Printausgabe vom 29.08.2005
Abschiedsspiel von Mikayil Kabaca nimmt noch ein versöhnliches Ende
Von Michael Helms
Frankfurt. Es war ein Abschied der ganz besonderen Art für Mikayil Kabaca. 13 Jahre lang spielte «Kaba», wie sie ihn beim Fußball-Oberligisten FSV Frankfurt nur nennen, für den Club vom Bornheimer Hang. Aber zuletzt hatte der 28 Jahre Kabaca, der in der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit drei Mal am Knie operiert worden war, seinen Stammplatz verloren und wurde sogar nur noch in der Landesligamannschaft des FSV eingesetzt. «Ich habe zehn Jahre auf hohem Niveau gespielt, deshalb war die Situation sehr unbefriedigend für mich. Auch wenn ich sehr am FSV Frankfurt hänge», begründete Kabaca seinen überraschenden Entschluss, den Club zu verlassen und sich kurz vor Ende der Transferperiode am 31. August dem Ligakonkurrenten FSV Steinbach anzuschließen.
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Da die Verantwortlichen des FSV Frankfurt ihm keine Steine in den Weg legten, stand er also beim Heimspiel gegen den OSC Vellmar zum letzten Mal im Kader der Bornheimer. Zu den Klängen des Chansons «Niemals geht man so ganz» von Trude Herr verließ Kabaca nach seiner Verabschiedung mit einem Blumenstrauß in den Händen und Tränen in den Augen den Rasen des Stadions am Bornheimer Hang, um ihn drei Minuten vor dem Abpfiff noch einmal zu betreten. FSV-Trainer Gerhard Kleppinger hatte ihn für den verletzten Ibrahim Uyanik, der sich einen Bluterguss im Knöchel zugezogen hat, ins Spiel gebracht. Dies war allerdings keine freundschaftliche Geste, sondern eine zwingend notwendige Maßnahme, um den 2:1-Erfolg des Klassenprimus über die Zeit zu retten. Und so musste Kabaca noch einmal fußballerische Schwerstarbeit für den FSV verrichten, ehe er gemeinsam mit den 450 Zuschauern den sechsten Sieg des Titelfavoriten im sechsten Saisonspiel feiern konnte.
Nach den zuletzt fast mühelos erzielten Erfolgen mussten die Anhänger des FSV dieses Mal lange bangen, ehe der dreifache Punktgewinn endlich unter Dach und Fach war. Der OSC Vellmar demonstrierte eindrucksvoll, wie er am Mittwoch zuvor den KSV Hessen Kassel, den wohl schärfsten Konkurrenten des FSV im Kampf um die Meisterschaft, mit 3:2 besiegt hatte. Die unbequem spielenden und leidenschaftlich kämpfenden Nordhessen, von ihrem Trainer Ralph Kistner bestens auf den scheinbar übermächtigen Gegner eingestellt, hätten beinahe den Siegeszug der Bornheimer beendet. «Der Sieg des FSV war zwar verdient, aber ich ärgere mich über die Art und Weise, wie wir hier verloren haben», sagte Kistner und meinte vor allem jene Szene, die in der 80. Minute zum Siegtreffer führte. «Da lassen wir uns im gegnerischen Stadion auskontern», kritisierte der frühere Torjäger seine Spieler, die vor dem Treffer zum 2:1 durch Enis Dzihic jegliche Ordnung in ihrer Defensivabteilung vermissen ließen. Acht Minuten zuvor hatte der aufgerückte Henning Zimmermann mit einem wuchtigen Kopfball nach einem Freistoß von Uyanik den Ausgleich erzielt und so noch eine Wende erzwungen, an die viele der Zuschauer nicht mehr so recht geglaubt hatten. «Wir sind wieder viel zu fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen. Und wenn unser Torhüter Florian Bicking in der 70. Minute nicht das 2:0 für Vellmar verhindert, wird es für uns ganz haarig», erklärte Kleppinger.
Mit hervorragenden Reflexen ist auch Tobias Klöppner ausgestattet. Der Torwart des OSC Vellmar brachte die Spieler des FSV Frankfurt beinahe zur Verzweiflung. Seine Glanztat lieferte Klöppner in der 56. Minute ab, als Zimmermann, Holm Hentschke und Wolfgang Strack, der im übrigen sein 100. Punktspiel für den FSV bestritt, innerhalb von wenigen Sekunden freistehend an Klöppner scheiterten. Machtlos war Bicking nach vier Minuten gewesen, als Jörg Odensaß aus kurzer Distanz den Ball per Kopf zur Gästeführung ins Tor beförderte. «Man braucht nicht zu glauben, dass wir jedes Spiel mit 6:0 gewinnen», bat FSV-Mannschaftskapitän Bernd Winter später um ein wenig Nachsicht mit dem Tabellenführer, der in der Tat nicht sonderlich überzeugen konnte, weil fast alle Spieler nicht ihr vorhandenes Potenzial abriefen. Dennoch boten sich den Bornheimern noch genügend Möglichkeiten zu weiteren Toren. So traf Atila Ciftci nur die Latte (22. Minute) oder Hentschke scheiterte an Klöppner (26.).
Am Ende aber nahm der Nachmittag aus Sicht der Frankfurter Fans und vor allem für Mikayil Kabaca noch einen versöhnlichen Ausgang. «Einen besseren Abschied kann ich nicht haben, jetzt müssen wir nur noch Meister werden», sagte der zukünftige Spieler des FSV Steinbach, der so ganz den Club vom Bornheimer Hang – Trude Herr lässt grüßen – noch nicht verlassen hat.