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von Löwe13 » 27. Jan 2006, 13:54
In der Frankfurter Rundschau hört es sich wieder so an, als ob sich wieder Türchen öffnen:
Die Ersten verlassen Eschborn
Trainer Scheer hofft, heute mit dem Rest trainieren zu können
Von Susan Dobias
In Eschborn hat die große Flucht begonnen. Kurz nach dem Erhalt der Hiobsbotschaft über die drohende Pleite und den damit verbundenen Gang zum Insolvenzrichter baten die ersten Spieler des Fußball-Regionalligisten um die Auflösung ihrer Verträge. Daniel Cartus, Cesar M’Boma, Sead Mehic und Marco Kück haben ihre Koffer gepackt und suchen bereits einen neuen Verein. So schnell, wie sie in der Winterpause gekommen waren, so schnell sind sie wieder verschwunden. In einer gemeinsamen Sitzung hatte der Verein seinen Angestellten nahe gelegt, sich auch anderweitig zu orientieren.
Die noch Unentschlossenen schauen nun mit bangem Blick auf die heutige Entscheidung. Im Laufe des Tages will der vorläufige Insolvenzverwalter, Jan Markus Plathner, bekannt geben, ob der 1. FC Eschborn den Spielbetrieb aufrechterhalten kann. Bei einer positiven Antwort wäre das gleichbedeutend damit, dass zumindest die Spielergehälter mittels einer Vorfinanzierung für ein paar Monate gezahlt werden könnten. Sollte das der Fall sein, will Trainer Klaus Scheer noch am späten Nachmittag trainieren und die durch den Rückzug des kasachischen Investors Tofik Davidoff ins Stocken geratene Saisonvorbereitung fortsetzen.
Wen der Coach in diesem Fall begrüßen kann, bleibt abzuwarten. „Ich werde mit denen weitermachen, die dann noch da sind. Wenn Spieler einen neuen Verein finden, muss man sie schweren Herzens gehen lassen“, sagte Scheer, der eine ähnliche Situation schon einmal in Saarbrücken erlebt hatte. Damals sei auch alles gut gegangen.
Abstieg als kleinstes Übel
Ob seine Spieler ähnlich denken, wird sich heute zeigen. Die meisten Akteure werden sich wohl nach anderen, sicheren Möglichkeiten umsehen. Damit wäre auch die minimale Hoffnung auf den Klassenerhalt dahin. Der Abstieg in die vierte Liga, gegen den sich die Hessen mit ursprünglich acht Neuzugängen in der Rückrunde wehren wollten, wäre im Moment aber das kleinste Übel. „Ich denke dennoch, dass wir genügend gute Spieler hier behalten können, um uns weiter zu präsentieren“, sagte Scheer, der hofft, dass die möglichen vorauszuzahlenden Monatsgehälter als Neustart dienen.
Mehr aber auch nicht, denn auch wenn der Spielbetrieb weiterläuft und Eschborn die Saison zu Ende spielen kann, ist immer noch nicht sicher, ob im Sommer nicht doch noch Insolvenz angemeldet werden muss. In so einem Falle wäre der Lizenzentzug die sichere Folge, ein Weiterspielen in der Oberliga für den designierten Regionalliga-Absteiger kaum möglich. Es könnte aber noch schlimmer kommen, wenn sich der Verein auflösen muss. Dann stünden auch die etwa 350 Nachwuchs-Kicker vor einem Scherbenhaufen.
Grüne fordern Rettung der Amateurabteilungen
Wiesbaden · Nach dem Insolvenzantrag des 1. FC Eschborn haben die hessischen Grünen die zuständigen Politiker dazu aufgefordert, die Jugend- und Amateurabteilungen des Vereins zu retten. Es sei eine Fehlentscheidung des Eschborner Magistrats und des Main-Taunus-Landrats Berthold Gall (CDU) gewesen, die Profiabteilung mit einer Bürgschaft über eine Million Euro retten zu wollen, sagte die Grünen-Landesvorsitzende Kordula Schulz-Asche am Donnerstag in Wiesbaden. Genauso falsch sei aber die heutige Haltung des Landrats, „jetzt dürfe die Stadt keinen Cent zusätzlich in den Verein stecken“, befand Schulz-Asche, die selbst im Main-Taunus-Kreis lebt. Tragisch sei nicht die Insolvenz der Profiabteilung. Tragisch sei vielmehr, „dass die Jugendabteilung und der Amateursport durch die Insolvenz im Regen stehen“.
Die Landtagsfraktion der Grünen warf dem Innenministerium, dem Regierungspräsidium und dem Main-Taunus-Kreis vor, als Kommunalaufsicht versagt zu haben. Sie hätten der Bürgschaft zugestimmt, „obwohl alle Beteiligten Bauchgrimmen hatten“, monierte der Grünen-Sportpolitiker Jürgen Frömmrich.
Vor einem Jahr hatte der Eschborner Magistrat dem finanziell angeschlagenen Fußballverein eine Ausfallbürgschaft in Höhe von einer Million Euro gewährt. Die Aufsichtsbehörde des Kreises hatte diese Bürgschaft genehmigt. pit