Fußballfans mucken auf
Proteste in den Stadien kontra, Kirch, Klubs und Polizei
Fußball-Fans haben ihrem Unmut Luft gemacht. Auf Spruchbändern und Flugzetteln protestierten zehntausende Anhänger am Wochenende in den Bundesligastadien gegen "pauschale Kriminalisierung" und "fanfeindliche Spieltermine". Fans würden "fast nur noch als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Dass Polizei und Ordner wahllos ganze Fangruppen einkesseln, ist heutzutage absolut alltäglich - mit Rechtsstaat hat das schon lange nichts mehr zu tun", sagte Thomas Weinmann, Sprecher der Initiative "Pro 15:30".
An den Protesten beteiligten sich ganze Fankurven. In der AOL-Arena wurde vor der Partie des HSV gegen den 1. FC Nürnberg ein Plakat mit der Aufschrift ,,15:30" über die Nordtribüne gespannt. Darunter die Botschaft: "Kein Kick ohne Fans." Auch im Freiburger Dreisamstadion wiesen Anhänger auf die Bedeutung der Besucher für den Fußball hin. Im Münchner Olympiastadion nahmen 1860-Fans beim Spiel gegen Rostock Medien-Zar Leo Kirch ins Visier: "Das Spiel ist aus, Leo K ", war auf einem Transparent zu lesen. Die Aktionen sollen fortgesetzt werden. Am 11. Mai ist in Berlin am Rande des DFB-Pokalfinales eine Fan-Demo geplant. Vor allem die Aufspaltung des Spieltags ist Anhängern ein Dorn im Auge. Verständnis für deren Forderungen zeigte Stuttgarts Manager Rolf Rüssmann: Den Wunsch nach einer früheren Bekanntgabe der Sonntagsspiele "haben wir auch. Das richtet sich aber nach den Interessen des Fernsehens".
"Pro 15:30" wirft Polizei und Ordnungskräften der Vereine vor, Fans vor allem von Gästeteams "wie Bürger zweiter Klasse zu behandeln". Martin Kößler von der Initiative nannte die Sicherheitsvorkehrungen in den Stadien "abartig" . dpa
Aus: FR vom 04.03.02