Und hier sind auch noch die zwei Spielberichte (Sonntags-Ausgabe & Montags-Ausgabe) vom Spiel KSV Hessen Kassel - SC Waldgirmes von der 'Wetzlarer Neuen Zeitung':
KSV Hessen Kassel - SC Waldgirmes 2:1 (0:0)
Nach gutem Auftritt nur Komplimente, Frust und die Angst um Torjäger Bernd Vollmer
01.12.2002
Von Thomas Hain
"Wer ist den hier eigentlich der Spitzenreiter und wer der Abstiegskandidat?", wusste ein treuer Gast auf der gut besetzten Tribüne des Auestadions zur Halbzeitpause nicht so recht wie ihm geschah. Die Frage bekam nach 90 unterhaltsamen Minuten ihre Fußball-typische Antwort: Die da oben - der an die Tabellenspitze gestürmte KSV Hessen Kassel - verließen als glückliche 2:1-Sieger strahlend den zerfurchten Rasen; die da unten - der einmal mehr Lehrgeld zahlende SC Waldgirmes - standen wieder mit leeren Händen da und haderten mit dem Schicksal, das sie in ihrem ersten Jahr in der Oberliga nicht gerade verwöhnt.
Nach einem guten Auftritt vor 2200 Zuschauern in der Zweitliga-würdigen Arena mit taktischer Disziplin, aufopferungsvollem Zweikampfverhalten und beherzten Konterangriffen blieben den Lahnauern am letzten Novembertag nur Komplimente, Frust und die Angst um Bernd Vollmer. Der allein für 13 von bisher 22 Waldgirmeser Oberligatreffern verantwortliche Torjäger humpelte nach 55 Minuten vom Feld. Sein sichtlich niedergeschlagener Trainer rechnete nach dem Abpfiff mit dem Schlimmsten: "Er hat sich eine schwere Knieverletzung zugezogen und muss aller Voraussicht nach operiert werden", überbrachte Andreas Duchscherer die Hiobsbotschaft aus der Kabine, in der seine ausgelaugten Spieler wie ein Häuflein Elend auf ihren Bänken kauerten.
Kein Wunder, dass sich KSV-Coach Oliver Roggensack, Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis und -Trainers Gerd Roggensack, nach dem glücklichen Arbeitssieg im Duell der ungleichen Aufsteiger "riesig zufrieden" äußerte. Der Anhang des nordhessischen Kultvereins vermochte diese Einschätzung lange Zeit nicht zu teilen. Zu sehr hatte die dichtgestaffelte Waldgirmeser Elf mit Bernd Vollmer als alleiniger Spitze den "Löwen" die Krallen gezeigt. Der Vorletzte stürmte beim Klassenprimus von Anfang an frech drauf los. Andererseits ließen sich die Lahnauer auch von einem Kopfball ans Lattenkreuz des aufgerückten Kasseler Manndeckers Markus Krause nicht beirren. "Es gelang uns nicht, den Gegner zu Fehlern zu provozieren", machte Roggensack junior der SCW-Hintermannschaft mit dem gewohnt zuverlässigen Torwart Jörg Kässmann, dem umsichtigen Libero Thomas Vollmer und Patrick Weisert, der den brasilianischen Torjäger Julio Cesar weitestgehend neutralisierte, indirekt ein dickes Kompliment.
Auf der Gegenseite war der überragende Özcan Siner Ausgangspunkt so manch` vielversprechenden Konters. "Ich hätte gern gesehen, was passiert wäre, wenn wir in Führung gegangen wären", sinnierte Trainer Duchscherer angesichts der Szenen im Kasseler Strafraum, wo Siner die halbe Abwehr schwindlig spielte und Bernd Vollmer das KSV-Gehäuse denkbar knapp verfehlte.
Aber in Führung gingen die Platzherren. Unter tätiger Mithilfe des ansonsten guten Harry Freund, dessen Fehlpass Cesar zum Sturmlauf in den SCW-Strafraum nutzte, wo ihn Thomas Vollmer von den Beinen holte. Als der bereits verwarnte Brasilianer nach einer Behandlungspause ohne Anmeldung wieder auf den Rasen lief, um Thorsten Bauer zum Elfmetertor zu gratulieren, sah er Gelb-Rot. Gegen zehn Kasseler bedeute das 0:2 durch den eingewechselten Ghanaer Silas Owusu den Todesstoß für Waldgirmes, auch wenn Thomas Vollmer mit einem Freistoßknaller elf Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer gelang und die unter Wert geschlagenen Gäste noch einmal mit Mann und Maus - und Torwart Kässmann stürmten.
Kassel: Zeljko - Schönewolf - Krause - Schmidt, Steffen Radler, Mayer, Kayacik (68. Wendler), Bauer - Cesar, Zanko (58. Owusu, 89. Menne).
Waldgirmes: Kässmann - Thomas Vollmer - Weisert, Freund (74. Krick) - Frenz, Gärtner, Siner, Dapper, Thorsten Schäfer (79. Daniel Schäfer), Dinkel - Bernd Vollmer.
Schiedsrichter: Schweinberger (Wiesbaden) - Tore: 1:0 Bauer (66., Foulelfmeter), 2:0 Owusu (74.), 2:1 Thomas Vollmer (79.) - Zuschauer: 2200 - Gelbe Karten: Cesar (Kassel); Frenz, Thomas Vollmer (Waldgirmes) - Gelb-Rote Karte: Cesar (Kassel, 66.).
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Vorsichtige Entwarnung in Sachen Torjäger Bernd Vollmer nach 1:2 in Kassel
Der SCW ärgert den Favoriten und ärgert sich über den Bürgermeister
02.12.2002
Von Thomas Hain
Die 2200 Zuschauer im Kasseler Auestadion verabschiedeten den tadellos leitenden Schiedsrichter Andreas Schweinberger trotz des 2:1 (0:0)-Zittersieges ihres KSV Hessen mit einem gellenden Pfeifkonzert. Die unglücklich geschlagenen Oberligakicker des SC Waldgirmes und ihr Trainer blieben da lieber bei ihrem Lieblings-Buhmann.
"Schade, dass unser Bürgermeister nicht hier war und gesehen hat, auf was für einem Rasen gespielt werden kann", giftete Übungsleiter Duchscherer auf dem Weg zur Pressekonferenz im völlig verrauchten VIP-Raum. "Auf so einem Platz hätten wir die letzten beiden Heimspiele nicht verloren", hatte sich Torwart und Kapitän Jörg Kässmann schon beim Gang in die Kabine die Wut von der Seele gebrüllt. Dass Lahnaus Verwaltungschef Roland Schleenbecker den SCW zuletzt wegen der nassen Witterung vom gemeindeeigenen Rasenplatz auf die ungeliebte Rotasche verbannt hatte, wo es gegen Aschaffenburg (1:4) und Neukirchen (1:2) auch prompt Pleiten gab, will dem Tabellenvorletzten einfach nicht aus dem Kopf gehen. Duchscherers zutreffende Analyse, dass "wir mit der Einstellung von Kassel gegen Aschaffenburg und Neukirchen nicht verloren hätten", erscheint da schon wesentlich konstruktiver als die nicht enden wollende Suche nach einem Alibi für den ausbleibenden Erfolg. Aber auch beim Tabellenführer, den sie ärgerten, haben sie verloren. Wenn auch unglücklich "und ein Stück weit unverdient", wie der Trainer hinterher einmal mehr mit dem Schicksal hadernd ergänzte.
Gärtner: "Darauf müssen wir aufbauen"
"Diese Niederlage ist jammerschade, denn wir haben heute gezeigt, wozu wir als Mannschaft gemeinsam fähig sind", ärgerte sich Mittelfeldspieler Harald Gärtner und richtete trotz der immer bedrohlicher werdenden Tabellensituation den Blick nach vorn: "Wir hatten einen potenziellen Aufstiegskandidaten am Rande einer Niederlage. Darauf müssen wir aufbauen." "Wir haben sehr gut gespielt und hätten hier mindestens einen Punkt mitnehmen können", erklärte Libero Thomas Vollmer, der mit einem prima Freistoßtor zum 1:2 - seinem ersten Saisontreffer - in der 79. Minute die Schlussoffensive der Lahnauer einläutete und die schlechte Chancenauswertung seiner Vorderleute beklagte. "Dafür sind wir dann ganz, ganz hart bestraft worden, aber das ist normal im Fußball", sinnierte der Bruder des Waldgirmeser Torjägers vom Dienst.
Bernd Vollmer befürchtete das Ende der Karriere
Als Bernd Vollmer in der 55. Minute beim Stand von 0:0 vom Feld humpelte, stand der SCW unter Schock. Der Schütze von 13 der bisherigen 22 Saisontreffer des Neulings befürchtete sofort einen Kreuzbandriss und das Ende seiner Karriere. Nach einer Untersuchung bei Dr. Jürgen Gerlach, in dessen Gießener Praxis der Stürmer direkt aus Kassel gebracht worden war, signalisierte der Orthopäde und Trainer der Bundesliga-Handballerinnen des TV Lützellinden vorsichtig Entwarnung. Wahrscheinlich ist nur das Innenband in Mitleidenschaft gezogen worden. Über das endgültige Ausmaß der Verletzung und die Notwendigkeit einer Operation soll eine Kniespiegelung morgen in Castrop-Rauxel genauen Aufschluss geben. "Mit ihm hätten wir nicht verloren", erklärte Trainer Duchscherer im Brustton der Überzeugung, nachdem seine taktisch und kämpferisch beeindruckende Mannschaft mit den Gegentoren von Thorsten Bauer (66. Minute per Foulelfmeter) und dem eingewechselten Silas Owusu (74.) kalt erwischt worden war. Dass Kassels bereits verwarnter brasilianischer Torjäger Julio Cesar - vom starken Patrick Weisert sehr gut bewacht - nach dem an ihm verursachten Strafstoß ohne Anmeldung beim Schiedsrichter von einer Verletzungspause aufs Feld zurück kam und dafür folgerichtig mit der gelb-roten Karte vom Platz musste, nutzten die Gäste nicht mehr entscheidend aus.
Komplimente von Ex-Profi Roggensack
Dabei hatte der SCW nicht nur Tribünengast Gerd Roggensack "sehr überrascht". Der Vater des jungen KSV-Coachs Oliver Roggensack, selbst früher Profi und Trainer in der Bundesliga bei Arminia Bielefeld und dem 1. FC Kaiserslautern, zeigte sich beeindruckt vom Auftritt des Tabellenvorletzten: "Wenn sie so weiter spielen, brauchen sie sich keine Sorgen zu machen."
Wenn sie weiter so spielen und nicht punkten werden die Nöte aber immer größer.
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Gruß Michi
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STATISTIK-HOMEPAGE DES KSV HESSEN KASSEL
<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: Michi am 2002-12-03 16:18 ]</font>