So ganz weit an der Wahrheit vorbei geht der Artikel leider nicht. Das halte ich zwar beim Extratip zunächst einmal für einen Ausrutscher, aber seis drum.
Welche Motive könnte "irgend jemand" haben, sich für einen Fußballverein überhaupt zu engagieren? Da gibt es die, die sich das als Hobby leisten, um als Oberzampanonen dastehen zu können. Dann welche, denen nix mehr einfällt vor lauter Geld. Wiederum solche, die unbedingt ihren Namen im Fernsehen, im Internet, in der Zeitung haben wollen. Andere wollen Rendite sehen. Und schließlich gibt es solche, die sich verbunden fühlen mit ihrer Region, ihrem Verein ...
Am liebsten wäre den meisten doch einer mit zentnerschwerem Geldkoffer, der außerdem noch permanent Runden schmeißt und die Puppen tanzen lässt, gelle?
Ham wa hier nich! (Der Letzte von der Sorte war auch nicht so der Bringer ...)
Also müsste man wen finden, der Sachverstand bzgl. Vereinsführung mitbringt, regional mit der Wirtschaft und überregional mit dem Fußball so vernetzt ist, dass ersiees mit kontinuierlicher Arbeit Dinge aufbaut ... und sie so vor den lieben Kollegen und dem Umfeld schützt, dass sie nicht mit dem ***** wieder eingerissen werden. Der Beliebtheitspreis bei den Fans ist da eher zweitrangig. Ich glaube auch nicht, dass eine nennenswerte Zahl von Leuten wegbliebe, "weil der Dingsbums vom Vorstand ein A ... ist". Das wäre dann doch gar zu dünne als Ausrede.
Sponsorenpotenzial ist in Kassel einfach nicht da. Es gibt an größeren Unternehmen K+S, Wintershall, SMA, B.Braun; Dependancen gibt es von Daimler und VW, und da verließen sie ihn schon so ziemlich. K+S und SMA kämpfen zwar nicht ums Überleben, aber doch um die Substanz, fallen also raus. Wintershall beschränkt sich auf Kulturförderung und hat keine Verträge mit Sportsponsoring. B.Braun macht Handball, Daimler Kassel ist viel zu klein. Und VW ist schon Großsponsor ... wobei ich das manchmal so empfinde, dass das so ist, als ließe man sich vom Gummibärchenverkäufer sponsern anstatt von Haribo (VW hat hier nur ein Werk, und ihre Zentrale hat schon n so ne Art Fuißballverein).
Es bleiben also nur mittelständische Unternehmen für das Sponsoring - und entsprechend auch für die Vereinsführung. Von daher war Jens Rose genau der Richtige - und muss, glaube ich, auch niemandem mehr was beweisen. Dumm ist einfach, dass es zu viele Häuplinge gibt und kaum Indianer - jeder, der mal einen Ball gestiftet hat, meint, das qualifiziert ihn zum Mitschnabeln in allen wichtigen Angelegenheiten. Also müsste ein Obermacker her, der derlei nicht mitmacht ... wie lange würde das wohl gutgehen, bis er an jeder Straßenecke als Diktator, wenn nicht Schlimmeres, gebrandmarkt wäre? Konsortium? Gibt nur Chaos und würde öffentlich als Sauwirtschaft angeprangert. Also was tun? Einen finden, der so ein dickes Fell hat, dass er die ganzen Querschüsse auf Dauer mitmacht und sich gleichzeitig einen Dreck darum schert, was aus seinem Geld wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür schätze ich nicht hoch ein.
Also müsste man schauen, was man tun kann, um einem Wirtschaftsmenschen wenigstens eine Renditeaussicht bieten zu können. Das hieße natürlich zunächst: weg von den abgehalfterten Exprofis und gnadenlos auf eigenen Nachwuchs gesetzt - die Konsequenz, dass man erst einmal ein oder zwei Ligen zurück ginge, mit eingeschlossen. Wenn man das aber qualifiziert anginge, wäre mittelfristig der Verein eine lukrative Anlaufstelle für andere (sagen wir mal aus der zweiten/dritten Liga), die selbst keine aufwendige Nachwuchsarbeit betreiben können oder wollen. Kurz gefasst, Farmteam für andere Vereine ... mit der Perspektive, dass man LANGSAM selbst wieder an Bedeutung gewänne.
Schmecken will mir diese Pille auch nicht so richtig - aber einen anderen gangbaren Weg sehe ich derzeit nicht. Die RL gibt dafür einfach weder sportlich noch hinsichtlich der Attraktivität genug her ...