KSV-Fans - eine Familie?
Verfasst: 11. Apr 2007, 00:14
KSV-Fans - eine Familie?
Immer wieder heißt es mal, der KSV wäre eine große Familie, und gerade auch hier im Forum ist ja vor kurzem erst im Zuge von Meinungsverschiedenheiten daran erinnert worden, dass die KSV-Fans doch eine Familie seien und zusammen halten müssten.
Es ist mir ein Anliegen, mich mit dieser Thematik mal ein bisschen eingehender zu befassen und meine diesbezüglichen Erfahrungen und Gedanken niederzuschreiben.
Kurze Vorgeschichte: Ich war früher mal - seit der vierten Klasse - ein „Fan“ von Borussia Mönchengladbach. Das „Fan“ habe ich bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil ich die Spiele eigentlich nur im Radio und vor dem Fernseher verfolgt habe, zwar auch so einige Fanartikel hatte, aber lange Zeit überhaupt nie bei einem Spiel der Borussen war. Irgendwann (fragt mich nicht, wann das war; könnte Ende der 80er gewesen sein…) habe ich mir diesen Traum dann mal verwirklicht, die Borussia live zu sehen. So bin ich mit meinem alten Kumpel, dem späteren KSV-„Fußballgott“ und bekennenden Werderaner Nico Radler, auf den Bökelberg gefahren. Es war für uns DAS Spiel aller Spiele. „Mein“ VfL gegen „seinen“ SV Werder. Da mir damals schon die Bremer sympathisch waren und er auch Gladbach ganz gerne mochte, haben wir untereinander ein paar Fanartikel getauscht, also ich trug zu meinen BMG-Sachen auch eine Werder-Kappe, und er hatte neben diversen Werder-Fanartikeln auch irgendwas von Gladbach an sich. Ich weiß - ehrlich gesagt - gar nicht mehr, ob jeder in „seinen“ Block ging oder wir beide im gleichen waren. Da wo ich war, war jedenfalls der Werder-Block gleich nebenan, es war aber noch die Gladbacher Seite. Während manche Leute sich etwas verwundert die Augen rieben, dass ich als Borusse eine Werder-Kappe trug, konnte es ein Gladbacher nicht lassen, mich blöd anzuquatschen und vorwurfsvoll zu fragen, was das denn wäre und ob ich das toll fände. Nach dem Spiel gingen Nico und ich natürlich wieder zusammen weg, und da gab es auch noch Anti-Werder-Gesänge in meine Richtung, obwohl ich eigentlich im Großen und Ganzen klar als VfL-Fan zu erkennen war. Mich haben solche Sachen damals total gewundert, denn zum einen hat es sich bei den beiden Vereinen doch gar nicht um Intimfeinde gehandelt, und es war kein Derby oder so was, und zum anderen spielte es doch eigentlich keine Rolle (dachte ich), dass ich neben der eigenen Mannschaft auch noch mit den Gästen sympathisiere.
Nun aber zum KSV: Nachdem ich Mitte der 80er Jahre erstmals (mit meinem Dad) beim KSV war und wir seitdem öfter hingegangen sind, als ihm lieb war (er zählte halt mehr zu der Sorte Schönwetter- und Erfolgsfan) und ich auch Ende der 80er immer mal mit ´nem Kumpel da war - meist unter normalen Zuschauern oder gar, nachdem wir den Schiedsrichterschein gemacht hatten, auf der Tribüne - , gesellte ich mich in der Oberliga-Saison 1990/91 beim 1:0-Pokal-Erfolg über den damaligen Zweitligisten FC Homburg erstmals bewusst zu den „richtigen Fans“. Es war irgendwie ein sensationelles Erlebnis; ich fand’ das absolut klasse, den Verein lautstark anzufeuern und gemeinsam zu feiern. Nach diesem Spiel war es wohl um mich geschehen. So was wollte ich wieder erleben und immer wieder. Ich wurde selbst zum Fan, der fortan natürlich immer (also damals) in die Gegengerade ging, um nun immer unter Gleichgesinnten zu sein, die alles geben, um ihren Verein nach vorne zu treiben. Zwangsläufig ergaben sich Kontakte zu Fans, die schon ein bisschen länger dabei sind. Auch wenn er das vielleicht nicht so gerne hört (oder vielleicht doch
?), aber Lars Steiner war damals - nicht nur wegen des „Mops“, den er im Regelfall ab Spielminute 60 gesungen hat - eine Art Fanidol, mit dem man sich gerne umgab. Ansonsten hatte man es damals vor allem mit dem Löwen-Fanclub Wolfhagen zu tun, der immer eine große Zaunfahne auf hing und eigentlich bei allen Spielen präsent war. Ganz besonders Engel und Mickey waren hier sehr aktiv und müssen daher von mir in einem Atemzug mit Lars genannt werden, denn diese drei Jungs waren eigentlich so DIE Ansprechpartner in Sachen KSV, Auswärtsfahrten, Fanartikel und Fandasein generell für mich. Die Wolfhager waren es dann auch, die in meiner Erstsaison Handzettel verteilt haben, auf denen sie zum „1. Fantreffen des KSV Hessen Kassel“ einluden. Ich weiß noch, dass ich damals sehr aufgeregt war, da hin zu gehen, und irgendwie war es mir wohl auch nicht so ganz geheuer. Ich nahm deshalb auch noch den Kumpel mit, mit dem ich - wie gesagt - immer mal vorher bei den Löwen gewesen war, der dem wirklichen Fan-Dasein aber leider nicht soviel abgewinnen konnte. Meine Befürchtung waren damals in erster Linie Hooligans, die sich unter die Fans mischen könnten und womit es Probleme geben könnte. Außerdem war man auch der Meinung, dass Hooligans mit Rechtsradikalen gleichzusetzen seien, und mit denen wollte man natürlich nichts zu tun haben. Mein Vater stand wohl aus den gleichen Gründen damals - ich war gerade 16 - meinem aufkeimenden Fan-Dasein eher skeptisch gegenüber.
Das Fantreffen war aber letztlich eine schöne Sache, denn abgesehen von einem Typen, der rabenvoll war und mich, als ich ihm einmal - wie von ihm gewünscht - ein Bier mitbrachte, fragte ob ich eine rein haben wolle, gab es keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil konnten mir die drei oben genannten am Rande des Treffens versichern, dass man mit Hooligans nichts zu tun habe, so dass ich echt happy war und mich als Neu-Fan absolut wohl fühlen konnte. Ich dachte sogar darüber nach, dem Fanprojekt Wolfhagen, wie es damals hieß, beizutreten. Eigentlich eine verrückte Idee, da ich ja in Niestetal gewohnt habe, aber die Jungs waren halt nun mal meine ersten Ansprechpartner, und irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl dabei. Obwohl die sogar einen so Auswärtigen aufgenommen hätten, kam es dann doch nicht dazu. Warum, weiß ich gar nicht mehr, aber ist ja auch egal. Jedenfalls war der Anfang gemacht, und ich fühlte, nun ein Teil der KSV-Fanszene zu werden. Das war schon toll! Zwar dauerte es noch fast bis zum Ende der Saison, ehe ich (nach mehrmaligen Nachfragen vom Lars, wann ich denn endlich mal mitfahren würde) die erste Auswärtsfahrt mitmachte (im vorletzten Auswärtsspiel ging es zur SG Höchst, wo man knapp gewann), aber auch zuhause gab es viele tolle Erlebnisse, so u. a. die Sensation in der zweiten Pokalrunde gegen die damals ebenfalls zweitklassigen Stuttgarter Kickers, als man nach 1:2-Rückstand in den letzten drei Minuten noch zwei Tore machte und anschließend auf dem Rasen bzw. vor der Tribüne Riesenparty angesagt war oder auch natürlich das denkwürdige Viertelfinale gegen Werder Bremen, als unser damaliger Keeper Zoran Zeljko einen Strafstoß hielt.
In der Anfangszeit meines Fan-Daseins entdeckte ich auch meine Sympathie für den FC St. Pauli. Ich weiß nicht mehr, ob es auch die Saison 1990/91 oder doch 1991/92 war (vermutlich letztere), aber einmal war die F.I.S.H. (Fan-Initiative St. Pauli Hamburg) im Kasseler Schlachthof zu Gast und zeigte einen Film über die dortige Fanszene und ihren Verein. Ich war schwer beeindruckt, dass deren Fans sich sehr gegen Rechtsradikalismus engagierten und nicht nur als erste Fans bundesweit diesbezügliche Aktionen im Stadion durchführten sondern auch entsprechende Merchandising-Artikel herstellten (wie z.B. den heute schon legendären Aufkleber „St. Pauli-Fans gegen Rechts“, wo eine Faust das Hakenkreuz zertrümmert, den danach zahlreiche Vereine bzw. Fangruppen kopierten). Hooligans, so hieß es, würden gar nicht erst ins Stadion gelassen, und rechte Gesänge oder Randalierereien von Gästefans wurden von den St. Pauli-Fans mit „Nazis raus“-Sprechchören oder „Ihr seid doof“-Gesängen kommentiert. Außerdem imponierte mir, dass die Fans immer hinter ihrer Mannschaft stehen und sie bedingungslos unterstützten (sogar applaudierten, wenn ein eigener Spieler den Ball mehrere Meter übers Tor geschossen hatte), wenn ihr Team nur aufopferungsvoll kämpfte. Tja, und da ich eh vom Herzen her schon immer ein Nordlicht war und mein Herz seit jeher für die Kleinen schlug, war es da dann auch schnell um mich geschehen. Da passte einfach alles zusammen.
Bei meinem ersten Besuch am Millerntor (1991 oder 1992) nahm ich mir natürlich auch den einen oder anderen Fanartikel mit, so u. a. eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Gib Nazis keine Chance“, dem St. Pauli-Vereinswappen und einem von einem Fußballstiefel zertretenen Hakenkreuz drauf.
Ich machte aus meiner Sympathie für St. Pauli und die Einstellung gegen Rechtsradikalismus auch keinen Hehl und trug diese Kappe auch bei Spielen des KSV. Für mich stellte sich die Frage gar nicht, dass das ein Problem werden könnte, denn dass man gegen Nazis ist, ist ja (wenn man in der Schule aufgepasst hat) das Normalste, was es gibt, und „das bisschen St. Pauli“ dürfte eigentlich auch keinen stören, schließlich war ich sonst natürlich weit überwiegend in den Vereinsfarben des KSV gekleidet.
Leider musste ich hier schnell eine andere Erfahrung machen. So wurde ich als jemand, der sonst von bestimmten Leuten unter den Hooligans - die damals hinter den Fans in der Gegengerade standen - wohl eher unbeachtet geblieben war, schnell zur Skandalfigur bzw. zum Hassobjekt. Wurde hier und da mal blöd angemacht, was die „linke Scheiße“ soll und konnte Lästereien wie „da hinten kommt der Antifaschist“ natürlich nicht überhören. So wurde mir natürlich auch schnell klar, dass in solchen Kreisen St. Pauli gerade deswegen unbeliebt war, weil sich die Fans halt so vorbildlich gegen Nazis einsetzten. Mich hat aber nicht nur schockiert, dass man von nun an als linksradikal galt, nur weil man nicht rechts war. Ich hatte bis dato auch gedacht, dass doch in erster Linie das Rot-Weiße zählt, also dass man KSV-Fan ist. Und dass wir KSV-Fans zusammenhalten würden, das war für mich so sicher wie das „Amen“ in der Kirche. Alles andere sollte eigentlich eher zweitrangig sein und beim Fußball nicht weiter interessieren, hatte ich gedacht. Schließlich war es ja auch so, dass ich Leute, die zum Fußball kamen, um sich die Fresse einzuhauen, tolerierte, und so war für mich eigentlich klar, dass ich von denselben erst recht (oder zumindest genauso) toleriert werden müsse. Aber offenbar hat es manche Leute derart angestunken, dass da in mir jemand war, der sich erlaubte, nicht rechtsradikal zu sein und dazu auch noch öffentlich zu stehen, dass mir einmal an meine damalige Dienstadresse (die ich wegen des Verkaufs von Aufnähern in einem Fanmagazin veröffentlicht hatte) einer einen Brief schickte, auf dessen Umschlag ein Hakenkreuz gemalt war und sich ein DVU-Aufkleber befand, usw. Ich musste damals auf Grund dieser Scheiße bei meinen damaligen beiden „höheren“ Chefs antanzen, denen ich erstmal erklären musste, dass ich damit nichts zu tun habe und das nur eine Anfeindung von Leuten sein kann, denen das eben stinkt, das ich mich von ihnen und ihrem ewiggestrigen Gedankengut distanziere. Glücklicherweise wurde mir geglaubt, und ich hatte danach bei diesen beiden Vorgesetzten einen besseren Stand als vorher
.
Eine ganz besondere Erfahrung machte ich wegen der gleichen Sache auch mal bei einem Spiel unserer Löwen in Egelsbach, das dürfte 1995 gewesen sein. Die gleiche Kappe auf, und sie natürlich verkehrt herum auf, wurde ich von einem wirklich asozialen Kasseler Hool (ich stelle das so heraus, weil ich irgendwann wirklich zu der Überzeugung kommen konnte, dass man nicht alle Hooligans über einen Kamm scheren kann) übelst angemacht. Ich weiß nicht mehr, ob er gefordert hat, ich solle die Kappe abziehen, oder was er genau wollte. Jedenfalls habe ich trotz seines primitiven Auftretens noch versucht, normal und sachlich mit ihm zu reden und habe ihm versucht zu erklären, dass ich keinesfalls linksradikal bin sondern eben nur gegen Nazis. Aber es war auf keine Ebene mit ihm zu kommen, denn er drohte mir, mir den Rechtsradikalismus schon einzuprügeln. Ich war fassungslos. Später zog meine damalige Freundin, die mit bei diesem Spiel war, auch mal als Versuch die Kappe auf, aber selbst sie wurde von dem Typen blöd angemacht und konnte mit ihm zu keiner Einigung gelangen. Gut, ich hab’ mir später sagen lassen, dass dieser Assi selbst unter den Hooligan-„Kameraden“ nicht wirklich für voll genommen wird, aber natürlich bleibt so was trotzdem haften. Es hat einem einmal mehr gesagt, dass es für manche Leute letztlich nicht zählt, dass man den gleichen Verein liebt und ihn in guten wie in schlechten Zeiten unterstützt.
Leider gab es auch in dem ersten Fanclub, dem ich angehörte (von 1990 bis 1999) teilweise rechte Tendenzen. Und obwohl ich diesem Fanclub, trotz dieses unschönen Beigeschmacks und anderer Dinge, die einen vorzeitigen Austritt meinerseits gerechtfertigt hätten, immer treu blieb, bekam ich von ein paar Mitgliedern - angeblich wegen anderer, fadenscheiniger und nicht wirklich relevanter Gründe - irgendwann die Quittung für meine „Blödheit“, indem man sich von mir trennte. Es war halt der eine oder andere dabei, dem das schon länger auf den Senkel ging, dass da eine so genannte „Zecke“ dabei war, die rechtsradikale Geschehnisse immer wieder anprangerte und forderte, etwas dagegen zu machen, statt sich einfach nichts draus zu machen. Und so wurde nach Gründen gesucht, einen abzuservieren. Besonders bitter, wenn man bedenkt, dass sich von Leuten, die teilweise Jahre lang keine Mitgliedsbeiträge gezahlt hatten, trotz mehrfach angekündigter Konsequenzen nicht getrennt wurde. Auch Leute, die sich oftmals daneben benommen und damit dem Ansehen von Verein und Fanclub geschadet hatten, wurden nicht dafür abgestraft. Und auch traurig, dass Leute, die erst nach einem in den Fanclub aufgenommen worden waren, diese Entscheidung trafen, dass der FC sich von einem trennen müsse und niemand von denen, mit denen man sich eigentlich eng verbunden fühlte und wo man sich gegenseitig immer wohl gesonnen war, widersprach. Also waren wieder mal andere Dinge anscheinend wichtiger als die Tatsache, dass man ein - inzwischen langjähriger - treuer Fan war, zudem noch friedlich und nicht radikal.
Im Nachhinein wurde übrigens von Fans behauptet (und wird teilweise heute noch), dass die Trennung erfolgt sei, weil ich einmal nach einer Fanclubfete rechtsradikale CDs zur Polizei gebracht und den Besitzer angezeigt hätte. Zum einen sei hierzu jedoch gesagt, dass die besagte Fanparty stattgefunden hat, als ich schon nicht mehr dem Fanclub angehörte (ich war dort als Gast und nicht als Mitglied). Und zum anderen werde ich es nie verstehen, wie jemand an den Pranger gestellt werden kann, der angeblich rechtsradikales Liedgut entsorgt hat (ob das wirklich so war, weiß ja gar niemand, aber es wird halt gerne behauptet), während derjenige, der diesen Müll auf die Party mitgebracht hatte, als Opfer hingestellt wird und gar niemand sich darum schert, dass dieser Mensch überhaupt so etwas besessen hat! Theoretisch müsste es ja genau anders herum sein, aber das ist ein anderes Thema. Die Trennung war jedenfalls ein weiterer Beweis, dass eben nicht alle KSV-Fans automatisch zusammenhalten.
Zeitsprung: Nach der in Lohfelden errungenen Landesliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga Hessen sind wir mit ein paar Leuten noch durch die Stadt gezogen; MW mit seiner Frau, ein weiterer Kumpel von mir, ein Mitglied des KSV-Fanclubs „Leberwunder“ (Name von der Redaktion geändert…) und ich. Das „Leberwunder“ tritt irgendwann sehr aggressiv auf, macht meinen Kumpel, einen Nordafrikaner, blöd an. Er fragt meinen Kumpel, ob er Feuer hätte, was dieser höflich verneint. Das „Leberwunder“-Mitglied in Schlägermanier „Ey, willst Du mich blöd anmachen, oder was?“, woraufhin ich ihn natürlich gefragt habe, was er eigentlich wolle. Als er immer aggressiver wird, spreche ich eine gerade vorbei kommende Polizeistreife an und gebe den im Auto sitzenden Beamten den Tipp, den „Herrn“ mal zu kontrollieren. Leider kam es, wie es kommen musste; wir wurden natürlich alle kontrolliert, was mir im Nachhinein für MW und seine Frau leid tat, da das so nicht beabsichtigt war. Während die mir das aber nicht nachtrugen, ist dieser Mensch, der um meine Vorgehensweise ja geradezu gebettelt hatte, darüber bis heute nicht hinweggekommen. So wird mir seit dieser Zeit von einigen seiner Fanclub-Kollegen Verrat angehängt. Man behauptet immer wieder gerne - völlig zusammenhanglos natürlich -, ich hätte ja damals den Typen bei den Bullen verpfiffen
. Das scheint demjenigen noch nicht passiert zu sein, dass man sich gegen sein asoziales Verhalten zur Wehr setzt, statt vor ihm zu kuschen. Und so wurde mir auch am vergangenen Samstag wieder ein „Scheiß-Zecke“ hinterher gerufen, als ich an besagtem vorbei gegangen bin - „mutigerweise“ kommt so was ja immer, wenn man so Jemandem den Rücken zudreht und/oder er von mehreren Gleichgesinnten umgeben ist und schon das eine oder andere getrunken hat. An eine nüchterne Aussprache unter vier Augen (abseits vom Fußball) wäre mit Sicherheit nicht zu denken, dafür dürfte es bei so Leuten nicht reichen…
Ich könnte noch über viele ähnliche Sachen berichten, wie z.B. über eine Fanclubfete, auf der vor wenigen Jahren nach entsprechenden Provokationen kurzzeitig die verbale Kommunikationsebene verlassen wurde und dann im Verlaufe einer Hetzjagd festzustellen war, wie wesentlich wichtiger manchen Leuten andere Dinge sind als die uns alle verbindende gemeinsame Liebe zu unserem KSV. Aber ich denke, dass genügend Beispiele genannt wurden.
Worauf will ich mit meinen Zeilen eigentlich hinaus? - Ich denke, es kann nicht schaden, wenn der eine oder andere unerfahrene Fan ein Stück weit die Illusion verliert, dass wir doch alle eine Familie sind, die zusammen hält. Ich kann auf Grund meiner inzwischen fast 17jährigen Erfahrung als KSV-Fan sagen, dass dies Wunschdenken ist. Es wäre schön, wenn es so wäre, aber ganz so ist es leider nicht. Ich möchte aber auch Niemandem die Euphorie nehmen, die er rund um den KSV vielleicht gerade erst entdeckt hat. Denn es ist ja nicht so, dass es bei anderen Vereinen anders wäre und daher der KSV vielleicht die falsche Adresse ist. Nein, der KSV ist mit Sicherheit ein faszinierender Verein, und gerade auch der „neue“ Verein, also der 1998 neu gegründete KSV, verdient auf jeden Fall alle Unterstützung. Und unsere Fanszene ist ja nun auch nicht die schlechteste. Wir haben ein ordentliches Stimmungspotenzial, und es gibt so viele KSV-Fans, die absolut in Ordnung sind und mit denen man schnell Freundschaft schließen kann, die die Jahre überdauert.
Es ist halt nur so, dass wir nicht „die KSV-Fans“ sind, wie wir das ja auch immer gerne den Medien gegenüber betonen, wenn schlecht über uns berichtet wird, weil es vereinzelte Probleme gab. Ich denke, man sollte den KSV und seine Fanszene ein wenig differenziert sehen, denn es gibt eben „solche“ und „solche“. Ich will hier überhaupt nicht „gut“ und „böse“ trennen, sondern eben nur darauf hinweisen, dass bei Weitem nicht alle dieses familiäre Denken haben und die Gemeinsamkeit, KSV-Fan zu sein, über alle anderen Interessen und Einstellungen und etwaige Meinungsverschiedenheiten in anderen Lebensbereichen stellen.
Aber wie schon gesagt, ist das in anderen Vereinen auch nicht so.
Beispiel Borussia Mönchengladbach. Über meine diesbezüglichen Erfahrungen hatte ich ja weiter oben schon berichtet. Was mir an Spielbesuchen am Niederrhein dagegen gut gefallen hat, war dagegen, dass man rund um die Spiele (ich war dann noch öfter mal da) von allen möglichen Gleichgesinnten freundlich gegrüßt wurde, wo auch immer man sich begegnet ist. Ich habe damals, als ich noch nicht so ein erfahrener KSV-Fan war, auch besonderen Wert darauf gelegt, andere Borussen zu grüßen und hab’ mich gefreut, wenn das erwidert wurde (und noch mehr natürlich, wenn die mich von sich aus grüßten und ich nur zu erwidern brauchte).
Dass es auch ganz anders geht, habe ich am Samstag erlebt. Ich sitze im Zug von Göttingen nach Kassel, und in Hann. Münden steigt eine Gruppe Jugendlicher ein, die offensichtlich auch zum Spiel fahren (zu erkennen an ihren Schals). Von den 5-6 Mann gehen fast alle wortlos an mir vorbei, nur einer bringt immerhin ein „na?“ raus. Wer mich nicht leiden kann, wird sich jetzt sagen „klar, dass mit Dir keiner was zu tun haben will“, aber gerade den Neu-Fans bin ich zu einem großen Teil mit Sicherheit vom Aussehen her noch kein Begriff, so dass man das nicht darauf schieben kann. Ich finde so ein Verhalten irgendwie seltsam, aber es zeigt einem halt einmal mehr, dass selbst unter denen, die neu dazu kommen, nicht zwangsläufig ein „Wir-Gefühl“ vorhanden ist. Viele kochen doch ihr eigenes Süppchen, ob bewusst oder unbewusst.
Zur Borussia sei noch gesagt, dass mir die skandalöse Rückkehr von Stefan Effenberg Mitte der 90er das Borussenherz gebrochen hat. Bis dahin war der Verein etwas Besonderes für mich, weil er für gute Jugendarbeit stand und es eigentlich nie nötig hatte, solche Charakterschweine zu verpflichten. Wenn mir jemand sagt, ich sei dann wohl auch kein wirklicher Fan des Vereins gewesen, wenn ich diesem „nur“ deswegen den Rücken gekehrt habe, dann mag derjenige sogar Recht haben. Wer weiß, was ich mir vom KSV alles gefallen lassen würde…? Ganz sicher hätte er „etwas“ mehr Kredit
, aber alles könnte er sich auch nicht leisten, denke ich.
Beispiel FC St. Pauli. Wo, wenn nicht am Millerntor, hätte man im Laufe der Jahre den Eindruck kriegen können, dass die Fans wirklich alle an einem Strang ziehen? Leider (und das ist meine ganz persönliche Meinung) kamen irgendwann die Ultras, die zwar vielleicht anfangs für ein bisschen Belebung unter den Fans und die Erweiterung des Liedguts sorgen konnten. In der letzten Zeit gewinne ich als gelegentlicher St. Pauli-Fahrer aber mehr und mehr den Eindruck, dass der Funke eigentlich gar nicht (mehr) richtig überspringt. Die Ultras machen trotz aller Kritik, die wohl nach meinen Informationen immer mal im St. Pauli-Forum laut wird, weit gehend ihr eigenes Ding, während der Rest der Fans größtenteils stumm bleibt. Neulich beim Auswärtsspiel bei Union Berlin war die Stimmung im St. Pauli-Block so beschissen, wie ich es - glaube ich - noch nie erlebt habe. Man hört nur noch irgendwelche „Allez“-Lieder, die der Masse der Fans wohl zu schwierig und/oder zu stressig, vielleicht aber irgendwann auch einfach zu langweilig sind, während das früher sonst so oft von allen möglichen Seiten spontan entstehende und auf alle übergreifende „Saaaaankt Pauuuuullliiii“ kaum noch zu hören ist (von klassischen, weniger pseudokreativen Gesängen mal ganz zu schweigen). Mir fehlt da in letzter Zeit dieses Ursprüngliche, diese Stimmung, die sich einfach so ergibt und von vielen Leuten mitgetragen wird und nicht unbedingt minutiös geplant ist oder zu der mittels Megafon animiert wird bzw. werden soll. Ich finde das einfach schade, dass das nicht mehr das St. Pauli ist, was ich mal kennen (und lieben) gelernt habe. Aber okay, warum sollte dort auch eine heile Fan-Welt vorherrschen…?
Beispiel Union Berlin. Nach meinen Erfahrungen, gerade auch bei St. Pauli-Auswärtsspielen (derer zwei in der Hauptstadt habe ich inzwischen erlebt) sind die Unioner im Allgemeinen ganz herzliche Fans, mit denen man sich schnell anfreunden und gut verstehen kann. Es scheint einfach völlig normal zu sein, dass man sich versteht, da muss erst gar kein großes Aufhebens drum gemacht werden. Und doch gibt es auch da Leute, die anders ticken und einen lieber auf die Fresse hauen würden, als sich das auch nur mit anzusehen, wie Unioner und St. Paulianer Schals tauschen und zusammen feiern. Als wir neulich dort waren, habe ich einem netten Unioner erzählt, dass sich vor fünf Jahren die Schmähungen gegen „uns“ St. Paulianer mit „Die Scheiße kommt vom Millerntor“ und „Scheiß St. Pauli“ noch in Grenzen gehalten haben und es schlimmer hätte kommen können. Aber der fand’ sogar das schon ätzend und meinte, er würde sich lieber verbrüdern. Solche friedlichen und netten Menschen haben wiederum mit Sicherheit nichts mit den „Eisernen Kameraden“ zu tun oder z.B. jenem Glatzkopf, der nach dem Spiel durch die Unioner Stadionkneipe „Abseitsfalle“ lief - mit einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Odin statt Jesus“. Von daher kann man auch die Unioner, die alles in allem sicherlich ein relativ verschworener Haufen sind, bestimmt nicht als Familie bezeichnen.
Und man muss sicherlich kein Hellseher sein, um sich denken zu können, dass auch in anderen Fanszenen keine familiären Verhältnisse herrschen werden. Ich denke sogar, je größer eine Fanszene ist, desto weniger kann man wirklich von einer Familie sprechen.
Oder doch…? Das ist halt die Frage, und deshalb habe ich in meiner Überschrift auch das Fragezeichen nicht vergessen. Ist es nicht eigentlich sogar normal, dass sich innerhalb einer Familie nicht alle Familienmitglieder miteinander verstehen und es sogar teilweise tiefe Grabenkämpfe gibt? So gesehen wäre man doch eine Familie. Es ist halt nur die Frage, wie man den Begriff „Familie“ auslegt bzw. was man damit verbindet…
Wie gesagt; diese ganzen Gedanken sollen Niemanden davon abhalten, zum KSV zu gehen. Ich für meinen Teil habe es auch nie in Erwägung gezogen, den Löwen den Rücken zu kehren, weil man von diversen Leuten leider nicht so genommen wird, wie man ist, obwohl man die anderen, deren Verhalten und Einstellungen einen auch stören, schon so nimmt, wie sie sind (okay, einmal vor vielen Jahren hatte ich überlegt, ein Jahr „Fanpause“ einzulegen, was ich aber letztlich nicht gemacht habe). Ich denke ganz einfach, dass es nicht schaden kann, wenn man bestimmte Dinge ein wenig realistischer sieht und an sein gesamtes Fandasein und die Szene keine zu hohen Erwartungen knüpft. In der Realität angekommen, macht es „trotzdem“ wahnsinnig viel Spaß, ein KSV-Fan zu sein. Ich muss sagen, dass ich zu FC-Hessen-Zeiten dem Verein vermutlich nicht in der Form treu geblieben wäre, wenn wir insgesamt nicht so viel Spaß untereinander gehabt hätten. Wenn es keine Erfolge der Mannschaft zu feiern gab, dann haben wir uns eben selbst gefeiert. Aber ich will nicht wieder abschweifen.
Ich wünsche allen Fans unseres KSV, und ganz besonders denen, die noch nicht so lange dabei sind, ganz viel Spaß mit unseren Löwen und hoffe, dass Ihr Euch auch von Leuten, von denen Ihr Euch angegriffen fühlt und/oder die es vielleicht sogar wirklich nicht so gut mit Euch meinen, nicht davon abhalten lasst, ein Teil des KSV zu sein!
Rot und weiß ein Leben lang!
Immer wieder heißt es mal, der KSV wäre eine große Familie, und gerade auch hier im Forum ist ja vor kurzem erst im Zuge von Meinungsverschiedenheiten daran erinnert worden, dass die KSV-Fans doch eine Familie seien und zusammen halten müssten.
Es ist mir ein Anliegen, mich mit dieser Thematik mal ein bisschen eingehender zu befassen und meine diesbezüglichen Erfahrungen und Gedanken niederzuschreiben.
Kurze Vorgeschichte: Ich war früher mal - seit der vierten Klasse - ein „Fan“ von Borussia Mönchengladbach. Das „Fan“ habe ich bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil ich die Spiele eigentlich nur im Radio und vor dem Fernseher verfolgt habe, zwar auch so einige Fanartikel hatte, aber lange Zeit überhaupt nie bei einem Spiel der Borussen war. Irgendwann (fragt mich nicht, wann das war; könnte Ende der 80er gewesen sein…) habe ich mir diesen Traum dann mal verwirklicht, die Borussia live zu sehen. So bin ich mit meinem alten Kumpel, dem späteren KSV-„Fußballgott“ und bekennenden Werderaner Nico Radler, auf den Bökelberg gefahren. Es war für uns DAS Spiel aller Spiele. „Mein“ VfL gegen „seinen“ SV Werder. Da mir damals schon die Bremer sympathisch waren und er auch Gladbach ganz gerne mochte, haben wir untereinander ein paar Fanartikel getauscht, also ich trug zu meinen BMG-Sachen auch eine Werder-Kappe, und er hatte neben diversen Werder-Fanartikeln auch irgendwas von Gladbach an sich. Ich weiß - ehrlich gesagt - gar nicht mehr, ob jeder in „seinen“ Block ging oder wir beide im gleichen waren. Da wo ich war, war jedenfalls der Werder-Block gleich nebenan, es war aber noch die Gladbacher Seite. Während manche Leute sich etwas verwundert die Augen rieben, dass ich als Borusse eine Werder-Kappe trug, konnte es ein Gladbacher nicht lassen, mich blöd anzuquatschen und vorwurfsvoll zu fragen, was das denn wäre und ob ich das toll fände. Nach dem Spiel gingen Nico und ich natürlich wieder zusammen weg, und da gab es auch noch Anti-Werder-Gesänge in meine Richtung, obwohl ich eigentlich im Großen und Ganzen klar als VfL-Fan zu erkennen war. Mich haben solche Sachen damals total gewundert, denn zum einen hat es sich bei den beiden Vereinen doch gar nicht um Intimfeinde gehandelt, und es war kein Derby oder so was, und zum anderen spielte es doch eigentlich keine Rolle (dachte ich), dass ich neben der eigenen Mannschaft auch noch mit den Gästen sympathisiere.
Nun aber zum KSV: Nachdem ich Mitte der 80er Jahre erstmals (mit meinem Dad) beim KSV war und wir seitdem öfter hingegangen sind, als ihm lieb war (er zählte halt mehr zu der Sorte Schönwetter- und Erfolgsfan) und ich auch Ende der 80er immer mal mit ´nem Kumpel da war - meist unter normalen Zuschauern oder gar, nachdem wir den Schiedsrichterschein gemacht hatten, auf der Tribüne - , gesellte ich mich in der Oberliga-Saison 1990/91 beim 1:0-Pokal-Erfolg über den damaligen Zweitligisten FC Homburg erstmals bewusst zu den „richtigen Fans“. Es war irgendwie ein sensationelles Erlebnis; ich fand’ das absolut klasse, den Verein lautstark anzufeuern und gemeinsam zu feiern. Nach diesem Spiel war es wohl um mich geschehen. So was wollte ich wieder erleben und immer wieder. Ich wurde selbst zum Fan, der fortan natürlich immer (also damals) in die Gegengerade ging, um nun immer unter Gleichgesinnten zu sein, die alles geben, um ihren Verein nach vorne zu treiben. Zwangsläufig ergaben sich Kontakte zu Fans, die schon ein bisschen länger dabei sind. Auch wenn er das vielleicht nicht so gerne hört (oder vielleicht doch

Das Fantreffen war aber letztlich eine schöne Sache, denn abgesehen von einem Typen, der rabenvoll war und mich, als ich ihm einmal - wie von ihm gewünscht - ein Bier mitbrachte, fragte ob ich eine rein haben wolle, gab es keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil konnten mir die drei oben genannten am Rande des Treffens versichern, dass man mit Hooligans nichts zu tun habe, so dass ich echt happy war und mich als Neu-Fan absolut wohl fühlen konnte. Ich dachte sogar darüber nach, dem Fanprojekt Wolfhagen, wie es damals hieß, beizutreten. Eigentlich eine verrückte Idee, da ich ja in Niestetal gewohnt habe, aber die Jungs waren halt nun mal meine ersten Ansprechpartner, und irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl dabei. Obwohl die sogar einen so Auswärtigen aufgenommen hätten, kam es dann doch nicht dazu. Warum, weiß ich gar nicht mehr, aber ist ja auch egal. Jedenfalls war der Anfang gemacht, und ich fühlte, nun ein Teil der KSV-Fanszene zu werden. Das war schon toll! Zwar dauerte es noch fast bis zum Ende der Saison, ehe ich (nach mehrmaligen Nachfragen vom Lars, wann ich denn endlich mal mitfahren würde) die erste Auswärtsfahrt mitmachte (im vorletzten Auswärtsspiel ging es zur SG Höchst, wo man knapp gewann), aber auch zuhause gab es viele tolle Erlebnisse, so u. a. die Sensation in der zweiten Pokalrunde gegen die damals ebenfalls zweitklassigen Stuttgarter Kickers, als man nach 1:2-Rückstand in den letzten drei Minuten noch zwei Tore machte und anschließend auf dem Rasen bzw. vor der Tribüne Riesenparty angesagt war oder auch natürlich das denkwürdige Viertelfinale gegen Werder Bremen, als unser damaliger Keeper Zoran Zeljko einen Strafstoß hielt.
In der Anfangszeit meines Fan-Daseins entdeckte ich auch meine Sympathie für den FC St. Pauli. Ich weiß nicht mehr, ob es auch die Saison 1990/91 oder doch 1991/92 war (vermutlich letztere), aber einmal war die F.I.S.H. (Fan-Initiative St. Pauli Hamburg) im Kasseler Schlachthof zu Gast und zeigte einen Film über die dortige Fanszene und ihren Verein. Ich war schwer beeindruckt, dass deren Fans sich sehr gegen Rechtsradikalismus engagierten und nicht nur als erste Fans bundesweit diesbezügliche Aktionen im Stadion durchführten sondern auch entsprechende Merchandising-Artikel herstellten (wie z.B. den heute schon legendären Aufkleber „St. Pauli-Fans gegen Rechts“, wo eine Faust das Hakenkreuz zertrümmert, den danach zahlreiche Vereine bzw. Fangruppen kopierten). Hooligans, so hieß es, würden gar nicht erst ins Stadion gelassen, und rechte Gesänge oder Randalierereien von Gästefans wurden von den St. Pauli-Fans mit „Nazis raus“-Sprechchören oder „Ihr seid doof“-Gesängen kommentiert. Außerdem imponierte mir, dass die Fans immer hinter ihrer Mannschaft stehen und sie bedingungslos unterstützten (sogar applaudierten, wenn ein eigener Spieler den Ball mehrere Meter übers Tor geschossen hatte), wenn ihr Team nur aufopferungsvoll kämpfte. Tja, und da ich eh vom Herzen her schon immer ein Nordlicht war und mein Herz seit jeher für die Kleinen schlug, war es da dann auch schnell um mich geschehen. Da passte einfach alles zusammen.
Bei meinem ersten Besuch am Millerntor (1991 oder 1992) nahm ich mir natürlich auch den einen oder anderen Fanartikel mit, so u. a. eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Gib Nazis keine Chance“, dem St. Pauli-Vereinswappen und einem von einem Fußballstiefel zertretenen Hakenkreuz drauf.
Ich machte aus meiner Sympathie für St. Pauli und die Einstellung gegen Rechtsradikalismus auch keinen Hehl und trug diese Kappe auch bei Spielen des KSV. Für mich stellte sich die Frage gar nicht, dass das ein Problem werden könnte, denn dass man gegen Nazis ist, ist ja (wenn man in der Schule aufgepasst hat) das Normalste, was es gibt, und „das bisschen St. Pauli“ dürfte eigentlich auch keinen stören, schließlich war ich sonst natürlich weit überwiegend in den Vereinsfarben des KSV gekleidet.
Leider musste ich hier schnell eine andere Erfahrung machen. So wurde ich als jemand, der sonst von bestimmten Leuten unter den Hooligans - die damals hinter den Fans in der Gegengerade standen - wohl eher unbeachtet geblieben war, schnell zur Skandalfigur bzw. zum Hassobjekt. Wurde hier und da mal blöd angemacht, was die „linke Scheiße“ soll und konnte Lästereien wie „da hinten kommt der Antifaschist“ natürlich nicht überhören. So wurde mir natürlich auch schnell klar, dass in solchen Kreisen St. Pauli gerade deswegen unbeliebt war, weil sich die Fans halt so vorbildlich gegen Nazis einsetzten. Mich hat aber nicht nur schockiert, dass man von nun an als linksradikal galt, nur weil man nicht rechts war. Ich hatte bis dato auch gedacht, dass doch in erster Linie das Rot-Weiße zählt, also dass man KSV-Fan ist. Und dass wir KSV-Fans zusammenhalten würden, das war für mich so sicher wie das „Amen“ in der Kirche. Alles andere sollte eigentlich eher zweitrangig sein und beim Fußball nicht weiter interessieren, hatte ich gedacht. Schließlich war es ja auch so, dass ich Leute, die zum Fußball kamen, um sich die Fresse einzuhauen, tolerierte, und so war für mich eigentlich klar, dass ich von denselben erst recht (oder zumindest genauso) toleriert werden müsse. Aber offenbar hat es manche Leute derart angestunken, dass da in mir jemand war, der sich erlaubte, nicht rechtsradikal zu sein und dazu auch noch öffentlich zu stehen, dass mir einmal an meine damalige Dienstadresse (die ich wegen des Verkaufs von Aufnähern in einem Fanmagazin veröffentlicht hatte) einer einen Brief schickte, auf dessen Umschlag ein Hakenkreuz gemalt war und sich ein DVU-Aufkleber befand, usw. Ich musste damals auf Grund dieser Scheiße bei meinen damaligen beiden „höheren“ Chefs antanzen, denen ich erstmal erklären musste, dass ich damit nichts zu tun habe und das nur eine Anfeindung von Leuten sein kann, denen das eben stinkt, das ich mich von ihnen und ihrem ewiggestrigen Gedankengut distanziere. Glücklicherweise wurde mir geglaubt, und ich hatte danach bei diesen beiden Vorgesetzten einen besseren Stand als vorher

Eine ganz besondere Erfahrung machte ich wegen der gleichen Sache auch mal bei einem Spiel unserer Löwen in Egelsbach, das dürfte 1995 gewesen sein. Die gleiche Kappe auf, und sie natürlich verkehrt herum auf, wurde ich von einem wirklich asozialen Kasseler Hool (ich stelle das so heraus, weil ich irgendwann wirklich zu der Überzeugung kommen konnte, dass man nicht alle Hooligans über einen Kamm scheren kann) übelst angemacht. Ich weiß nicht mehr, ob er gefordert hat, ich solle die Kappe abziehen, oder was er genau wollte. Jedenfalls habe ich trotz seines primitiven Auftretens noch versucht, normal und sachlich mit ihm zu reden und habe ihm versucht zu erklären, dass ich keinesfalls linksradikal bin sondern eben nur gegen Nazis. Aber es war auf keine Ebene mit ihm zu kommen, denn er drohte mir, mir den Rechtsradikalismus schon einzuprügeln. Ich war fassungslos. Später zog meine damalige Freundin, die mit bei diesem Spiel war, auch mal als Versuch die Kappe auf, aber selbst sie wurde von dem Typen blöd angemacht und konnte mit ihm zu keiner Einigung gelangen. Gut, ich hab’ mir später sagen lassen, dass dieser Assi selbst unter den Hooligan-„Kameraden“ nicht wirklich für voll genommen wird, aber natürlich bleibt so was trotzdem haften. Es hat einem einmal mehr gesagt, dass es für manche Leute letztlich nicht zählt, dass man den gleichen Verein liebt und ihn in guten wie in schlechten Zeiten unterstützt.
Leider gab es auch in dem ersten Fanclub, dem ich angehörte (von 1990 bis 1999) teilweise rechte Tendenzen. Und obwohl ich diesem Fanclub, trotz dieses unschönen Beigeschmacks und anderer Dinge, die einen vorzeitigen Austritt meinerseits gerechtfertigt hätten, immer treu blieb, bekam ich von ein paar Mitgliedern - angeblich wegen anderer, fadenscheiniger und nicht wirklich relevanter Gründe - irgendwann die Quittung für meine „Blödheit“, indem man sich von mir trennte. Es war halt der eine oder andere dabei, dem das schon länger auf den Senkel ging, dass da eine so genannte „Zecke“ dabei war, die rechtsradikale Geschehnisse immer wieder anprangerte und forderte, etwas dagegen zu machen, statt sich einfach nichts draus zu machen. Und so wurde nach Gründen gesucht, einen abzuservieren. Besonders bitter, wenn man bedenkt, dass sich von Leuten, die teilweise Jahre lang keine Mitgliedsbeiträge gezahlt hatten, trotz mehrfach angekündigter Konsequenzen nicht getrennt wurde. Auch Leute, die sich oftmals daneben benommen und damit dem Ansehen von Verein und Fanclub geschadet hatten, wurden nicht dafür abgestraft. Und auch traurig, dass Leute, die erst nach einem in den Fanclub aufgenommen worden waren, diese Entscheidung trafen, dass der FC sich von einem trennen müsse und niemand von denen, mit denen man sich eigentlich eng verbunden fühlte und wo man sich gegenseitig immer wohl gesonnen war, widersprach. Also waren wieder mal andere Dinge anscheinend wichtiger als die Tatsache, dass man ein - inzwischen langjähriger - treuer Fan war, zudem noch friedlich und nicht radikal.
Im Nachhinein wurde übrigens von Fans behauptet (und wird teilweise heute noch), dass die Trennung erfolgt sei, weil ich einmal nach einer Fanclubfete rechtsradikale CDs zur Polizei gebracht und den Besitzer angezeigt hätte. Zum einen sei hierzu jedoch gesagt, dass die besagte Fanparty stattgefunden hat, als ich schon nicht mehr dem Fanclub angehörte (ich war dort als Gast und nicht als Mitglied). Und zum anderen werde ich es nie verstehen, wie jemand an den Pranger gestellt werden kann, der angeblich rechtsradikales Liedgut entsorgt hat (ob das wirklich so war, weiß ja gar niemand, aber es wird halt gerne behauptet), während derjenige, der diesen Müll auf die Party mitgebracht hatte, als Opfer hingestellt wird und gar niemand sich darum schert, dass dieser Mensch überhaupt so etwas besessen hat! Theoretisch müsste es ja genau anders herum sein, aber das ist ein anderes Thema. Die Trennung war jedenfalls ein weiterer Beweis, dass eben nicht alle KSV-Fans automatisch zusammenhalten.
Zeitsprung: Nach der in Lohfelden errungenen Landesliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga Hessen sind wir mit ein paar Leuten noch durch die Stadt gezogen; MW mit seiner Frau, ein weiterer Kumpel von mir, ein Mitglied des KSV-Fanclubs „Leberwunder“ (Name von der Redaktion geändert…) und ich. Das „Leberwunder“ tritt irgendwann sehr aggressiv auf, macht meinen Kumpel, einen Nordafrikaner, blöd an. Er fragt meinen Kumpel, ob er Feuer hätte, was dieser höflich verneint. Das „Leberwunder“-Mitglied in Schlägermanier „Ey, willst Du mich blöd anmachen, oder was?“, woraufhin ich ihn natürlich gefragt habe, was er eigentlich wolle. Als er immer aggressiver wird, spreche ich eine gerade vorbei kommende Polizeistreife an und gebe den im Auto sitzenden Beamten den Tipp, den „Herrn“ mal zu kontrollieren. Leider kam es, wie es kommen musste; wir wurden natürlich alle kontrolliert, was mir im Nachhinein für MW und seine Frau leid tat, da das so nicht beabsichtigt war. Während die mir das aber nicht nachtrugen, ist dieser Mensch, der um meine Vorgehensweise ja geradezu gebettelt hatte, darüber bis heute nicht hinweggekommen. So wird mir seit dieser Zeit von einigen seiner Fanclub-Kollegen Verrat angehängt. Man behauptet immer wieder gerne - völlig zusammenhanglos natürlich -, ich hätte ja damals den Typen bei den Bullen verpfiffen

Ich könnte noch über viele ähnliche Sachen berichten, wie z.B. über eine Fanclubfete, auf der vor wenigen Jahren nach entsprechenden Provokationen kurzzeitig die verbale Kommunikationsebene verlassen wurde und dann im Verlaufe einer Hetzjagd festzustellen war, wie wesentlich wichtiger manchen Leuten andere Dinge sind als die uns alle verbindende gemeinsame Liebe zu unserem KSV. Aber ich denke, dass genügend Beispiele genannt wurden.
Worauf will ich mit meinen Zeilen eigentlich hinaus? - Ich denke, es kann nicht schaden, wenn der eine oder andere unerfahrene Fan ein Stück weit die Illusion verliert, dass wir doch alle eine Familie sind, die zusammen hält. Ich kann auf Grund meiner inzwischen fast 17jährigen Erfahrung als KSV-Fan sagen, dass dies Wunschdenken ist. Es wäre schön, wenn es so wäre, aber ganz so ist es leider nicht. Ich möchte aber auch Niemandem die Euphorie nehmen, die er rund um den KSV vielleicht gerade erst entdeckt hat. Denn es ist ja nicht so, dass es bei anderen Vereinen anders wäre und daher der KSV vielleicht die falsche Adresse ist. Nein, der KSV ist mit Sicherheit ein faszinierender Verein, und gerade auch der „neue“ Verein, also der 1998 neu gegründete KSV, verdient auf jeden Fall alle Unterstützung. Und unsere Fanszene ist ja nun auch nicht die schlechteste. Wir haben ein ordentliches Stimmungspotenzial, und es gibt so viele KSV-Fans, die absolut in Ordnung sind und mit denen man schnell Freundschaft schließen kann, die die Jahre überdauert.
Es ist halt nur so, dass wir nicht „die KSV-Fans“ sind, wie wir das ja auch immer gerne den Medien gegenüber betonen, wenn schlecht über uns berichtet wird, weil es vereinzelte Probleme gab. Ich denke, man sollte den KSV und seine Fanszene ein wenig differenziert sehen, denn es gibt eben „solche“ und „solche“. Ich will hier überhaupt nicht „gut“ und „böse“ trennen, sondern eben nur darauf hinweisen, dass bei Weitem nicht alle dieses familiäre Denken haben und die Gemeinsamkeit, KSV-Fan zu sein, über alle anderen Interessen und Einstellungen und etwaige Meinungsverschiedenheiten in anderen Lebensbereichen stellen.
Aber wie schon gesagt, ist das in anderen Vereinen auch nicht so.
Beispiel Borussia Mönchengladbach. Über meine diesbezüglichen Erfahrungen hatte ich ja weiter oben schon berichtet. Was mir an Spielbesuchen am Niederrhein dagegen gut gefallen hat, war dagegen, dass man rund um die Spiele (ich war dann noch öfter mal da) von allen möglichen Gleichgesinnten freundlich gegrüßt wurde, wo auch immer man sich begegnet ist. Ich habe damals, als ich noch nicht so ein erfahrener KSV-Fan war, auch besonderen Wert darauf gelegt, andere Borussen zu grüßen und hab’ mich gefreut, wenn das erwidert wurde (und noch mehr natürlich, wenn die mich von sich aus grüßten und ich nur zu erwidern brauchte).
Dass es auch ganz anders geht, habe ich am Samstag erlebt. Ich sitze im Zug von Göttingen nach Kassel, und in Hann. Münden steigt eine Gruppe Jugendlicher ein, die offensichtlich auch zum Spiel fahren (zu erkennen an ihren Schals). Von den 5-6 Mann gehen fast alle wortlos an mir vorbei, nur einer bringt immerhin ein „na?“ raus. Wer mich nicht leiden kann, wird sich jetzt sagen „klar, dass mit Dir keiner was zu tun haben will“, aber gerade den Neu-Fans bin ich zu einem großen Teil mit Sicherheit vom Aussehen her noch kein Begriff, so dass man das nicht darauf schieben kann. Ich finde so ein Verhalten irgendwie seltsam, aber es zeigt einem halt einmal mehr, dass selbst unter denen, die neu dazu kommen, nicht zwangsläufig ein „Wir-Gefühl“ vorhanden ist. Viele kochen doch ihr eigenes Süppchen, ob bewusst oder unbewusst.
Zur Borussia sei noch gesagt, dass mir die skandalöse Rückkehr von Stefan Effenberg Mitte der 90er das Borussenherz gebrochen hat. Bis dahin war der Verein etwas Besonderes für mich, weil er für gute Jugendarbeit stand und es eigentlich nie nötig hatte, solche Charakterschweine zu verpflichten. Wenn mir jemand sagt, ich sei dann wohl auch kein wirklicher Fan des Vereins gewesen, wenn ich diesem „nur“ deswegen den Rücken gekehrt habe, dann mag derjenige sogar Recht haben. Wer weiß, was ich mir vom KSV alles gefallen lassen würde…? Ganz sicher hätte er „etwas“ mehr Kredit

Beispiel FC St. Pauli. Wo, wenn nicht am Millerntor, hätte man im Laufe der Jahre den Eindruck kriegen können, dass die Fans wirklich alle an einem Strang ziehen? Leider (und das ist meine ganz persönliche Meinung) kamen irgendwann die Ultras, die zwar vielleicht anfangs für ein bisschen Belebung unter den Fans und die Erweiterung des Liedguts sorgen konnten. In der letzten Zeit gewinne ich als gelegentlicher St. Pauli-Fahrer aber mehr und mehr den Eindruck, dass der Funke eigentlich gar nicht (mehr) richtig überspringt. Die Ultras machen trotz aller Kritik, die wohl nach meinen Informationen immer mal im St. Pauli-Forum laut wird, weit gehend ihr eigenes Ding, während der Rest der Fans größtenteils stumm bleibt. Neulich beim Auswärtsspiel bei Union Berlin war die Stimmung im St. Pauli-Block so beschissen, wie ich es - glaube ich - noch nie erlebt habe. Man hört nur noch irgendwelche „Allez“-Lieder, die der Masse der Fans wohl zu schwierig und/oder zu stressig, vielleicht aber irgendwann auch einfach zu langweilig sind, während das früher sonst so oft von allen möglichen Seiten spontan entstehende und auf alle übergreifende „Saaaaankt Pauuuuullliiii“ kaum noch zu hören ist (von klassischen, weniger pseudokreativen Gesängen mal ganz zu schweigen). Mir fehlt da in letzter Zeit dieses Ursprüngliche, diese Stimmung, die sich einfach so ergibt und von vielen Leuten mitgetragen wird und nicht unbedingt minutiös geplant ist oder zu der mittels Megafon animiert wird bzw. werden soll. Ich finde das einfach schade, dass das nicht mehr das St. Pauli ist, was ich mal kennen (und lieben) gelernt habe. Aber okay, warum sollte dort auch eine heile Fan-Welt vorherrschen…?
Beispiel Union Berlin. Nach meinen Erfahrungen, gerade auch bei St. Pauli-Auswärtsspielen (derer zwei in der Hauptstadt habe ich inzwischen erlebt) sind die Unioner im Allgemeinen ganz herzliche Fans, mit denen man sich schnell anfreunden und gut verstehen kann. Es scheint einfach völlig normal zu sein, dass man sich versteht, da muss erst gar kein großes Aufhebens drum gemacht werden. Und doch gibt es auch da Leute, die anders ticken und einen lieber auf die Fresse hauen würden, als sich das auch nur mit anzusehen, wie Unioner und St. Paulianer Schals tauschen und zusammen feiern. Als wir neulich dort waren, habe ich einem netten Unioner erzählt, dass sich vor fünf Jahren die Schmähungen gegen „uns“ St. Paulianer mit „Die Scheiße kommt vom Millerntor“ und „Scheiß St. Pauli“ noch in Grenzen gehalten haben und es schlimmer hätte kommen können. Aber der fand’ sogar das schon ätzend und meinte, er würde sich lieber verbrüdern. Solche friedlichen und netten Menschen haben wiederum mit Sicherheit nichts mit den „Eisernen Kameraden“ zu tun oder z.B. jenem Glatzkopf, der nach dem Spiel durch die Unioner Stadionkneipe „Abseitsfalle“ lief - mit einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „Odin statt Jesus“. Von daher kann man auch die Unioner, die alles in allem sicherlich ein relativ verschworener Haufen sind, bestimmt nicht als Familie bezeichnen.
Und man muss sicherlich kein Hellseher sein, um sich denken zu können, dass auch in anderen Fanszenen keine familiären Verhältnisse herrschen werden. Ich denke sogar, je größer eine Fanszene ist, desto weniger kann man wirklich von einer Familie sprechen.
Oder doch…? Das ist halt die Frage, und deshalb habe ich in meiner Überschrift auch das Fragezeichen nicht vergessen. Ist es nicht eigentlich sogar normal, dass sich innerhalb einer Familie nicht alle Familienmitglieder miteinander verstehen und es sogar teilweise tiefe Grabenkämpfe gibt? So gesehen wäre man doch eine Familie. Es ist halt nur die Frage, wie man den Begriff „Familie“ auslegt bzw. was man damit verbindet…
Wie gesagt; diese ganzen Gedanken sollen Niemanden davon abhalten, zum KSV zu gehen. Ich für meinen Teil habe es auch nie in Erwägung gezogen, den Löwen den Rücken zu kehren, weil man von diversen Leuten leider nicht so genommen wird, wie man ist, obwohl man die anderen, deren Verhalten und Einstellungen einen auch stören, schon so nimmt, wie sie sind (okay, einmal vor vielen Jahren hatte ich überlegt, ein Jahr „Fanpause“ einzulegen, was ich aber letztlich nicht gemacht habe). Ich denke ganz einfach, dass es nicht schaden kann, wenn man bestimmte Dinge ein wenig realistischer sieht und an sein gesamtes Fandasein und die Szene keine zu hohen Erwartungen knüpft. In der Realität angekommen, macht es „trotzdem“ wahnsinnig viel Spaß, ein KSV-Fan zu sein. Ich muss sagen, dass ich zu FC-Hessen-Zeiten dem Verein vermutlich nicht in der Form treu geblieben wäre, wenn wir insgesamt nicht so viel Spaß untereinander gehabt hätten. Wenn es keine Erfolge der Mannschaft zu feiern gab, dann haben wir uns eben selbst gefeiert. Aber ich will nicht wieder abschweifen.
Ich wünsche allen Fans unseres KSV, und ganz besonders denen, die noch nicht so lange dabei sind, ganz viel Spaß mit unseren Löwen und hoffe, dass Ihr Euch auch von Leuten, von denen Ihr Euch angegriffen fühlt und/oder die es vielleicht sogar wirklich nicht so gut mit Euch meinen, nicht davon abhalten lasst, ein Teil des KSV zu sein!
Rot und weiß ein Leben lang!