Jens Rose sagt, die Entscheidung des Rauswurfs wäre schon nach dem 0:2 gefallen.tales hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass wenn das Spiel beim KSC nur 1-2 oder 1-3 verloren gegengen wäre, MH auch heute noch Trainer wäre.
HAMANN ENTLASSEN
Re: HAMANN ENTLASSEN
trotzdem.
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Re: HAMANN ENTLASSEN
Verstehe das derzeit nicht.
Jede Woche wurde über die Auswechslungen, Aufstellungen und ähnliches von MH gemault.
Nun zieht der Verein die Konsequenz und auf einmal war er für alle der Messias!?!
Es ist große Klasse was M. Hamann in Kassel geleistet hat. Wir alle haben ihm viel zu verdanken. Doch das Kapitel ist nun beendet.
Denn...
Wenn man nicht mit der Zeit geht, dann geht man mit der Zeit.
Jede Woche wurde über die Auswechslungen, Aufstellungen und ähnliches von MH gemault.
Nun zieht der Verein die Konsequenz und auf einmal war er für alle der Messias!?!
Es ist große Klasse was M. Hamann in Kassel geleistet hat. Wir alle haben ihm viel zu verdanken. Doch das Kapitel ist nun beendet.
Denn...
Wenn man nicht mit der Zeit geht, dann geht man mit der Zeit.
Gegen Hopp! Überall! Zu jeder Zeit!
Re: HAMANN ENTLASSEN
Eine Pleite, ein Rausschmiss, ein Anfang
KSV Hessen Kassel: Nach der Entlassung von Matthias Hamann übernimmt Mirko Dickhaut bis zum Saisonende das Zepter
Die unglaubliche 1:6-Pleite bei der zweiten Mannschaft des Bundesligisten Karlsruher SC am Freitag hatte ganz schnelle Folgen. Noch in derselben Nacht trennte sich Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel von Trainer Matthias Hamann. Am Samstag gab Vereinsboss Jens Rose die Entscheidung bekannt. Hamanns Nachfolge wird in den letzten drei Spielen der frühere Profi und jetzige Trainer der zweiten Mannschaft, Mirko Dickhaut, übernehmen. Gestern trainierte Dickhaut erstmals mit der Mannschaft. Ein Neuanfang? Das Protokoll eines turbulenten Pfingstwochenendes bei den Löwen:
Ein Neuanfang? Das Protokoll eines turbulenten Pfingstwochenendes bei den Löwen:
Freitag, 20 Minuten nach dem 1:6-Debakel
Nur Erich Strobel ist noch da. Der Rest der Mannschaft ist längst in der Kabine. Strobel, der ehemalige Karlsruher, spricht mit alten Freunden. Mit der Familie. Zwischendurch geht sein Blick immer wieder zurück auf den Rasen. 1:6 verloren. Ein Debakel gegen die zweite Mannschaft des Karlsruher SC. Eine Mannschaft, für die die Saison gelaufen war. "Ich kann das gar nicht realisieren", sagt Strobel, "das ist einfach nur peinlich. Katastrophal. So darf man sich nicht präsentieren." 1:6 hat seine Mannschaft verloren. War damit noch gut bedient. Strobel, lange verletzt, war spät eingewechselt worden. Er sagt: "Selbst wenn es früh 0:2 steht, muss man eine Reaktion zeigen."
Freitag, 30 Minuten nach dem 1:6-Debakel
Matthias Hamann hat keine Erklärung. "Sie werden viele Fragen haben", sagt er, "aber ich habe leider darauf keine Antworten." Da ist er noch KSV-Trainer und auf der Suche nach Gründen für den unfassbaren Auftritt seiner Mannschaft. "Ich hatte nach dem Stuttgart-Spiel schnell den Geist gespürt, dass die Mannschaft es in Karlsruhe packen will. Aber ich hätte alle elf auswechseln können. Es hätte sich nichts geändert. Wir können uns nur bei allen Fans entschuldigen." Er spricht vom schlimmsten Tag, seit er in Kassel ist. Erklärt, dass mit Manager Marc Arnold und dem Vorsitzenden Jens Rose für Montag eine Krisensitzung anberaumt ist. Konsequenzen? "Natürlich kann es die nach so einem Spiel geben", sagt Hamann.
Samstag, 9.05 Uhr, eine Pressemitteilung
Zu der Sitzung kommt es nicht mehr. Am Samstag um 9.05 Uhr schickt KSV-Pressesprecher Herbert Puhmann die Mail, in der die Entlassung Hamanns bekannt gegeben wird. Mirko Dickhaut, Trainer der zweiten Mannschaft, wird das Team bis zum Saisonende betreuen.
Samstagmittag, am Telefon: Jens Rose
Der Vorsitzende, zu Sponsorengesprächen unterwegs und deshalb nicht Zeuge der Schmach von Karlsruhe, hatte Hamann am späten Freitagabend telefonisch in Kenntnis gesetzt. Jetzt begründet er die Entlassung. "Meine Entscheidung war im Grunde schon nach 20 Spielminuten klar", sagt Rose. Sein Hauptvorwurf: "Zwischen den Ankündigungen und dem, was passiert, liegen Welten. In der Zeitung lese ich, wir holen drei Punkte - und dann kriegen wir das Fell über die Ohren gezogen. Das hat mich geärgert." Offenbar sei es Hamann nicht mehr gelungen, sein Selbstbewusstsein auf die Mannschaft zu übertragen. Immer dann, wenn der Trainer versucht habe, sie stark zu reden, hätten die Spieler versagt.
Trotz der Entlassung betont Rose: "Hamann ist ein guter Trainer. Jeder weiß das. Allein seine Selbstsicherheit beim Spiel in Frankfurt hat uns den Aufstieg gebracht." Doch es sei nun einmal so, dass der Trainer das schwächste Glied in der Kette sei. Deshalb wurde der Beschluss nach Absprache mit dem Aufsichtsrat gefasst. Zum Abschluss sagt Rose: "Die Spieler, auf die er gesetzt hat, haben ihn im Stich gelassen." Vertragsgespräche mit den Akteuren werden vorerst ausgesetzt.
Sonntag, 12 Uhr, Gespräch mit Hamann
Einen Tag lang wollte Matthias Hamann seine Ruhe. Am Sonntag ist er bereit, über seine Entlassung zu reden (siehe Interview kommende Seite). Hamann ist enttäuscht, aber auch Profi genug, die Maßnahme zu verstehen. Einem schlimmen Freitag ist für ihn ein nervenaufreibender Samstag gefolgt. Motorschaden auf der Autobahn, später eine Vollsperrung. Die Fahrt an den Bodensee wurde zur Odyssee. Erst am Abend, beim Klassikkonzert in Bregenz, kam Hamann zur Ruhe.
Sonntag ging es weiter nach München zur Familie. In der Woche will der scheidende Trainer sich von seinen Spielern verabschieden, den Umzug nach Köln vorbereiten. Er hat jetzt Zeit, sich in aller Ruhe um die Fortbildung zum Fußball-Lehrer zu kümmern. Ob er in der vierten Liga überhaupt für den KSV zur Verfügung gestanden hätte? "Mein Vertrag hätte sich nur beim Aufstieg automatisch verlängert", sagt Hamann. Weil ein Engagement in der Regionalliga beim DFB nicht als das nötige Praktikum für die Ausbildung gegolten hätte, wäre der Verbleib bei den Löwen ohnehin schwierig gewesen. Umgekehrt heißt das für den KSV: Sollte noch ein Wunder passieren, der Aufstieg geschafft werden, verlängert sich Hamanns Vertrag und eine Abfindung wird fällig.
Sonntagnachmittag, 2 Spielergebnisse
Die KSV-Reserve verliert das Landesliga-Spitzenspiel in Vellmar 1:2. Zwei umstrittene Elfmeter kurz vor Spielschluss lassen die Aufstiegshoffnungen auch für die Zweite auf den Nullpunkt sinken. In der Regionalliga besiegt Reutlingen überraschend Spitzenreiter Ingolstadt. Der Rückstand beträgt jetzt vier Punkte. Das katastrophale Pfingstwochenende ist perfekt.
Montag, am Telefon: Kapitän Denis Berger
Berger steht hörbar unter dem Eindruck der letzten Ereignisse. "Wenn der Erfolg ausbleibt, muss der Vorstand handeln. Aber ob das was bringt", fragt er. Und stellt fest: "Am Trainer hat es auf keinen Fall gelegen!" Unruhe im Team habe es nicht gegeben. "Sicher werden manche sauer, wenn sie nicht spielen. Aber das ist normal. Ich bin mit Hamann immer super zurechtgekommen", stellt der Kapitän fest. Und wie ist die 1:6-Pleite zu erklären? "Keine Ahnung. Vielleicht sind uns die englischen Wochen nicht bekommen."
Rückblende, Freitag nach dem Spiel
Der Stadionsprecher in Karlsruhe hat seine Arbeit erledigt. Mikrofon abgeschaltet. Tasche gepackt. Beim Abschied sagt er: "Ich war enttäuscht von Kassel. Die Mannschaft hätte sich wenigstens wehren können."
Von Frank Ziemke
12.05.2008 HNA
______________________
Rot & Weiss bis in den tod
KSV Hessen Kassel: Nach der Entlassung von Matthias Hamann übernimmt Mirko Dickhaut bis zum Saisonende das Zepter
Die unglaubliche 1:6-Pleite bei der zweiten Mannschaft des Bundesligisten Karlsruher SC am Freitag hatte ganz schnelle Folgen. Noch in derselben Nacht trennte sich Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel von Trainer Matthias Hamann. Am Samstag gab Vereinsboss Jens Rose die Entscheidung bekannt. Hamanns Nachfolge wird in den letzten drei Spielen der frühere Profi und jetzige Trainer der zweiten Mannschaft, Mirko Dickhaut, übernehmen. Gestern trainierte Dickhaut erstmals mit der Mannschaft. Ein Neuanfang? Das Protokoll eines turbulenten Pfingstwochenendes bei den Löwen:
Ein Neuanfang? Das Protokoll eines turbulenten Pfingstwochenendes bei den Löwen:
Freitag, 20 Minuten nach dem 1:6-Debakel
Nur Erich Strobel ist noch da. Der Rest der Mannschaft ist längst in der Kabine. Strobel, der ehemalige Karlsruher, spricht mit alten Freunden. Mit der Familie. Zwischendurch geht sein Blick immer wieder zurück auf den Rasen. 1:6 verloren. Ein Debakel gegen die zweite Mannschaft des Karlsruher SC. Eine Mannschaft, für die die Saison gelaufen war. "Ich kann das gar nicht realisieren", sagt Strobel, "das ist einfach nur peinlich. Katastrophal. So darf man sich nicht präsentieren." 1:6 hat seine Mannschaft verloren. War damit noch gut bedient. Strobel, lange verletzt, war spät eingewechselt worden. Er sagt: "Selbst wenn es früh 0:2 steht, muss man eine Reaktion zeigen."
Freitag, 30 Minuten nach dem 1:6-Debakel
Matthias Hamann hat keine Erklärung. "Sie werden viele Fragen haben", sagt er, "aber ich habe leider darauf keine Antworten." Da ist er noch KSV-Trainer und auf der Suche nach Gründen für den unfassbaren Auftritt seiner Mannschaft. "Ich hatte nach dem Stuttgart-Spiel schnell den Geist gespürt, dass die Mannschaft es in Karlsruhe packen will. Aber ich hätte alle elf auswechseln können. Es hätte sich nichts geändert. Wir können uns nur bei allen Fans entschuldigen." Er spricht vom schlimmsten Tag, seit er in Kassel ist. Erklärt, dass mit Manager Marc Arnold und dem Vorsitzenden Jens Rose für Montag eine Krisensitzung anberaumt ist. Konsequenzen? "Natürlich kann es die nach so einem Spiel geben", sagt Hamann.
Samstag, 9.05 Uhr, eine Pressemitteilung
Zu der Sitzung kommt es nicht mehr. Am Samstag um 9.05 Uhr schickt KSV-Pressesprecher Herbert Puhmann die Mail, in der die Entlassung Hamanns bekannt gegeben wird. Mirko Dickhaut, Trainer der zweiten Mannschaft, wird das Team bis zum Saisonende betreuen.
Samstagmittag, am Telefon: Jens Rose
Der Vorsitzende, zu Sponsorengesprächen unterwegs und deshalb nicht Zeuge der Schmach von Karlsruhe, hatte Hamann am späten Freitagabend telefonisch in Kenntnis gesetzt. Jetzt begründet er die Entlassung. "Meine Entscheidung war im Grunde schon nach 20 Spielminuten klar", sagt Rose. Sein Hauptvorwurf: "Zwischen den Ankündigungen und dem, was passiert, liegen Welten. In der Zeitung lese ich, wir holen drei Punkte - und dann kriegen wir das Fell über die Ohren gezogen. Das hat mich geärgert." Offenbar sei es Hamann nicht mehr gelungen, sein Selbstbewusstsein auf die Mannschaft zu übertragen. Immer dann, wenn der Trainer versucht habe, sie stark zu reden, hätten die Spieler versagt.
Trotz der Entlassung betont Rose: "Hamann ist ein guter Trainer. Jeder weiß das. Allein seine Selbstsicherheit beim Spiel in Frankfurt hat uns den Aufstieg gebracht." Doch es sei nun einmal so, dass der Trainer das schwächste Glied in der Kette sei. Deshalb wurde der Beschluss nach Absprache mit dem Aufsichtsrat gefasst. Zum Abschluss sagt Rose: "Die Spieler, auf die er gesetzt hat, haben ihn im Stich gelassen." Vertragsgespräche mit den Akteuren werden vorerst ausgesetzt.
Sonntag, 12 Uhr, Gespräch mit Hamann
Einen Tag lang wollte Matthias Hamann seine Ruhe. Am Sonntag ist er bereit, über seine Entlassung zu reden (siehe Interview kommende Seite). Hamann ist enttäuscht, aber auch Profi genug, die Maßnahme zu verstehen. Einem schlimmen Freitag ist für ihn ein nervenaufreibender Samstag gefolgt. Motorschaden auf der Autobahn, später eine Vollsperrung. Die Fahrt an den Bodensee wurde zur Odyssee. Erst am Abend, beim Klassikkonzert in Bregenz, kam Hamann zur Ruhe.
Sonntag ging es weiter nach München zur Familie. In der Woche will der scheidende Trainer sich von seinen Spielern verabschieden, den Umzug nach Köln vorbereiten. Er hat jetzt Zeit, sich in aller Ruhe um die Fortbildung zum Fußball-Lehrer zu kümmern. Ob er in der vierten Liga überhaupt für den KSV zur Verfügung gestanden hätte? "Mein Vertrag hätte sich nur beim Aufstieg automatisch verlängert", sagt Hamann. Weil ein Engagement in der Regionalliga beim DFB nicht als das nötige Praktikum für die Ausbildung gegolten hätte, wäre der Verbleib bei den Löwen ohnehin schwierig gewesen. Umgekehrt heißt das für den KSV: Sollte noch ein Wunder passieren, der Aufstieg geschafft werden, verlängert sich Hamanns Vertrag und eine Abfindung wird fällig.
Sonntagnachmittag, 2 Spielergebnisse
Die KSV-Reserve verliert das Landesliga-Spitzenspiel in Vellmar 1:2. Zwei umstrittene Elfmeter kurz vor Spielschluss lassen die Aufstiegshoffnungen auch für die Zweite auf den Nullpunkt sinken. In der Regionalliga besiegt Reutlingen überraschend Spitzenreiter Ingolstadt. Der Rückstand beträgt jetzt vier Punkte. Das katastrophale Pfingstwochenende ist perfekt.
Montag, am Telefon: Kapitän Denis Berger
Berger steht hörbar unter dem Eindruck der letzten Ereignisse. "Wenn der Erfolg ausbleibt, muss der Vorstand handeln. Aber ob das was bringt", fragt er. Und stellt fest: "Am Trainer hat es auf keinen Fall gelegen!" Unruhe im Team habe es nicht gegeben. "Sicher werden manche sauer, wenn sie nicht spielen. Aber das ist normal. Ich bin mit Hamann immer super zurechtgekommen", stellt der Kapitän fest. Und wie ist die 1:6-Pleite zu erklären? "Keine Ahnung. Vielleicht sind uns die englischen Wochen nicht bekommen."
Rückblende, Freitag nach dem Spiel
Der Stadionsprecher in Karlsruhe hat seine Arbeit erledigt. Mikrofon abgeschaltet. Tasche gepackt. Beim Abschied sagt er: "Ich war enttäuscht von Kassel. Die Mannschaft hätte sich wenigstens wehren können."
Von Frank Ziemke
12.05.2008 HNA
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Re: HAMANN ENTLASSEN
Dafür, dass die Trennung "überraschend" kam, ist aber schon verdammt viel geregelt. Ich freue mich trotzdem für MH, dass er die Möglichkeit hat sich weiterzuentwickeln und ihn das jetzt nicht umwirft."Dieser letzte Tag gehört einfach dazu"
Der entlassene Matthias Hamann ist enttäuscht, gibt sich im Interview aber gewohnt professionell / Nun zu Klinsmann
Von Frank Ziemke
Kassel. Der Anruf von Jens Rose kam am Freitagabend gegen halb zwölf. Wenige Stunden nach der 1:6-Pleite gegen Karlsruhes zweite Mannschaft erfuhr Matthias Hamann von seiner Entlassung als Trainer beim Regionalligisten KSV Hessen Kassel. Der 40-Jährige war überrascht, reagierte aber gewohnt professionell. Nach einem Tag "Verschnaufpause" stellte er sich unseren Fragen.
Herr Hamann, wie sehr hat Sie die Entlassung getroffen, die trotz der 1:6-Pleite überraschend schnell kam?
Hamann: Natürlich ist so eine Entscheidung hart. Im ersten Augenblick habe ich beim Gespräch mit Jens Rose gedacht: Was läuft denn jetzt ab? Der Anruf kam so um halb zwölf. Jens ist auch nicht sofort damit rausgerückt. Vielleicht wollte er es nicht so hart machen. Letztendlich war die Tendenz dann, dass der Verein ja nicht 10 bis 15 Spieler abmahnen kann. Also ist, das kann ich nachvollziehen, die Entlassung des Trainers der Impuls, der alle Spieler trifft.
Aber Sie waren trotzdem überrascht.
Hamann: Ja, ich habe damit nicht gerechnet. Aber wenn die Mannschaft sich in so einem Spiel so präsentiert wie wir beim 1:6, dann ...
... bleibt oft nur die Entlassung des Trainers.
Hamann: Wenn ich vorher ankündige, wir gewinnen da, und dann spielen wir 1:6, dann sieht das schlimm aus. Und am Ende bleibt: Ziel verfehlt ist Ziel verfehlt.
Dieses große Selbstvertrauen, die Art, wie Sie die Mannschaft stark geredet haben, galt lange als Ihre Stärke. Zum Schluss wurde Ihnen vorgeworfen, dass zwischen Ankündigung und Ergebnis eine zu große Diskrepanz lag. Nutzt sich Starkreden ab?
Hamann: Weiß ich nicht. Ich werde mich immer weiter vor meine Jungs stellen und sie verteidigen bis aufs Blut. Dass dann von Außen Druck kommt, wenn es nicht läuft, damit muss ich leben.
Gab es für Sie im Vorfeld der Partie irgendwelche Anzeichen, dass die Mannschaft so einbrechen würde?
Hamann: Überhaupt nicht. Ich habe nach dem Stuttgart-Spiel sofort den Eindruck gehabt, dass der Wille da ist, jetzt in Karlsruhe das Ruder herumzureißen. Deshalb habe ich mich auch sofort so weit aus dem Fenster gelehnt. Was dann passiert ist, ist ein Total-Blackout, den ich mir bis jetzt noch nicht erklären kann.
Der zweite Vorwurf, den Ihre Kritiker Ihnen machen, ist immer wieder der Verzicht auf den klassischen Spielmacher und die einfallslose Spielweise der Mannschaft.
Hamann: Ich habe nun mal auf das System mit zwei echten Flügelspielern und zwei kampf- und spielstarken Sechsern gesetzt. Dass vielleicht die Qualität fehlte, hatte auch finanzielle Gründe.
Sie haben also vor der Saison nicht die Spieler bekommen, die Sie wollten?
Hamann: Ich hätte gerne zwei, drei andere Leute gehabt. Aber der Vorstand hat klare Grenzen gesetzt. Also sind wir den Weg gegangen, uns Talente der Bundesligisten zu sichern. So haben wir uns in der Breite verstärkt. Aber in der Spitze fehlte leider eine gewisse Klasse. Das soll aber keine Kritik oder Ausrede sein. Ich habe diesen Weg mitgetragen. Und ich sage auch jetzt noch, dass die Mannschaft die Qualität hat. Ich traue ihr immer noch zu, die letzten drei Spiele zu gewinnen. Nur wenigen Mannschaften ist es in dieser Saison gelungen, uns zu schlagen. Das darf man nicht vergessen.
Aus der Mannschaft war ab und an Kritik zu hören, dass Sie die gerade nicht eingesetzten Spieler zu sehr links liegen lassen. Wie sehen Sie das?
Hamann: Diese Empfindlichkeit ist leider ein Problem im heutigen Profifußball. Wichtig sind zunächst mal die elf, die am Wochenende spielen. Ich kann nicht noch eine Stunde mit jedem Kaffee trinken gehen und ihm erklären, warum er nicht dabei ist. Dass einige sauer sind, wenn sie nicht spielen, ist aber logisch. Die Vorwürfe kann ich nicht verstehen. Ich habe trotzdem immer zu allen Spielern gestanden.
Jens Rose sagt, die Spieler hätten Sie im Stich gelassen. Empfinden Sie das auch so?
Hamann: Nein, das sehe ich nicht so. Ich werde mich in der Woche von allen Spielern verabschieden und ihnen danken.
Sie haben zu Jens Rose und dem KSV-Vorstand stets ein gutes und enges Verhältnis gehabt. Ist das jetzt zerstört?
Hamann: Auf keinen Fall. Es waren drei schöne Jahre. Wir haben tolle Erfolge gefeiert. Dieser letzte Tag, der gehört zu einem Trainerleben einfach dazu. Und auch zu einem Vorstand-Trainer-Verhältnis. Ich schätze Jens Rose und Holger Günter sehr. Ich bin sicher, dass wir immer in Kontakt bleiben werden.
Und wie geht es jetzt weiter?
Hamann: Ich werde nach Köln ziehen und dort ab 31. Mai meinen Fußball-Lehrer machen. Deshalb wird es sicher vorerst nichts mit einem neuen Verein. In der Zeit mache ich auch ein Praktikum beim FC Bayern.
Und arbeiten dann unter Jürgen Klinsmann?
Hamann: Ja, ich bin sehr gespannt, was ich von ihm lernen kann. Oder er von mir (lachend).