Ohne Bahnhof, ohne Stars, ohne Erfahrung
Verfasst: 23. Nov 2006, 17:45
von http://www.sport1.de :
Ohne Bahnhof, ohne Stars, ohne Erfahrung
München - Ein Schloss-Museum, vier Kinderspielplätze und zur Abwechslung mal die jährliche "Kerb" (Kirmes) im Herbst: In Wehen, einem 6.800-Einwohner-Stadtteil von Taunusstein, ist in der Regel nicht viel los.
Adnan Masic kassierte erst 14 Gegentore - Top-Wert in der Regionalliga
Vorschau Adnan Masic kassierte erst 14 Gegentore - Top-Wert in der Regionalliga
Seit ein paar Wochen ist von der besinnlichen Ruhe im Westen Hessens jedoch nicht mehr viel zu spüren. Es grassiert das Fußball-Fieber - oder besser formuliert: Wehen liegt in den Fußball-Wehen.
Seit dem 13. Spieltag ist der SV Wehen Tabellenführer der Regionalliga Süd, elf Spiele blieb das Team zuletzt unbesiegt.
Sieg im Spitzenspiel
Zum Abschluss der Vorrunde besiegte der Zweitliga-Aspirant im Spitzenspiel die TSG Hoffenheim mit 2:1 und feierte den Herbstmeister-Titel. Der Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz beträgt bereits zehn Punkte.
"Der SV hat sich in den letzten Jahren nicht nur sportlich weiterentwickelt, es wurden für seine Verhältnisse auch professionelle Strukturen geschaffen", erklärt Manager Bruno Hübner.
Erfolg trotz Vasic-Abgang
Professionelle Strukturen hin oder her: Die Wehener Dominanz ist dennoch erstaunlich.
So bekleiden seit Anfang Oktober die unerfahrenen Christian Hock und Steffen Vogler als Duo das Traineramt, nachdem der langjährige Coach Djuradj Vasic die Offerte von Zweitligist Braunschweig annahm - wo er mittlerweile schon wieder entlassen wurde.
Und im SVW-Kader stehen fast ausschließlich Nobodies ohne Bundesliga-Erfahrung. Dem überregionalen Publikum sind höchstens die Namen von Sandro Schwarz (früher Mainz), Matias Cenci (St. Pauli) oder Torwart Adnan Masic (Siegen) ein Begriff.
"Die letzte Möglichkeit"
"Für viele von uns ist es die letzte Möglichkeit, in den bezahlten Fußball zu kommen", sagt Mittelfeldspieler Sascha Amstätter. "Das erklärt vielleicht, warum wir uns derart auf dieses Ziel konzentrieren und uns derzeit nichts aus der Bahn werfen kann."
Die treibende Kraft hinter den Wehener Ambitionen ist Mäzen Hein Hankammer. "Wenn man sich keine hohen Ziele setzt, geht es bergab", lautet die Maxime des 75-Jährigen, dessen Firma "Brita" der weltweit führende Hersteller von Wasserfiltern ist.
Umzug in die Landeshauptstadt geplant
Und da Stagnation für so einen Mann Rückschritt bedeutet, strebt der SV eine Expansion an.
Aus dem beschaulichen Stadion am Halberg zieht der Verein im nächsten Sommer ins benachbarte Wiesbaden in das 10.000 Zuschauer fassende Stadion an der Berliner Straße um. In spätestens zwei Jahren soll in der hessischen Landeshauptstadt eine neue Arena entstehen.
"Wir haben nicht einmal einen Bahnhof"
"In Wiesbaden gibt es einige Sponsoren, die genau wie die Stadt sehr daran interessiert sind, dass wir kommen", sagt Hankammer.
"In Wehen rechnet sich Profi-Fußball nicht. Außerdem haben wir noch nicht einmal einen Bahnhof, an dem Gästefans ankommen könnten."
Vorsicht in Hoffenheim
Deutlich professioneller geht es beim Tabellenzweiten Hoffenheim zu. Neben topmodernen Trainingsanlagen verfügt die von Multi-Milliardär Dietmar Hopp geförderte TSG mit Trainer Ralf Rangnick sowie mit Francisco Copado, Selim Teber oder Jochen Seitz über bewährte Kräfte aus der Bundesliga.
Und die Aussichten für den Aufstieg sind gut: Trotz der Niederlage in Wehen beträgt das Polster auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz ebenfalls schon sieben Punkte.
"Unser Kader ist stark genug für den Aufstieg", meint Manager Jan Schindelmeiser. "Aber noch haben wir nichts erreicht."
Starke Nachwuchsmannschaften
Direkt hinter dem Spitzenduo liegen auf Rang drei und fünf die zweiten Mannschaften des VfB Stuttgart und FC Bayern München.
Zwischen den beiden Reserve-Teams, die nicht in die Zweite Liga aufsteigen dürfen, liegen auf dem vierten Platz die Stuttgarter Kickers, denen nach einem Blitzstart mit sechs Siegen und einem Remis zuletzt die Luft ausging.
Trainerfluktuation auf dem Betzenberg
Auf den Abstiegsrängen finden sich der SC Pfullendorf, der SV Darmstadt, Aufsteiger FK Pirmasens sowie der 1. FC Kaiserslautern II wieder.
Besonders für die zweite Mannschaft der "Roten Teufel" scheint ein Klassenverbleib illusorisch, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt bereits 13 Zähler. Mit Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Olaf Marschall steht in der laufenden Saison bereits der dritte Trainer in der Verantwortung.
Haruka Gruber
Ohne Bahnhof, ohne Stars, ohne Erfahrung
München - Ein Schloss-Museum, vier Kinderspielplätze und zur Abwechslung mal die jährliche "Kerb" (Kirmes) im Herbst: In Wehen, einem 6.800-Einwohner-Stadtteil von Taunusstein, ist in der Regel nicht viel los.
Adnan Masic kassierte erst 14 Gegentore - Top-Wert in der Regionalliga
Vorschau Adnan Masic kassierte erst 14 Gegentore - Top-Wert in der Regionalliga
Seit ein paar Wochen ist von der besinnlichen Ruhe im Westen Hessens jedoch nicht mehr viel zu spüren. Es grassiert das Fußball-Fieber - oder besser formuliert: Wehen liegt in den Fußball-Wehen.
Seit dem 13. Spieltag ist der SV Wehen Tabellenführer der Regionalliga Süd, elf Spiele blieb das Team zuletzt unbesiegt.
Sieg im Spitzenspiel
Zum Abschluss der Vorrunde besiegte der Zweitliga-Aspirant im Spitzenspiel die TSG Hoffenheim mit 2:1 und feierte den Herbstmeister-Titel. Der Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz beträgt bereits zehn Punkte.
"Der SV hat sich in den letzten Jahren nicht nur sportlich weiterentwickelt, es wurden für seine Verhältnisse auch professionelle Strukturen geschaffen", erklärt Manager Bruno Hübner.
Erfolg trotz Vasic-Abgang
Professionelle Strukturen hin oder her: Die Wehener Dominanz ist dennoch erstaunlich.
So bekleiden seit Anfang Oktober die unerfahrenen Christian Hock und Steffen Vogler als Duo das Traineramt, nachdem der langjährige Coach Djuradj Vasic die Offerte von Zweitligist Braunschweig annahm - wo er mittlerweile schon wieder entlassen wurde.
Und im SVW-Kader stehen fast ausschließlich Nobodies ohne Bundesliga-Erfahrung. Dem überregionalen Publikum sind höchstens die Namen von Sandro Schwarz (früher Mainz), Matias Cenci (St. Pauli) oder Torwart Adnan Masic (Siegen) ein Begriff.
"Die letzte Möglichkeit"
"Für viele von uns ist es die letzte Möglichkeit, in den bezahlten Fußball zu kommen", sagt Mittelfeldspieler Sascha Amstätter. "Das erklärt vielleicht, warum wir uns derart auf dieses Ziel konzentrieren und uns derzeit nichts aus der Bahn werfen kann."
Die treibende Kraft hinter den Wehener Ambitionen ist Mäzen Hein Hankammer. "Wenn man sich keine hohen Ziele setzt, geht es bergab", lautet die Maxime des 75-Jährigen, dessen Firma "Brita" der weltweit führende Hersteller von Wasserfiltern ist.
Umzug in die Landeshauptstadt geplant
Und da Stagnation für so einen Mann Rückschritt bedeutet, strebt der SV eine Expansion an.
Aus dem beschaulichen Stadion am Halberg zieht der Verein im nächsten Sommer ins benachbarte Wiesbaden in das 10.000 Zuschauer fassende Stadion an der Berliner Straße um. In spätestens zwei Jahren soll in der hessischen Landeshauptstadt eine neue Arena entstehen.
"Wir haben nicht einmal einen Bahnhof"
"In Wiesbaden gibt es einige Sponsoren, die genau wie die Stadt sehr daran interessiert sind, dass wir kommen", sagt Hankammer.
"In Wehen rechnet sich Profi-Fußball nicht. Außerdem haben wir noch nicht einmal einen Bahnhof, an dem Gästefans ankommen könnten."
Vorsicht in Hoffenheim
Deutlich professioneller geht es beim Tabellenzweiten Hoffenheim zu. Neben topmodernen Trainingsanlagen verfügt die von Multi-Milliardär Dietmar Hopp geförderte TSG mit Trainer Ralf Rangnick sowie mit Francisco Copado, Selim Teber oder Jochen Seitz über bewährte Kräfte aus der Bundesliga.
Und die Aussichten für den Aufstieg sind gut: Trotz der Niederlage in Wehen beträgt das Polster auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz ebenfalls schon sieben Punkte.
"Unser Kader ist stark genug für den Aufstieg", meint Manager Jan Schindelmeiser. "Aber noch haben wir nichts erreicht."
Starke Nachwuchsmannschaften
Direkt hinter dem Spitzenduo liegen auf Rang drei und fünf die zweiten Mannschaften des VfB Stuttgart und FC Bayern München.
Zwischen den beiden Reserve-Teams, die nicht in die Zweite Liga aufsteigen dürfen, liegen auf dem vierten Platz die Stuttgarter Kickers, denen nach einem Blitzstart mit sechs Siegen und einem Remis zuletzt die Luft ausging.
Trainerfluktuation auf dem Betzenberg
Auf den Abstiegsrängen finden sich der SC Pfullendorf, der SV Darmstadt, Aufsteiger FK Pirmasens sowie der 1. FC Kaiserslautern II wieder.
Besonders für die zweite Mannschaft der "Roten Teufel" scheint ein Klassenverbleib illusorisch, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt bereits 13 Zähler. Mit Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Olaf Marschall steht in der laufenden Saison bereits der dritte Trainer in der Verantwortung.
Haruka Gruber