommen hier übrigens auch nicht gut weg und ich denke, da ist (leider) was wahres dran :o. Das hat mit der Unschuldsvermutung, die so gern zitiert wird, nämlich nix mehr zu tun :roll::
... ihr Hantieren mit Begriffen wie Stolz und Ehre ... sorgen ... dafür, dass sie jene nicht nennen wollen, die Böller und Flaschen geworfen haben. "Selbst wenn wir's wüssten, würden wir es nicht sagen."

Interessanterweise gibt es hier "SV auf Bewährung" :o:
Rüffel [Polizei]: "bei jenen, vor allem den Jüngeren, die sich bisher nichts zuschulden haben kommen lassen, besteht die Möglichkeit, das Stadionverbot zur Bewährung auszusetzen."
Hätte der KSV nicht dieselbe Möglichkeit?

http://stuttgarter-nachrichten.de/stn/p ... ndale.html

Gonzo
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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Gonzo » 28. Apr 2009, 15:12

Hier ein sehr interessanter Bericht aus dem Inlandsressort der "tageszeitung" zum Thema:

Unerlaubte Datenspeicherung
Hooligan-Datei findet keine Fans

Rund 10.000 deutsche Fußballanhänger sind in einem Gewalttäterregister gespeichert. Dafür gibt es gar keine Rechtsgrundlage. Die Regierung blockiert.
VON CHRISTIAN RATH

Bereits vor knapp einem Jahr beanstandete das Verwaltungsgericht Hannover: Ohne rechtliche Grundlage sind rund 10.000 deutsche Fußballfans in der Datei "Gewalttäter Sport" gespeichert. Doch noch immer weigert sich die Bundesregierung, Konsequenzen zu ziehen, wie Innen-Staatssekretär Christoph Bergner (CDU) jetzt dem Sportausschuss des Bundestags mitteilte. Der Konflikt betrifft auch andere BKA-Dateien über politisch motivierte Gewalttäter.

Ausgelöst hat den Streit ein Fan von Hannover 96, der zur Fangruppe "Brigade Nord" gehört. Ihm schlug 2006 ein Polizist bei einer Rangelei im Stadion mit seinem Schlagstock ins Gesicht. Dafür bekam der Fan Schmerzensgeld. Der Polizist zeigte ihn wegen Landfriedensbruchs an. Das Verfahren wurde eingestellt, doch der Fan landete in der vom Bundeskriminalamt geführten Datei "Gewalttäter Sport". Die Speicherung kann zum Beispiel dazu führen, dass die Ausreise zu Länderspielen oder Partien in der Champions League verweigert wird.

Das wollte sich der geprügelte Fan nicht gefallen lassen. Mit Hilfe des Fanrechtefonds führt er einen Musterprozess gegen seine Speicherung und bekam schon zweimal Recht. Im Mai 2008 entschied das Verwaltungsgericht Hannover, dass die Speicherung seiner Daten rechtswidrig ist. Im Dezember wurde dies vom Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg bestätigt. Doch die Fan-Daten sind noch immer nicht gelöscht, weil die Revision beim Bundesverwaltungsgericht aussteht.

Dabei gehen die OVG-Richter sogar davon aus, dass es gute Gründe für die Speicherung gab, wie inzwischen in der Urteilsbegründung nachzulesen ist. Der 96-Fan habe vor dem Zusammenstoß mit einer Gruppe von 30 Personen die Absperrungen im Stadion durchbrochen und sei auf gegnerische Fans zugelaufen. Es sei deshalb zu befürchten, dass er sich auch bei anderen Spielen nicht "ordnungsgemäß" verhalten werde.

Die Richter monierten aber, dass die 1994 eingerichtete Hooligan-Datei derzeit generell rechtswidrig sei, denn es fehle die nach dem BKA-Gesetz erforderliche Rechtsverordnung zur Einrichtung der Datei. Staatssekretär Bergner hält dies jedoch - trotz des klaren Gesetzeswortlauts - nach wie vor für überflüssig. Der Unterschied liegt aber auf der Hand: Eine Rechtsverordnung wird im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und ist damit transparent, dagegen ist der genaue Inhalt der internen BKA-Anordnung unbekannt.

Vermutlich ist das Innenministerium so zögerlich, weil der Streit auch andere Dateien betrifft. So wurden im Herbst 2000 - ebenfalls ohne Rechtsverordnung - die BKA-Dateien für "Gewalttäter rechts", "Gewalttäter links" und "politisch motivierte Ausländerkriminalität" eingerichtet. Dort gespeicherte Personen durften zum Beispiel nicht zu Antiglobalisierungsdemos im Ausland ausreisen.

In seinem Schreiben, das der taz vorliegt, deutet Staatsekretär Bergner nun immerhin auch ein Einlenken an. Man prüfe durchaus den Erlass einer Rechtsverordnung für die Hooligan-Datei. Zuständig wäre dafür Innenminister Schäuble, der die Zustimmung des Bundesrates bräuchte.

Eigentlich keine hohe Hürde - aber ein Anlass, um über die Kriterien nachzudenken, die zur Aufnahme in die Datei führen. So fordert Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen: "Es muss verhindert werden, dass in der Datei weiterhin auch friedliche Fußballfans landen." Derzeit genügt für den Eintrag schon eine Kontaktschuld, etwa wenn die Personalien eines Fans aufgenommen wurden, der sich zufällig in Gesellschaft polizeibekannter Hooligans befand. Die FDP-Fraktion hat zudem gefordert, dass Fans über ihre Speicherung sofort informiert werden müssen. Bisher erfahren sie davon oft erst, wenn sie an der Grenze aus dem Zug geholt werden.

tageszeitung vom 28.04.2009, Seite 7
When the going gets weird, the weird turn pro. It never got weird enough for me.
Hunter S. Thompson
VIVA MADIBA! VIVA MANDELA!

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Re: Alles rund um eventuelle Stadioverbote.

Beitrag von Schnurz » 28. Apr 2009, 18:30

Moin!

Ich habe heute ein interessantes Gespräch mit einem Schüler in Sachen Stadionverbot geführt. Gegen ihn wurde ebenfalls ein Ermittlungsverfahren in Sachen Landfriedensbruch eingeleitet, sein Heimverein erteilte ihm und der daran vermeintlich beteiligten Gruppe im Jahr 2008 das besagte bundesweite Stadionverbot, doch jetzt kommt´s und hört, hört: Es war auf die Dauer von 18 Monaten beschränkt! Insoweit haben die Vereine sehr wohl einen Spielraum, den sie zumindest teilweise nutzen (können). Vor ca. 4 Wochen wurde das anhängige Ermittlungsverfahren gegen den Schüler eingestellt und das existierende Stadionverbot unverzüglich wieder aufgehoben. Insoweit besteht doch ein wenig Hoffnung für die, so hoffe ich, ganz oder teilweise unschuldig Ausgesperrten. Der weniger drakonisch agierende Verein spielt im übrigen höherklassig als der KSV und hat keinen DFB-Rüffel erhalten, nur so nebenbei. Das "Liga-5-Argument" greift somit nicht wirklich, vorauseilender Gehorsam ist vielmehr eine Stärke des Nordhessen, die hat er 1933 schon bewiesen...

schnurz

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