Bin mal gespannt wer überzeugt genug von seiner Meinung ist, auf diesen Roman einzugehen. Die Umfrage ist dabei sowas von scheiß egal.
Also, zuerst einmal zu den stets angemahnten Gefahren, die unbestreitbar bestehen, die kleine Frage, ob ihr eure Aussagen mit Zahlen belegen könnt?! Klar können Bengalen bei unsachgemäßem Gebrauch gefährlich sein, das können Bastelscheren auch (Hinweis: Übertreibungs macht anschaulich!). Realitätsnaher wäre wahrscheinlich ein Vergleich mit Ski-, Auto- oder Sportunfällen, ständig sind Menschen Gefahren ausgesetzt, nirgends wird so ein Aufriss gemacht. Niemand fordert beispielsweise ein Verbot für schnelle Autos, nur weil sie vielleicht an vielen tödlichen Unfällen schuld sind, auch an Unfällen Unbeteiligter. Und erzählt mir nicht man könne nicht auf den Tachobereich jenseits der 240km/h verzichten.
Wenn man sich mal anguckt, wieviel Pyrotechnik seit Jahren, ach was, seit JahrZEHNTEN(!), in Deutschland und auf der ganzen Welt im Rahmen von Fußballspielen zum Einsatz kam, und wieviele Menschen in diesem Zusammenhang tatsächlich verletzt wurden, dann würden den Kritikern wahrscheinlich die Argumente ausgehen.
Ich wette es verletzen sich jedes Jahr an Silvester mehr Menschen durch Feuerwerk, als über das ganze Jahr gesehen im Rahmen von Fußballspielen. Ich weiß, das ist nur eine Vermutung, aber die gründet sich auf jahrelangen Erfahrungen, man kriegt ja mit, welche Geschichten den Weg in die Medien finden. Und da überwiegt doch klar die Fraktion der Silvester-Verletzten.
Und da ist es dann also nicht mehr schlimm? Da soll es dann auf einmal nicht mehr verboten werden? Neee, warum auch, ist ja schließlich jahrhunderte alter Bestandteil einer Tradition. Und wenn es das für Fußballfans auch ist? Das hat auch nichts mit "Pyromanie" zu tun, mit "zwanghafter Brandstiftung".
Das ist ein Ausdruck von Leidenschaft. Dem ursprünglichsten aller Gefühle, wenn es um Sport und Fußball im Speziellen geht. Und, zugegeben, auch eine gewisse Demonstration, eine martialische Symbolik spielt eine Rolle. Eher als Stilmittel denn als ernstgemeinte Bedrohung. Dieses Gebaren blieb doch bisher auch meist im Rahmen, nicht nur in Kassel, deutschlandweit. Es spielt im Zusammenhang mit Pyrotechnik sowieso überhaupt erst eine Rolle, seit angefangen wurde, sie aus fadenscheinigen Gründen zu kriminalisieren. Vorher gab es dieses, ich sage mal "Geprolle", eben in anderer Form, es gehört doch schon immer zum Fußball dazu. Warum wird in Zeiten wo es vermehrt ums Geld geht plötzlich so getan, als ginge das einher mit Pyrotechnik und der Ultrakultur?
http://www.schwatzgelb.de hat geschrieben:Die Wahrheit ist: Wer den Fußball komplett befrieden will, muss ihm seine Brisanz rauben – und damit auch all das, was seine Faszination begründet.
Wahre Worte!
Ich bleibe dabei, niemandem der Offiziellen geht es hier vordergründig um die Sicherheit, es geht auf lange Sicht gesehen um eine Menge Geld, was sie zu verlieren fürchten. Die angesprochenen fehlenden Belege für die Behauptung, dass Pyro ein nicht kontrollierbares (!) Sicherheitsrisiko darstellt; sorgen dann dafür, dass man mit der Randale-Keule kommt und die Tatsachen völlig verdreht.
Natürlich gab es Zeiten, in denen Leuchtspuren in benachbarte Blöcke geflogen sind, aber der größte Teil der sich heute mit Pyro verbunden fühlenden Ultras und Fans verurteilt soetwas doch ganz klar. Das wird in den Medien aber nicht klar genug differenziert. Auch was Böller angeht. Mit der Kampagne gab es vor kurzem eine Möglichkeit, Böller, Leuchtspuren, kreuz und quer fliegende Bengalen endlich ad acta zu legen, diese wurde nicht genutzt, im Gegenteil, die Reaktion auf die wirklich respektlose Absage des DFB wird nun noch als Argument ausgeschlachtet, die ganze Geschichte noch mehr zu kriminalisieren. Das ist nämlich der springende Punkt, ein an und für sich harmloser Akt soll vollends kriminalisiert werden, um den Fußball noch mehr so zu gestalten, wie sich die Herren von und zu das vorstellen. Irgendwann verschwinden auch die Stehplätze, es verschwindet das Bier, es verschwindet die Tradition, es verschwinden die Fans und es verschwindet das Kulturgut Fußball!
Dass dies seitens der Ultras schon früh erkannt wurde, beschert uns in Deutschland vielleicht den glücklichen Umstand, dass es was die Kommerzialisierung des Sports angeht noch nicht ganz so weit ist, wie in anderen Ländern (England-Sitzplätze, Italien-Tessera, etc.).
Dass der Kampf gegen den modernen Fußball ganz oben auf der Agenda Ultradeutschlands steht, dürfte jedem klar sein und von Teilen hoffentlich auch befürwortet werden. Dass die Medien seit geraumer Zeit nichts anderes sind, als folgsame Schoßhündchen der lenkenden Herren von DFB und DFL, nur um ein eigenes möglichst großes Stück vom riesigen Kuchen Fußball abzubekommen, rafft keiner.
http://dynamofanz-grug.de/des-kaisers-neue-kleider/ hat geschrieben:"Jene Presse, die es in einem demokratischen Staat irgendwie geschafft hat, sich selbst gleichzuschalten? Medien, die sich vor allem in ihren Internetpräsenzen höchstens noch im Layout voneinander abgrenzen, und deren einziger Wettbewerb darin zu bestehen scheint, „das aktuelle Thema“ noch sensationsgeiler auszuschlachten als die anderen? Wobei völlig egal ist, ob es gerade um Vogelgrippe geht oder um Fußball – die andauernde Effekthascherei kennt keine Gnade, und die Hysterie des ZDF ist von der eines RTL nicht mehr zu unterscheiden"
Die Presse spielt eine wichtige Rolle, viele von euch lassen sich eine Meinung aufzwingen, teils bewusst, teils unbewusst. Eine Differenzierung findet nicht mehr statt, das erwarte ich von den einzelnen Bürgern schon gar nicht mehr, wie auch, wenn einem alles mundgerecht serviert wird, braucht man seine eigene Meinung nur noch zu schlucken und schon hat man sich in einer Debatte deutlich positioniert. Dass diese Debatte so keine Chance hat, ausgelgichen zu verlaufen ist traurig, das Ergebnis sind dann u.a. Teile dieses Threads. Viele werden jetzt eh um die Ecke kommen und behaupten, dass sie gut alleine in der Lage wären, sich eine objektive Meinung zu bilden, dann bin ich aber gespannt, was ihr mir in der angesprochenen Debatte entgegenbringen könnt, außer nachzulabern, was man durch die Presse aufschnappt: Pyro mit Randale gleichzusetzen, Leute in Schubladen zu stecken, das Abbrennen von Feuerwerk beim Fußball mit Bürgerkriegen (sic!) gleichzusetzen etc. pp.
Das Schöne ist, dass eine derartige Diskussion mit einigen hier wahrscheinlich wirklich möglich ist, das traurige hingegen, dass der Zug in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit dank der gezielten Hetze und Propaganda, die es in ähnlicher Form in den letzten Jahren höchstens von Sarrazin gegen türkische "Kopftuchmädchen" (

) gab, leider abgefahren zu sein scheint. Was bleibt? Unbequem und unangenehm zu bleiben, aufrecht zu bleiben, frei zu bleiben. Dass man damit den Medien in die Karten spielt ist der traurige Nebeneffekt, aber das ist der einzige Weg, der nun bleibt, auch eine Art Trotzreaktion, denn der kommunikative Weg ist gescheitert.
Dass so ein Teufelskreis entsteht, der Ultra vor immer mehr Diskussion und Pyrogegner stellt, wird dabei bewusst in Kauf genommen, es ist wie mit dem geschlagenen Hund, der sich in die Enge getrieben fühlt!
Dafür ist ist die Ultraszene hierzulande zu stolz, zu groß, zu geschlossen. Ultra hat in hohem Maße mit gewissen Idealen zu tun, dazu gehört auch sich nicht manipulieren zu lassen, sich treu zu bleiben. Manchmal erscheint das kindisch und dickköpfig, ich nenne es einfach willensstark. Und dass man Pyro als Teil seiner Kultur begreift, ist einer der wenigen Punkte, über die man sich einig ist. Und dass es so selbstverständlich für die Ultras ist, macht es umso schwieriger und führt zur aktuellen Situation, nämlich dass es überall brennt, die sich der DFB aber selbst eingebrockt hat. Ein Pyrrhussieg.