Re: 5. Spieltag: KSV Hessen Kassel - SV 07 Elversberg
Verfasst: 28. Aug 2012, 16:38
Ich habe Wolf auf der HT sitzend gg. Elversberg öfters aus nächster Nähe beobachten können und einen überaus engagierten Trainer erlebt, der für meinen Geschmack aber noch die Balance sucht zwischen unterstützender Einflußnahme und nerviger Penetranz. Hilft er den Spielern noch? Oder nervt er sie schon? Und forciert er somit die Verunsicherung? Gallus, Pinheiro, Becker und wie sie alle heißen - feine, ballgewandte Techniker. Trotzdem ist nach drei, vier Stationen Schluss mit dem Kurzpaßspiel, weil selbst solchen Edeltechnikern der Ball verspringt oder das Zuspiel so dämlich kommt, dass es vom Mitspieler in Bedrängnis nicht mehr zu verwerten ist - wobei der holperige Rasen die Qualität der Pässe keinesfalls optimiert. Viele Spieler wirken verunsichert, wollen es besonders gut machen und nach zwei, drei Stockfehlern wird die Verunsicherung noch größer, und dann kommt der lange Hafer nach vorn ins Niemandsland - ein Teufelskreis. Der lässt sich mMn nur durchbrechen, wenn Wolf die Zügel lockert. Wolf scheint ein vom Erfolg besessener, vom Ehrgeiz geradezu zerfressener Zeitgenosse zu sein, der durch sein Agieren an der Seitenlinie und vllt. auch durch seine Ansprache die Spieler momentan derart (über)fordert, dass sie verkrampfen. Er sollte die Spieler mehr machen lassen, mehr Spielfreude entwickeln lassen. Helfen statt nerven! Wenn sie Fehler machen, sollte er sie ermuntern, nicht aufzugeben und es weiter zu versuchen. Allemal besser, als keifend an der Seitenlinie das Rumpelstilzchen zu mimen und so die Verunsicherung noch weiter zu forcieren.Eckart Lukarsch hat geschrieben:Wolf ist wahrscheinlich selbst etwas ratlos, warum die Mannschaft in den Meisterschaftsspielen meist ein anderes Gesicht zeigt als in der Vorbereitung. Wer ihn an der Außenlinie beobachtet weiß und sieht, wie sehr er über weite Strecken der letzten drei Spiele gelitten hat.
In diesen Kontext passt dann auch die herbe Damm-Kritik auf der PK. Wolf hat ja seinerzeit bei 1860 unter dem graumelierten Chef-Choleriker der deutschen Trainergilde gespielt und gelitten. Uuuuihhh, das prägt, keine Frage. Ergo: Tobi Damm hat jetzt ein Gewitter Lorant´scher Prägung zu spüren bekommen. Prost Mahlzeit. Sinngemäß sagen die Bayern dann: Ein Guter hält´s aus, um nen Schlechten ist´s eh nie schad. Damm wird´s aushalten.
Unter dem Eindruck von Tobis 10-min-Einsatz am Samstag komme ich langsam auch dahinter, warum die Wahrnehmungen von ein- und demselben Spieler so unterschiedlich sein können. Ich habe - anders als Damms Kritiker - entfernungsbedingt nur wenige Spiele im Auestadion gesehen und somit häufig den Heimspiel-Tobi verpasst, der natürlich mit dem ihm aufgezwungenen Auftreten Kritik provoziert: Vom Trainer an die linke Außenbahn genagelt, mit dem Rücken zum Tor und zum Gegenspieler krampfhaft versuchend, suboptimale Zuspiele irgendwie zu verwerten - keine leichte Aufgabe, wenn man nicht so ballgewandt ist wie Ochs oder Metin und zudem der Raum fehlt - links die Seitenlinie, rechts und dahinter lauter Spieler, die den Raum zustellen. Und auf den Tribünen feindselige KSV-“Fans“, die das planlose Gestolpere keifend quittieren. Echt Scheiße, so´n Heimspiel.
Während meiner Zeit im Südwesten habe ich allerdings bei vielen Auswärtsspielen einen anderen Tobi erlebt. Einer, der seine Gegenspieler reihenweise überlaufen hat und in die freien Räume gespurtet ist, der die Anhänger der Gastgeber um mich herum mit seinen kraftvollen Sprints zum Raunen und seine Gegenspieler ins Schwitzen gebracht hatte, aber mich auch manchmal zur Verzweiflung trieb. Häufig haben Pass- und Laufwege nicht zusammengepasst, weil Wölk gerade weg war, als Damm kam und Gaede ohne Wölk nur noch die Hälfte wert war und Pokar Wölk nicht ersetzen konnte und Hock nicht einleuchten wollte, dass ein 10er oder 20er dem Angriffsspiel gut tut und dann die Rumpelfußpässe der Rumpelfüße im Mittelfeld den ohnehin nicht ballgewandten Damm schon bei der Ballannahme überforderten.
Für mich ist ein Trainer dann ein guter Trainer, wenn er seine Spieler dort einsetzt, wo ihre Stärken optimal zum Tragen kommen und ihre Schwächen möglichst wenig Schaden stiften. Und ich bin überzeugt, dass Wolf ein guter Trainer sein will. So wie Klopp bereits einer ist, der Damm vor sechs Jahren immerhin ein paar Einsätze in der Startformation eines Erstligisten zugestanden hatte. Wolf muss den KSV mit Tobi Damm ja nicht gleich in die 1. Liga hieven - aber für ein paar Kontertore in der RL Südwest Anno 2012/13 darf´s schon noch reichen. Den 1.FC Schwalmstadt kann Tobias Damm von mir aus dann auch irgendwann beglücken - wenn er deutlich über 30 ist.