Mein Bericht (Teil2):
Unten auf der Tartanbahn kommen 2 Leutchen offiziellen Charakters auf uns zu und beginnen ein Gespräch mit uns:
Hier könnt ihr nicht bleiben. Bitte mitkommen....
Zefix-'luja, gibt's des?
Ich pack meinen Krempel zusammen und bin etwas angefressen. Wer hat sich da beschwert? Vielleicht der weiß-behemdete Mensch, der zwischendurch mal aufgesprungen ist und sein Handy gezogen hat?
Aus der Masse der einheimischen VIP-Besucher löst sich eine einzelne Person und kommt auf mich zu, als ich die Tribünentreppe absteige. "Auch das noch", denke ich. "Jetzt muß ich mir wohl stellvertretend für unsere Clique noch ein paar warme Worte zum Thema 'Stadionknigge für VIPs' anhören". Aber weit gefehlt.
"Wieso geht ihr jetzt plötzlich?", fragt mich der weißhaarige Mann.
- "Weil es der Typ dort unten so will", erwider ich und zuck mit den Schultern.
"Aber warum? Ich mein: Ihr feuert euer Team an, ihr macht Stimmung...Ihr grölt eure Lieder, so isses im Stadion..."
- "Scheinbar passt das nicht jedem."
"Ja wieso denn. Ich versteh das nicht. Ihr tut doch keinem was"
- "Nein, wir tun keinem was", mach' ich das Echo.
Ich kann dem netten Mann nicht weiterhelfen. Wir drücken uns die Hand, wünschen uns gegenseitig ein schönes Spiel. Im Grunde eine angenehme

Begegnung mit einem Einheimischen, aber ich muss schauen, dass ich den schwarz-blauen Jungs
hinterher komme. Und die Scurity wartet schließlich nicht ewig auf mich.
Unten am Tribünenabgang läüft mir "Wassi" über den Weg, seit ewig Haus- und Hofreporterin in Sachen SpVgg."Verstehst du des?", brumm ich zu ihr rüber, "Dieses Riesenstadion, aber keine 9 Plätze für uns?" Sie lacht: "Passt schon. Ihr kommt in die Rundschau, da machen wir eine Story draus!". Rundschau. Was ist Rundschau? Eine Sendung beim Weidener Lokalsender, den ich daheim nicht empfangen kann? Eine Zeitung, die mir nie zugestellt wird? Womöglich komm ich noch groß raus und bekomm nix mit davon.
Ich bilde mit großem Abstand den letzten Mann unseres Sprengels, der jetzt im losen, langgestreckten Gänsemarsch im Stadioninneren auf der Tartanbahn erneut grob Richtung Fanblock (vor)geführt wird. Bloß ein schwarzer Mann ist noch hinter mir und paßt auf, dass ich keinen Scheiß mach. Z.B. könnte ich mich ja mal aus Jux in diese Trainerbank setzen und auf die Tour dummerweise 4491 Kasselaner Fassballfans provozieren, die uns gerade im Moment voll im Focus haben. Aber ich hab das Gefühl, die halten uns eher für eine Art Pausenclowns, die zu zu blöd sind ihren Platz zu finden.
Am Ende der Haupttribüne - ein Großteil der Nordkurve trennt uns von den rot-weißen Ultras - dürfen wir dann Platz nehmen. Wir haben einen Tribünenbereich mehr oder weniger für uns allein. Gefühlt würde ich sagen; Das ist genau die Tribüne, die Flo eine halbe Stunde vorher von der Rückseite her entdeckt hat. Fest steht: Auch in der 2.ten Halbzeit ist uns das Weidener Tor am nächsten und wir hätten auch gerne mal den Sturm angefeuert.
Vor unserer Tribüne haben sich jetzt 3 Herren mit Leibchen in gelber Leuchtfarbe und Aufschrift "Security" platziert. Offenbar ehrenamtliche Sicherheitsgaranten. Um diesen mehr Ausdruck zu verleihen, steht der obligatorische schwarze Mann (ihr wisst schon: Mit dem Kn....) daneben. Außerdem ein Polizist, der kräftig mit der Filmkamera auf uns draufhält. Markus packt seine Kamera aus, stellt sich dem Duell und filmt zurück. Später bietet er dem Polizisten an, die Filmcassetten zu tauschen.
Rechts, im Abstand von etwa 10 Metern flankieren uns sitzend mehr als 20 Bereitschaftspolizisten. Links ist Zaun,
weil Tribünenende. Dermaßen gedoppelt kann von uns keine Gefahr ausgehen, das sehe ich selber ein.
Wer eine Bratwurst holen will, bekommt eine Begleitung verpaßt. Getränke werden nach Sammelbestellungen zur Tribüne geliefert....
Gut, dass auch noch Fussball gespielt wird und sich unsere Mannschaft teuer verkauft. Das macht Laune.
Es ist kurz vor Spielschluss. Ein schwarzer Sheriff kommt zu uns: "Wer von euch ist der Fahrer!?"
Wie, falsch geparkt oder was...?
"Ich will wissen, wer von euch der Fahrer ist!" Markus kommt nach vorne. "Paß auf," meint der schwarze Mann zu ihm,"du gehst jetzt mit mir zu eurem AUto, wir fahren es hierher bis zur Tribüne. Deine Leute steigen ein, du fährst ab und wir begleiten euch bis außerhalb des Geländes. Alles klar?"
Für den eifrigen Security-Beamten muss eine Welt zusammenbrechen, als Markus ihm eingesteht: "Wir woll'n ja noch gar nicht weg. Erst trinken wir noch was mit ein paar Kasselaner Fans. So is ausg'macht....".
Schlußpfiff. Trotz allem knapp verloren. Die Weidener Spieler kommen in unser Eck, sie haben uns anscheinend doch bemerkt. Abklatschen, ein paar Aufmunterungen.
Jetzt müssen wir raus aus dem Stadion, doch das gute Angebot der Security haben wir ausgeschlagen....
Was machen wir?

Naja, wir gehen einfach zum Ausgang!!
Wir mischen uns in der Strom der Einheimischen, kassieren aufmunterndes Schulterklopfen, freundliche anerkennende Blicke, ein paar trösenden Sprüche von Leuten, die wir noch nie gesehen haben. Klar: Wer gewinnt, kann damit großzügig sein.
Trotzdem nett.

Woanders gabe es in ähnlicher Situation schon Schadenfreude und Spott.
Ein Junger meint grinsend, wir hätten lange gebraucht, bis wir unseren Platz gefunden hätten. Ich versuche ihm im Vorbeigehen den Sacherverhalt zu erklären und dass trotz Insiderwissen die Tribüne C offenbar schlecht zu finden sei.
Wie vereinbart treffen wir ein paar Kassel-Fans und pilgern mit ihnen zu einem Gasthaus. Unterwegs kommen wir wieder am ".ÄSTE-Block" vorbei. Diesmal sind die Gitter offen.
In der Wirtschaft wird es gemütlich und lustig. Wurstplatten werden für uns aufgetischt (leckere "Alte Wurscht", lokale Spezialität), zum Freibier werden wir eingeladen. Man "fachsimpelt", tauscht Meinungen aus. Angenehme Atmosphäre .
23 Uhr: Zahlen und Heimfahrt.
Mein Fazit:
- Wer auch immer Regie geführt hat bei unserer Odyssee durchs Auestadion, wer das veranlasst hat:
Mal drüber nachdenken, ob das so in Ordnung war. Punkt.

- Alle Kasselaner, mit denen wir in irgendeiner Form direkten Kontakt hatten (bei unserer Ankunft; die Betreuung während der 2ten Halbzeit in unserem Block; bei Spielende; der Ausklang in der Wirschaft) waren überaus freundlich und leutselig. Gerade den 3, 4 Leuten, die mit uns ein Bier getrunken haben, hat man angemerkt, dass sie etwas mit Gastfreundschaft am Hut haben. haben. Vielen Dank dafür!

- Genau genommen muss man auch den Ultras von Kassel für ihre Nachsicht Dank zollen: Dass Sie uns 15min Zeit gegeben haben, diesen anfänglichen "Irrtum" zu korrigieren. Uns in diesen Block zu lotsen war blauäugig und hätte locker mit einem solchen für uns enden können.
