Beitrag
von Entenmann » 26. Apr 2004, 21:44
Auch mal meinerseits eine kleine Klarstellung: falls jemand die aktuelle "11 Freunde" erworben hat, dort den Bericht über unseren Sieg am Bölle gelesen hat und noch dazu meinen Namen unter dem Text gesehen hat, dem möchte ich mitteilen, dass diese Fassung nichts mehr mit meinem Original zu tun hat. Da wurde gekürzt und ergänzt, es ist zum Kotzen! Mag sein, dass ich da etwas überreagiere, aber es ist mir irgendwo wichtig, diese Sache ins rechte Licht zu rücken. Hier mal das Original:
Es war alles angerichtet für einen kleinen Festtag im ansonsten an fussballerischen Höhepunkten so armen Hessen, in dem beileibe nicht jeder Interessierte mit der Frankfurter Eintracht sympathisiert. Nein, es gibt auch noch andere Clubs im Land, und an diesem Tag trafen im Spitzenspiel der Oberliga mit dem SV Darmstadt 98 als Tabellenführer und dem Zweitplazierten KSV Hessen Kassel zwei mehr oder minder in der Versenkung verschwundene Rivalen aus „besseren Zeiten“ am Darmstädter Böllenfalltor aufeinander. Trotz des eher schlechten Wetters wollten knapp 8.000 Zuschauer das Spiel sehen, darunter ca. 1.200 erwartungsfrohe Kasseler Schlachtenbummler, von denen der Großteil mit dem eigens vom Verein organisierten Sonderzug anreiste und die sich nichts sehnlicher wünschten, als dass die Schmach aus dem Hinspiel, in dem man ohne den Hauch einer Chance mit 0:2 im heimischen Auestadion gegen die auch heute favorisierten Lilien verlor, getilgt werden würde. „Ballons zerplatzen – unsere Träume nicht!“ war dementsprechend auch auf dem bei Einlauf der Teams präsentierten und von roten und weißen Luftballons begleitetem Spruchband der KSV-Fans zu lesen, während der Darmstädter Fanblock die Lilien bereits im auf großen Stoffbahnen gezeichneten Himmel und die Kasseler Löwen in der Hölle wähnte. Und es schien, als sollten die Südhessen auch heute wieder allen Grund zur Freude haben, denn nach einer wenig spektakulären halben Stunde ging der Favorit nach einer Ecke in Führung und ließ den Anhang feiern – „Wir fahren nie mehr nach Kassel“, dessen waren sich die Blau-Weißen sicher.
Umso überraschender kam für die bis dahin trotzig ihr Team anfeuernden nordhessischen Fans kurz nach dem Seitenwechsel der Ausgleich, denn nach dem Gegentreffer schien keiner mehr so recht an einen möglichen Punktgewinn zu glauben, man rechnete eher mit einem völligen Einbruch nach der Pause.
Doch die Freude wurde schnell getrübt, denn durch einen direkt verwandelten Freistoß des Darmstädter Spielmachers Anicic ging der SVD wieder in Führung und das vom Ausgleich kurzfristig geschockte Publikum ließ wieder seinen „Lilien, Lilien“-Schlachtruf ertönen – um nur sieben Minuten später erneut zu verstummen, als der vierzig Jahre junge Löwenregisseur Chalaskiewicz es seinem Pendant gleichtat und ebenfalls einen Freistoß einnetzte. Die Kasseler Fans wieder obenauf, „K-S-V, K-S-V“ hallte es aus dem Gästeblock, bis ein Freistoß in Strafraumnähe gepfiffen wurde und sich erneut Michael Anicic das Leder zurechtlegte. In die plötzliche gespenstische Stille im Block hörte man einen Löwen-Fan „Der sitzt, pass auf, der sitzt!“ sagen – und er saß, wieder hatte der Ex-Freiburger sein Team in Führung gebracht und die Nordhessen ins Tal der Tränen gestürzt. Freudentaumel auf der einen, Fassungslosigkeit auf der anderen Seite, es schien, als solle ein Punktgewinn für die Kasseler einfach nicht möglich sein, ganz gleich, wie oft das Team noch zurückschlagen würde.
Auch der dritte Ausgleich des Tages sechs Minuten vor Ende der Partie hinterließ trotz aller Freunde das seltsame Gefühl, dass dieses Resultat nicht bis zum Abpfiff bestand haben soll.
Zurecht, wie die Zuschauer nur drei Minuten später feststellen mussten, als der KSV auf Höhe der Mittellinie einen Freistoß zugesprochen bekam. Routinier Chalaskiewicz drosch den Ball mit Hilfe des Windes weit nach vorn, ewig lang war das Spielgerät unterwegs, bis es sich langsam senkte. Als Lilien-Torhüter Gräber wie auch die meisten Zuschauer bemerkte, dass der Ball eventuell doch gefährlich aufs Tor kommen könnte, war es bereits zu spät; sein verzweifelter Rettungsversuch konnte nicht verhindern, dass der Ball zum siebten und letzten Tor des Tages einschlug und die mit dem Unentschieden eigentlich völlig zufriedenen Kasseler in Ekstase versetzte. Quälend lang dauerten noch die Minuten bis zum Abpfiff, nach dem schließlich alle Dämme brachen. Die ungewohnt umsichtige Polizei ließ die Fans mit der Mannschaft auf dem Zaun feiern, eine „Humba“ wurde zelebriert und die Rückfahrt im Sonderzug geriet zur Riesenparty, nachdem das Team mit dem Sieg im Prestigeduell das Titelrennen wieder völlig offen gestaltet hatte.
Die andere Fassung habe ich noch nicht zur Verfügung... Trotzdem vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. SCHEISSE DA!!!