Löwe am Río de la Plata

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Stehplatznörgler
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Löwe am Río de la Plata

Beitrag von Stehplatznörgler » 9. Aug 2012, 04:47

Ich eröffne den Threat, um nicht off-topic all jene zum Scrallen zu nötigen, denen der Kram egal ist. Richtig zitieren, ist auch nicht meine Stärke. Im Folgenden chronologisch die Beiträge von 1982, Lokalmatador und Gonto aus dem Perspektive 2012/13 Threat.
hola que tal, el doctor? Solltest Du es tatsächlich mal in ein argentinisches Stadion schaffen, was ich nicht glaube, dann poste doch mal ein paar Fotos. Würde mich interessieren. 8)
Rot-weiße-Grüße zurück, N. !
Und wenn Du es schaffst, eines der Derby´s in Buenos Aires zu besuchen, freuen sich hier bestimmt einige über einen ausführlichen Bericht :wink:
Selbstverständlich schaue ich mir hier Fußball an - sobald es die Arbeit und mein Aufenthaltsort zulassen. Glücklicherweise war ich zum Saisonauftakt vergangenes Wochenende in Buenos Aires. Grundsätzlich ist der Spieltag der oberen Ligen in Argentinien völlig zerstückelt: Kein Spiel findet gleichzeitig statt. Die Spiele werden nämlich alle live im Fernsehen übertragen. (Theoretisch könnte man also ohne lange Wegstrecke vier, fünf Spiele an einem Spieltag sehen, was ich unbedingt mal machen will.) Die Zerstücklung sehe ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits wissen wir alle wie sehr fanunfreundliche Anstoßzeiten nerven und auch, wie die Dramaturgie die so ein Spieltag haben kann an Spannung verliert. Andererseits ist Argentinien so groß wie Europa und ein Großteil der Spitzenclubs ballt sich in Buenos Aires. Bist du also im Norden Fan von Boca, ist es kaum möglich ein Spiel deiner Manschaft im Stadion verfolgen. Seit dem Jahr 2009 wird die erste Liga komplett im öffentlichen Fernsehen übertragen und seit 2011 auch die zweite Liga. Jeder der einen Fernseher besitzt, kann also in Echtzeit den ganzen Spieltag sehen. Die Regierung hat daraus eine regelrechte Kampagne mit dem Titel "Fútbol para todos" (Fußball für alle) gemacht - vorher lagen die Rechte bei zwei großen Medienkonzernen. Um zur Sache zu kommen: Ich habe am ersten Spieltag Qulilmes vs. Boca Juniors geschaut und auch ein paar Fotos gemacht (bin aber zu blöd die hier reinzustellen und es ist mir zu peinlich zu fragen, wie das geht, kann aber gerne auch was per mail schickken, PN).

Die Stadt Quilmes - im Süden von Buenos Aires - ist Namensgeber des berühmten regionalen Biers. Es ist eine Brauereistadt. Quilmes AC ist einer, wenn nicht sogar der älteste Fußballclub Argentiniens und ist gerade wieder in die erste Liga aufgestiegen. Das Spiel endete 3:0 für den Aufsteiger gegen den namhaften Traditionsclub. Ich war vor dem Hintergrund sehr beeindruckt von den Boca Fans, die selbstverständlich ihr Auswärtskontingent völlig ausgeschöpft haben. Nahezu 90 Minuten haben sie teilweise in ordentlicher Lauststärke durchgesungen - trotz miesem Spiel ihres Teams. Auf der Gegenseite war Quilmes gerade gegen Ende sehr laut. Die teilweise komplexe Gesangskultur in einer solchen Laustärke habe ich auch schon in anderen Stadien Lateinamerikas bewundert. Auch optisch sind die Kurven ansehnlich. Bunte, rauchende Kurven sind hier "oldschool". Argentinien ist allerdings nicht einfach "Party auf den Rängen", sondern auch agressiv-leidenschaftlich, mit angenehmer Häme gegen den Gegner. Zumindest in dem Spiel.

Denn die argentinische Liga ist auf dem gesamten Kontinent für ihre Gewalttätigkeit bekannt. Von den Boca Fans habe ich auf dem Weg nur 2 Stk getroffen - Zwei sehr nette Mädchen - obwohl ich mit dem öffentlichen Bus auf dem Weg durch den (schönen) Stadtteil gefahren bin. Die "Hinchas de Boca" sind alle mit selbst organisierten Bussen nach Quilmes. Auch um das Stadion herum hat die Polizei beide Fanlager in einer Konsequenz getrennt, wie ich es in Deutschland noch nicht erlebt habe. In diesem Fall wurden die Heimfans (!!) bis lange nach dem Anpfiff komplett im Stadion behalten, bis alle Boca Busse abgefahren sind. Die Zuschauer wurden durch vier Polizeikontrollen stoßweise ins Stadion gelassen. In diesem Fall hatte ich gringo-Bonus und wurde nicht kontrolliert. Das ist tatsächlich die Regel in lateinamerikansichen Stadien - positive Diskriminierung nennt man das - weshalb ich beim nächsten mal wohl auf Abtasten und Schickane bestehe...

Leider bin ich nur noch kommendes Wochenende in Buenos Aires und dann im Oktober wieder für eine Woche. Ich hoffe sehr, dass ich in der Zeit ein, zwei Spiele sehen kann. Fotos will ich aber nicht versprechen. Ein Großteil der Stadien steht in Stadtgebieten, wo einschlägige Reiseführer Touristen nicht empfehlen im Dunkeln alleine hinzugehen (Hier ist gerade Winter und es wird schnell dunkel). Gerade der Rückweg kann schon mal kompliziert werden. Ich halte von der Gewalt-Hysterie, die hier auch viele der mittleren und oberen gesellschaftlichen Schichten haben nicht so viel; dennoch halte ich mich sehr strickt an das "du musst den Überfall nicht provozieren ABC". Dazu gehört definitiv auch, nicht ständig Fotos zu machen. Bei allen Überfällen in die ich bislang verwickelt war hat mir konsequentes Verhalten gut geholfen. Gerade auf den Rängen herrschen aber nochmal eigene Regeln, wie wir alle wissen. In der Regel - wie in Quilmes geschehen - wird man angesprochen und es kommen meistens sehr positive Reaktionen darauf, dass man sich als deutscher, für den Verein interessiert. Ich wurde sogar auf eine Brauereibesichtigung eingeladen (die ich absagt habe). Es kann aber auch anders laufen und plötzlich ist man der Gringo-Tourist, der im Weg steht.

Wenn ich hier erzähle, dass ich für einen Viertligisten bin, der "Hessen Kassel" heißt, dass es ein Verein mit Tradition ist und es für mich eine Herzensangelegenheit ist, dann bekommt man sehr oft die Hand auf die Schulter gelegt und bekommt gesagt: "So muss das sein. Das ist Fußball." Recht haben sie!
Argentinien, Derby... Du A.rsch ;-)
Tatsächlich würde ich gerne mal ein Derby sehen - du S.ack. Aber als jemand, der keine Kontakte in die aktive Fanszene bzw jemand der wenig Geld hat, kann ich das vergessen. Letztes Jahr hatte ich versucht an Karten für Racing vs Independiente zu kommen und hatte mich mit Leuten in einer Racing Kneipe angefreundet, die mir versprachen mir Karten mitzubesorgen. Am Ende hatte keiner von uns Karten und Schwarzmarkt ist für mich in dem Fall nicht bezahlbar...

Demächst bin ich in Uruguay. Glaube wegen Olympiapause hat die Saison dort noch nicht begonnen. Vielleicht schaffe ich es aber Anfang der Woche zu einem Copa Sudamaricana Spiel.

Vamos Leones, Mannheim ruft!!

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